PETROGRAPHISCHE UND GEOCHEMISCHE UNTERSUCHUNGEN ZUR HERKUNFTSBESTIMMUNG VON MARMOREN HELLENISTISCHER GRABSTELEN THESSALIENS

Materialuntersuchungen zur Herkunftsbestimmung von Bau- und Skulpturmarmoren der Antike gehören zu den ältesten «archäometri- schen» Analysenmethoden. Seit Lepsius (1891) ist die Reihe der Geologen, Petrographen und Geochemiker nie abgerissen, die mit ihrem fachspezifischen Methodeninventar eine Typisierung und regionale Zuordnung des Naturwerksteins Marmor versucht haben. Neben den qualitativen und quantitativen petrographischen Untersuchungen unter dem Polarisationsmikroskop (Washington 1898, Weiss 1954, Herz 1955, Bautsch und Kelch 1960, Renfrew und Peacey 1968) sind es in jüngerer Zeit vor allem die geo chemischen, von der Bestimmung der Neben- und Spurenelementgehalte bis zur Isotopenanalyse reichenden Analysen (Rybach und Nyssen 1965, Craig and Craig 1972, Conforto et al. 1975, Manfra et al. 1975), von denen sich Archäologen und Geowissenschaftler beweiskräftige Aussagen über die Herkunft von Marmoren erhoffen.

Allerdings hat keines dieser bisher erprobten Analysenverfahren für sich alleine ein universell anwendbares Herkunftskriterium zu erbringen vermocht : petrographische Untersuchungen nach dem Vorbild Lepsius' sind von Renfrew und Peacey (1968, S. 58) kritisch gewürdigt und als wenig geeignet zurückgewiesen worden, während Conforto et al. (1975, S. 212) feststellen müssen, dass die Unterscheidung mediterraner Marmore alleine auf der Grundlage ihrer chemischen Zusammensetzung ausserordentlich schwierig ist, und auch Manfra et al. (1975, S. 218) kommen bei Kohlenstoff- und Sauerstoffisotopenuntersuchungen an ana- tolischen Marmoren zu einem wenig ermutigenden Schluss : «The problem of uniquely identifying the provenance of a given specimen of marble can hardly be solved by the isotopic method alone» .

«La Thessalie», CMO 6, Arch. 2, Lyon 1979. R. GAST, Κ. GERMANN & Ε. EILERT