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Functional Training

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Was ist Functional Training?

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Die Frage, was denn unter Funktionellem Training (Functional Training) zu verstehen ist, wird kontrovers diskutiert und kann nicht mit einer einfachen Definition beantwortet werden. In welche Richtung sich die Trainingsmethode bewegt, lässt sich einerseits von der Wortherkunft und andererseits von der Praxis herleiten. Doch weder das eine noch das andere führt zur definitiven Klärung.

 

Functional Training: Was heißt denn überhaupt funktionell?

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Funktion bedeutet in etwa so viel wie Sinn oder Zweck. Funktionelles Training kann demnach als zweckmäßiges Training bezeichnet werden. Was als zweckmäßig gilt, hängt von Sportart, Trainingsstand, Leistungsziel oder Trainingsauffassung ab. So wird je nach Ausgangssituation und Zieldefinition sportartspezifisches Training oder klassisches Krafttraining zum Funktionellen Training. Dies passiert aus dem einfachen Grund, dass Funktionelles Training zum Ziel hat, Athleten oder Gesundheitssportler auf die Ausübung einer Sportart bzw. den Alltag optimal vorzubereiten.

Aus dieser Perspektive wird aus einer eingelenkigen Übung wie dem Langhantel-Curl plötzlich eine funktionelle Übung oder das sportartspezifische Training im Fußball zum Funktionellen Training. Mit anderen Worten: „Funktionell“ bedeutet „den Anforderungen entsprechend“. Was der aktuelle Hype daraus macht, wird jedoch nicht immer diesem Anspruch gerecht.

 

Anforderungsorientierung im Functional Training

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Anforderungsorientiert bedeutet im Verständnis der Vorreiter des Functional Trainings, dass Kompetenzen, die sportartübergreifend notwendig sind, gefördert werden. Ins Zentrum gerückt werden die Qualität von Bewegungsabläufen, Muskelfunktionen und die Leistungssteigerung von Basisfähigkeiten von sportartübergreifender und alltagsorientierter Bedeutung. Der Fokus liegt auf Grundbewegungen, die in beinahe allen Sportarten vorkommen. So finden sich Kernbewegungen wie Laufen, Springen, Hüpfen und Drehen als Grundelemente im Funktionellen Training wieder.

Von hoher Bedeutung in allen Sportarten ist auch die Stabilisation von Gelenken und des gesamten Rumpfes (Core Stability). Ebenso sind Anforderungen an die Propriozeption (Eigenwahrnehmung von Muskeln, Sehnen und Gelenken) und ein mehr oder weniger stark ausgeprägter Schnellkraftanteil überall zu finden. Für den Breitensportler stehen Bewegungen des täglichen Lebens wie Aufstehen, Aufrichten, Heben, Gehen und Tragen im Vordergrund.

Wenn man traditionelles Krafttraining auf diese Kernelemente hin überprüft, so erfüllt es die Anforderungen an ein Funktionelles Training nicht. Die Bewegungen an einer Maschine beschränken sich meist auf nur ein Gelenk und die Stabilisationsarbeit wird durch eine sitzende oder liegende Übungsausführung nicht gefordert. Dies entspricht kaum einer Bewegungsform in einer bestimmten Sportart oder im Alltag.

Nach dem Physiotherapeuten Gary Gray, der in den 1990er-Jahren einer der Ersten war, welcher eine funktionelle Denkweise vertrat, integrieren funktionelle Bewegungsformen immer mehrere Muskeln und Muskelgruppen gleichzeitig. (1)

Damit orientiert er sich an den Kernbewegungen in Sport und Alltag. Auch diese laufen immer über mehrere Muskeln und Gelenke, sogenannte Muskel- und Bewegungsketten, ab. Einen hohen Stellenwert hat dabei auch immer die Stabilisationsfunktion der Muskulatur.

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Functional Training: Übungen ohne klassische Kraftgeräte

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Die geforderte Mehrgelenkigkeit und Stabilisationsarbeit macht klar, weshalb man die Übungen losgelöst von klassischen Kraftgeräten ausführt. Der Sportler lernt dadurch, den eigenen Körper mit oder ohne Zusatzlast in verschiedenen Positionen zu stabilisieren, auszubalancieren und damit auch reaktionsbereit zu bleiben.

