Stark veränderter Schwarzwildlauf: Verletzung oder Strahlenpilz?

Ein Jäger brachte mir einen Schwarzwildlauf um ihn präparieren zu lassen. Der Knochen war seltsam „aufgepilzt“, um was handelt es sich hierbei?
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22. Februar 2024
Der Mittelfuß war deutlich verkürzt, mit zusammengezogenen Sehnen.
Der Mittelfuß war deutlich verkürzt, mit zusammengezogenen Sehnen.

Ursache sowohl für die offene Wunde als auch für die Veränderungen an den Knochen ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine alte Schussverletzung. An den Knochenveränderungen ist bei genauerer Betrachtung sogar ein Geschoßsplitter zu erahnen. Eine Röntgenaufnahme der betroffenen Stelle oder von Knochenfragmenten könnte den Verdacht entgültig bestätigen. Die Knochenveränderungen in Form unregelmäßiger Auflagerungen sind auf eine Kallusbildung zurückzuführen. Nach einer Fraktur (Knochenbruch) bildet sich zwischen den Bruchstellen ein sogenannter Kallus (lateinisch Callus = „Schwiele”) aus. Es handelt sich dabei um vom Knochen gebildetes „Narbengewebe“, das im Idealfall durch Kalkeinlagerung verknöchert und dabei Knochenteile an der Bruchstelle verbindet und den Knochen wieder stabilisiert.

Knochenfragment aus dem Bereich der alten Verletzung.
Knochenfragment aus dem Bereich der alten Verletzung.

Knochenbrüche beim Menschen werden versorgt, indem die Bruchenden möglichst nahe aneinander gebracht werden und der Knochen insgesamt stabilisiert wird. Dabei kommt es zu einer primären Bruchheilung ohne Kallusbildung. Knochenbrüche bei Wildtieren werden nicht versorgt, der Spalt zwischen den Bruchenden ist meist groß und die Knochenenden sind nicht stabilisiert. In solchen Fällen kommt es innerhalb weniger Wochen zu einer Neubildung von Knochensubstanz durch Osteoblasten. Eine überschießende Kallusbildung ist ein Hinweis auf eine verzögerte Knochenbruchheilung aufgrund einer unzureichenden Ruhigstellung, wie in vorliegendem Falle. Bei Brüchen in Gelenknähe oder im Gelenk kommt es zu einer anschließenden Bewegungseinschränkung und oft Kontraktur von Muskeln, Sehnen und Bändern. Wegen der alten Verletzung und eitrigen Wunde ist dieses Stück aus wildbrethygienischer Sicht nicht für den menschlichen Verzehr geeignet.

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