Mecklenburger Schweiz (Malchin)
Eine Stadt und gleich vier große Baustellen
In der Barlachstadt Güstrow tut sich baulich gerade eine Menge. Dabei ist das Schloss die langwierigste und wohl auch teuerste Baustelle.
Güstrow. In der Kreisstadt Güstrow wird eifrig gebaut. An Straßen, Plätzen und Gebäuden herrscht emsige Betriebsamkeit. Der Nordkurier hat einmal vier markante Baustellen in der Barlachstadt besucht.
Das Schloss
Die langwierigste und wohl auch teuerste Baustelle ist derzeit das Schloss. Für knapp 30 Millionen Euro soll bis Ende 2024 die Außensanierung abgeschlossen werden. Dazu gehört eine neue Bedachung – wobei auch historische Ziegel Wiederverwendung finden sollen –, eine Neugestaltung der Fassade, die Errichtung von sechs Zierschornsteinen und die komplette Erneuerung aller 280 Fenster. „Da hat sich herausgestellt, dass jedes Fenster andere Aufmaße aufweist, also jeweils ein Unikat ist“, stellt Projektleiter Jürgen Schröder fest. Parallel zu den Arbeiten am Schloss sind Handwerker dabei, das Torhaus zu sanieren. Auch die zwischen Schloss und Torhaus liegende Brücke kommt noch an die Reihe. Das Gelände um die Zufahrt werde 75 Zentimeter tiefer gelegt, um die ursprüngliche Bausubstanz zu zeigen, weiß der Projektleiter.
Als gelungenen Einfall findet er die Verhüllung der Baustelle mit Fotoplanen. Darauf ist die ursprüngliche Fassade des Schlosses zu sehen. „Einheimische freuen sich, dass sie während der Bauarbeiten den gewohnten Anblick ihres Schlosses nicht missen müssen und Touristen können einigermaßen brauchbare Fotos von der Sehenswürdigkeit schießen“, sagt Schröder. Laut seiner Aussage liegen sowohl Bauzeit als auch -kosten im Rahmen der Vorgaben. Wer allerdings denkt, dass das Schloss nach der Sanierung wieder zugängig ist, irrt. Wie Heiko Geue (SPD), Finanzminister des Landes, sagt, sollen danach die Arbeiten im Inneren des bedeutenden Renaissanceschlosses weitergeführt werden.
Der Marktplatz
Keine 200 Meter entfernt vom Schloss stößt man auf die jüngste Baustelle der Barlachstadt. Nach rund siebenjähriger Diskussion hat jetzt die Sanierung des Marktplatzes begonnen. Auf der Westseite, zwischen Einmündung Hageböcker Straße und Marienkirche, wurde die Bauumzäunung eingerichtet und das Pflaster aufgenommen. Schritt für Schritt soll die zirka 7000 Quadratmeter große Fläche bis Ende 2025 saniert und mit zahlreichen neuen Objekten ausgestattet werden. Dazu gehören unter anderem neue Sitzbänke, Fahrradbügel, Ladesäulen für E-Autos, ein Wasserspender sowie eine Ladesäule für E-Bikes. In neuem Outfit – barrierefrei, überdacht und mit digitalen Anzeigen und Sprachausgaben – wird sich die Bushaltestelle präsentieren. Auch eine ebenerdige, aus drei Kabinen bestehende Toilettenanlage ist vorgesehen.
Um die Toilettenfrage hätte sich um ein Haar eine Provinzposse entwickelt. Wollten die Stadtvertreter doch Bürgermeister Arne Schuldt (parteilos) zwingen, noch vor Beginn der Bauarbeiten einen Toiletten-Container aufstellen zu lassen. Das Stadtoberhaupt blieb standhaft und lehnte das Ansinnen wegen hoher Kosten ab. Inzwischen wandelt sich die Blockadehaltung der Stadtvertretung in konstruktive Mitarbeit. So lud die SPD-Fraktion alle Bürger zu einem Themenabend ein, um gemeinsam Vorschläge zur besseren Kommunikation des Baugeschehens
und einer Minimierung der Belastungen für die ortsansässigen Händler und Gastronomen zu erarbeiten. Veranschlagt für die Marktplatz-Sanierung werden 7,2 Millionen Euro, wobei 3,5 Millionen aus dem Städtebauförderungsprogramm fließen werden.
Der Wasserturm
Ebenfalls kurz ist der Weg vom Marktplatz zum 1882 erbauten, 38 Meter hohen Wasserturm in der Baustraße. Der einst für die Wasserversorgung der Altstadt erbaute gotische Turm, in dem später die Feuerwehrleute nach einem Einsatz die Schläuche zum Trocknen aufhängen – deshalb der Name Schlauchturm – ist derzeit vollständig eingerüstet. Nach der bis 2025 angesetzten Sanierung soll das Stadtarchiv in dem Gebäude unterkommen. Dazu wird auf das benachbarte Kinder-Jugend-Kunsthaus ein Staffelgeschoss aufgesattelt, in dem Büro- und Sanitärräume für Mitarbeiter und Besucher des Archivs eingerichtet werden. Verabschiedet haben sich die Planer von einem frei stehenden Treppenhaus. „Diese Idee war aus statischen Gründen nicht umsetzbar“, sagt Petra Langkau von der Abteilung Zentrales Gebäudemanagement. Fahrstuhl und ein neues Treppenhaus werden nun im Inneren des Turms gebaut. Für die Umsetzung des Projektes sind knapp 3,5 Millionen Euro veranschlagt.
Die Mensa
Letzte Station der Reise durch die Stadt Güstrow: Das 1933/34 als
Kinderkrankenhaus gebaute, später als Säuglingsheim genutzte Gebäude in der Goldberger Straße. Durch langen Leerstand verfiel das Objekt. Nun soll der hintere, parallel zum Schwarzen Weg verlaufende Gebäudeteil abgerissen und darauf eine neue Mensa für die benachbarte Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege errichtet werden. Laut einer Studie reicht die jetzige Mensakapazität im Lehrgebäude 4 nicht mehr aus.
Die Abrissarbeiten am ehemaligen Säuglingsheim sollen bis Jahresende dauern, dann kann mit der Ausschreibung für den Neubau begonnen werden. Einem Flyer der Schule ist zu entnehmen, dass die ersten Speisen im Oktober 2025 in der neuen Mensa ausgegeben werden könnten.