Donnerstag, 24. Februar 2011
Menschenwürdig leben – überall
Neues Misereor-Hungertuch rückt Leben der Menschen in den Slumvierteln des Südens in den Blick
Das Leitwort der Misereor-Fastenaktion 2011 lautet „Menschenwürdig leben. Überall!“ An dieses Thema knüpft das Hungertuch zur diesjährigen Fastenaktion an. Es wurde von Sokey Edorh, einem Künstler aus Togo, gestaltet. Er greift die zentralen Themen und Anleitungen der christlichen Lebenspraxis des Matthäus-Evangelium auf, in dem Jesu verkündet „Was ihr dem geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ und „ Was ihr für sie nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan.“ Sokey Edorh verlagert in seiner Darstellung die „Gerichtsszene“ in eines der Ballungszentren, in ein Elendsviertel Afrikas.
Die riesigen Städte Lateinamerikas, Asiens und Afrikas werden immer größer. Aus dem ärmlichen Umland kommend, landen die Zuwanderer in den Elendsvierteln der Vorstädte – ohne Arbeit und in einer von Gewalt und Kriminalität geprägten Atmosphäre. Wer seiner Wurzeln beraubt ist, findet nur schwer neue Kontakte. Der Weg in die Stadt ist oft genug ein Weg in noch größere Armut. Weltweit lebt bereits jeder dritte Stadtbewohner in Slums, in den Entwicklungs- und Schwellenländern sind es sogar über 40 Prozent. Diese Wohn- und Lebensraumsituation trifft heute schon in absoluten Zahlen über eine Milliarde Menschen – also jeden sechsten Menschen weltweit. In den nächsten 25 Jahren wird sich ihre Zahl verdoppeln. Die stark anwachsende Armut in den Städten ist eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahre.
Das collageartige Hungertuch aus afrikanischer Erde, Wellpappe, Kohle und Acryl thematisiert die unmenschlichen Lebensbedingungen in den Slums der Südkontinente, aber auch den Lebensmut der dort lebenden Frauen, Kinder und Männer. Auf den ersten Blick mutet das Bild unruhig und sogar chaotisch an, keine klare Struktur weist Wege durch den Dschungel des Armenviertels. Hütten und Verschläge stapeln sich an den Rändern des Bildes übereinander, nebeneinander, die Dächer schief gegeneinander gesetzt, es ist eng, es ist staubig, Menschengewimmel, umher irrende Tiere – Straßenszenen eines Elendsviertels in Afrika, Asien oder Lateinamerika.
Der Blick bleibt schnell hängen an der kraftvollen Frau, die ihren viel zu schweren Karren hinter sich her zerrt, unterstützt von zwei sich abmühenden Kindern, die ihre Beine in den Boden stemmen. Vom blauen Himmel scheint der Geist Gottes auf.
Schaut man länger auf das Treiben, nimmt der Blick einzelne Szenen in dem Gewimmel wahr: die durch Wellpappe akzentuierten Dächer der Hütten, Blechfässer als Hauswände aufgeschichtet, Bagger, die beginnen, die Behausungen zu zerstören. Man sieht die warmen Farben, das Azurblau des Himmels, die rote afrikanische Erde, die Kinder im Staub, versunken in ihr Spiel. Am Horizont ragen Öltürme auf, Geschäftshäuser rechts daneben, die immer weiter in die Armenviertel hineindrängen, ein lächerlich kleines Kirchlein mitten hineingezwängt, fast zerdrückt von den mächtigen Türmen. Nur wenige Straßenzüge trennen die gegensätzlichen Welten von Reich und Arm.
Hinweis: Weitere Infos finden sich im Internet unter www.misereor.de