Bei der Stabilisationsmuskulatur geht es vor allem um die tiefe Bauchmuskulatur, die Hüftabduktoren und Hüftrotatoren sowie die Schulterblattstabilisatoren. Diese werden auch isoliert und damit auf den ersten Blick mit nicht funktionellen Übungen trainiert. Aufgrund des erreichten Effekts einer besseren Stabilisation und der damit einhergehenden Verletzungsprophylaxe und Leistungsverbesserung werden sie jedoch wieder funktionell. Ein Vertreter dieses Konzepts ist der amerikanische Fitnessexperte Mark Versteegen, Gründer des „Athlete’s Performance Institute“ und Entwickler des Trainingsprogramms „Core Performance“.

Der Kern ist auch entscheidend beim Prinzip „Core to Extremity“. So gehen als funktionell bezeichnete Übungen meist vom Zentrum zu den Extremitäten. Am Endpunkt jeder Bewegung ist Stabilisationsarbeit in den Gelenken und im Rumpf gefordert. Gary Grays Methode wird auch hier Beachtung geschenkt.

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Functional Training für Breitensportler

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Functional Training – nur etwas für Profis? Dass die funktionelle Denkweise und die daraus entstandenen Trainingsformen im Spitzensport wie auch im Breitensport nach anfänglicher Skepsis akzeptiert und angewendet werden, zeigt sich am Interesse des Themas und am Einsatz im Leistungs- und Fitnesstraining.

Das populärste Beispiel ist wohl die deutsche Nationalmannschaft, welche 2004 mit „Athletes’ Performance“ den Weg eines breit angelegten Fitness- und Konditionstrainings einschlug. Der 3. Platz bei der WM 2006 gab ihr Recht. Mit diesem Erfolg legte sie die Basis für eine positive Einstellung gegenüber der neuen Bewegung. Trainer sowohl im Leistungs- als auch im Breitensport öffneten sich den neuen Arbeitsmethoden.

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Functional Training schützt vor Überlastungen und Verletzungen

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Functional Training: ideal für Einsteiger und Profis.

Heute geht es im Functional Training längst nicht mehr nur um das Training von Leistungsathleten. Was bei Spitzensportlern zu Leistungssteigerungen in Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Schnelligkeit führt, funktioniert auch für den Breiten- und Gesundheitssportler. Dazu kommt, dass die Methode richtig angewendet vor Überlastungen und Verletzungen schützt.

Greg Glassman, langjähriger Trainer und Begründer der CrossFit-Bewegung, formuliert es in seinem Ausbildungshandbuch richtig: „Your needs and the Olympic athlete’s differ by degree not kind.“ (2)

Mit dieser Aussage macht er klar, dass die funktionelle Herstellung eines gesunden und funktionierenden Bewegungsapparats für alle Leistungsstufen Relevanz hat. Nur auf der Basis einer funktionellen Kraft und Beweglichkeit kann man sportartspezifische Inhalte oder eine überdurchschnittliche Leistungssteigerung generieren.

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Functional Training – ein Fazit

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Mit der zunehmenden Popularität steigt aber auch die Gefahr, dass sich immer mehr Therapeuten mit dem Titel „funktionell“ schmücken, ohne sich wirklich damit auseinanderzusetzen. Ein bisschen Medizinball- und Schlingentraining im Übungsprogramm hat noch nichts mit Funktionellem Training zu tun. Eine Menge des Text-, Bild- und Videomaterials im Internet scheint aber genau dies zu vermitteln.

Dr. Till Sukopp betitelte einen seiner Blogbeiträge treffend mit der Aussage: „Funktionelles Training ist kein Zirkus-Training“. Es ist dabei nicht so, dass der Einbau von TRX, Kettlebells, variablen Unterlagen und Ähnlichem schlecht für Ihr Fitnesstraining wäre, im Gegenteil. Die Auswahl der Trainingsmittel sollte sich allerdings an gewissen Zielen orientieren, statt sich von Modetrends leiten zu lassen und so zur Farce zu werden.

Als Fazit stellt sich damit weniger die Frage, ob man eine Übung denn nun dem Trend gemäß als funktionell bezeichnen kann, sondern vielmehr, warum und wozu sie denn genau in dieser Art und Weise durchgeführt wird.

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Quellenangaben

Gambetta und Gray 2002, Paragraph 13

Crossfit Training Guide, S. 7

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