24.03.2023

Der Bührle-Kunstraub

Wie Ermittler die Mafia unterwandern

Mit filmreifen Methoden holt die Zürcher Justiz ein 100-Millionen-Bild zurück, das beim Überfall auf das Bührle-Museum 2008 gestohlen wurde. «Es geschah am … Der Bührle-Kunstraub» zeigt exklusiv die Hintergründe.
Der Bührle-Kunstraub: Wie Ermittler die Mafia unterwandern
Der verdeckte Ermittler wird bedroht: Mirza Sakic als Mario, Krunoslav Sebrek als Bobe. (Bild: SRF/Samuel Schalch)

10. Februar 2008. Bewaffnete Diebe stürmen das Bührle-Museum in Zürich, entwenden vier Kunstwerke und verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. Es ist der grösste Kunstraub Europas. Zwei der Bilder, Werke von Van Gogh und Monet, werden eine Woche nach dem Raub auf einem Parkplatz in der Nähe wieder gefunden. Wie die Zürcher Justiz die beiden anderen Bilder – einen Degas und den 100-Millionen-Cézanne («Der Knabe mit der roten Weste») – zurückholen konnte, war bisher unbekannt.

Nun, 15 Jahre später, sprechen die Staatsanwaltschaft und die Polizei zum ersten Mal über den Fall. Die Aktion war spektakulär: Die Zürcher Kriminalbehörden schleusten einen verdeckten Ermittler in die serbische Mafia-Bande ein und gaben vor, international Pornofilme zu produzieren. Es folgten Einladungen zu Luxus-Weekends in St. Moritz GR, riskante Begegnungen im kriminellen Milieu Belgrads und ein gefakter Millionen-Deal, um die Bilder zurückzukaufen.

Was wie reine Fiktion klingt, ist Realität, wie es in einer Mitteilung von SRF heisst. «Diesen Weg haben wir beschritten, weil die Staatsanwaltschaft nicht nur die Wiederbeschaffung der Bilder in Auftrag gegeben hat, sondern auch die Täter zur Rechenschaft ziehen wollte», erklärt Peter Bächer, Chef Strukturkriminalität der Kantonspolizei Zürich. Dies bestätigt auch Urs Hubmann, Leitender Staatsanwalt: «Man darf nicht vergessen, dass solche Tätergruppen auch Leute in Zürich haben, die kriminelle Taten vorbereiten. Wenn wir das zulassen, wird es hier deutlich unsicherer, deshalb war es uns wichtig, gegen die Täter vorzugehen.» 

Die Aktion war für die Ermittelnden nicht ohne Risiko: «Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, mussten die verdeckten Ermittler exakt den Anweisungen der Führungspersonen in der Zentrale folgen. Und dies hat in diesem Fall zum Erfolg geführt», bilanziert Beat Rhyner von der Stadtpolizei Zürich. Tatsächlich ist es ihnen gelungen, sowohl das Bild zurückzuholen als auch die Täter zu überführen. «Der Knabe mit der roten Weste», ein Meilenstein der Kunstgeschichte von Paul Cézanne, hängt inzwischen im Kunsthaus Zürich. Es wurde zusammen mit den anderen Bildern aus der Sammlung des Industriellen Emil Bührle dem Kunsthaus übergeben. 

Die neueste Folge der Doku-Drama-Reihe «Es geschah am …» erzählt die Hintergründe der Aktion. Um keine Rückschlüsse auf die echten Polizistinnen und Polizisten zu ermöglichen, wurde die Geschichte der verdeckten Ermittler stark verändert. Vertreter der Staatsanwaltschaft sowie der Stadtpolizei und Kantonspolizei Zürich nehmen ebenso Stellung wie der damalige Direktor der Bührle-Stiftung.

«Es geschah am … Der Bührle-Kunstraub» ist seit Freitag auf dem Streamingportal Play Suisse verfügbar und wird am Samstag, 1. April 2023, um 20.10 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt. (pd/cbe)


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