Neues Projekt gestartet: Mehr Räume fürs Rebhuhn schaffen

Fressfeinde wie Fuchs und Greifvögel und dazu noch intensive Landwirtschaft: Das Niederwild kämpft ums Überleben. Der Landkreis Kassel reagiert nun.
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22. März 2023
Im Landkreis Kassel möchte man das Rebhuhn unter die Fittiche nehmen.
Im Landkreis Kassel möchte man das Rebhuhn unter die Fittiche nehmen.

Das Niederwild hat in unserer Landschaft stark zu kämpfen. Im hessischen Landkreis Kassel wollen Verantwortliche dem nun den Riegel vorschieben. Laut einer Pressemitteilung des Landkreises vom 21. März haben der Landschaftspflegeverband (LPV) und der Kreis einiges geplant.

Die Krux fürs Niederwild

Eigentlich steht der Vogel für eine offene und vielfältige Feldflur. Von der ist jedoch vielerorten nicht mehr viel übrig. Der Besatz brach laut Pressemitteilung seit den 80er Jahren um 93 Prozent ein. Das Ergebnis: Deutschlandweit steht das Rebhuhn auf der Roten Liste. Das Rebhuhn kämpft ums Überleben. Hier will der Landkreis und der LPV nun ansetzen.

Gezielt tätig werden, um dem Niederwild zu helfen

„Um den Rebhühnern bessere Lebensraumbedingungen zu ermöglichen, wollen der Fachdienst Landschaftspflege des Landkreises Kassel und der LPV aufklären und Wege aufweisen, wie die seltenen Bodenbrüter geschützt werden können“, wird Umweltdezernent Thomas Ackermann in der Pressemitteilung zititert. Im Februar wurden zunächst drei Infoveranstaltungen in Hofgeismar, Grebenstein und Istha durchgeführt. Der LPV hat zudem in Kooperation mit der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) im Februar und März 2023 Rebhühner im Landkreis erfasst, um gezielt dort tätig zu werden, wo auch Rebhühner vorkommen.

Ruhe und der richtige Lebensraum

Tätig werden, das heißt: Setzen auf mehrjährige Blühflächen, insektenreiche und aufgelockerte Vegetation und Ruhe. „Ein Nebeneinander von vorjähriger und neuer Vegetation bietet also den optimalen Rebhuhn‐Lebensraum“, erklärt Jürgen Düster, Fachdienstleiter Landschaftspflege beim Landkreis Kassel. Junge Rebhühner sind meist erst ab Mitte August selbstständig. Deshalb ist eine lange Ruhezeit auf den Flächen unabdingbar für eine erfolgreiche Aufzucht.

Projekt mit Vergangenheit

Schon 2018 hatte der Regionalbauernverband in Hofgeismar in Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Landschaftspflege beim Landkreis Kassel das Erstellen eines Grobkonzeptes zur Verbesserung der Situation der bedrohten Vogelarten in Auftrag gegeben. Kleine Erfolge gab es bereits: Auf Grundlage des Konzepts, gefördert von der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Kassel (RP), haben bereits 2019 einige Grebensteiner Landwirte einen kleinen Teil ihrer Ackerflächen zum Schutz des Rebhuhns und anderen Feldvogelarten für Blühflächen in Kombination mit Brachestreifen als Brutplatzhabitate zur Verfügung gestellt.

So wird der Ertragsausfall umgangen

Auf den Kosten und dem Ertragsausfall bleiben die Landwirte nicht sitzen. Der Fachdienst Landschaftspflege zahlt auf Antrag einen finanziellen Ausgleich. Seit 2021 beteiligt sich auch die Stadt Grebenstein an dem Projekt. So können Pächter kommunaler Flächen ihre Pachtverträge ohne Anpassung des Pachtzinses verlängern, wenn sie einen Flächenbeitrag von 10 Prozent der Gesamtfläche für das Rebhuhnprojekt leisten.

25 Hektar fürs Rebhuhn

„Die Unterstützung und die Zusammenarbeit im Rahmen dieses Projekts ist vorbildlich“, wird Düster in der Pressemitteilung zitiert. Mittlerweile umfasst das Projektgebiet die Gemarkungen Grebensteins sowie Carlsdorf und Kelze. Aktuell bewirtschaften 25 landwirtschaftliche Betriebe einen Teil ihrer Fläche angepasst an die Lebensraumansprüche des Rebhuhns. „Davon sind etwa 30 Standorte mit Flächen in der Größenordnung zwischen 0,25 Hektar und 3 Hektar betroffen, insgesamt etwa 25 Hektar.“ Durch die enge Zusammenarbeit des Fachdienstes Landschaftspflege mit dem LPV werden die Landwirte bei der Optimierung bestehender Flächen unterstützt und bei der Anlage neuer Flächen beraten.

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