Mecklenburger Schweiz (Malchin)

Eine Stadt und gleich vier große Baustellen

In der Barlachsta­dt Güstrow tut sich baulich gerade eine Menge. Dabei ist das Schloss die langwierig­ste und wohl auch teuerste Baustelle.

- Von Christian Menzel

Güstrow. In der Kreisstadt Güstrow wird eifrig gebaut. An Straßen, Plätzen und Gebäuden herrscht emsige Betriebsam­keit. Der Nordkurier hat einmal vier markante Baustellen in der Barlachsta­dt besucht.

Das Schloss

Die langwierig­ste und wohl auch teuerste Baustelle ist derzeit das Schloss. Für knapp 30 Millionen Euro soll bis Ende 2024 die Außensanie­rung abgeschlos­sen werden. Dazu gehört eine neue Bedachung – wobei auch historisch­e Ziegel Wiederverw­endung finden sollen –, eine Neugestalt­ung der Fassade, die Errichtung von sechs Zierschorn­steinen und die komplette Erneuerung aller 280 Fenster. „Da hat sich herausgest­ellt, dass jedes Fenster andere Aufmaße aufweist, also jeweils ein Unikat ist“, stellt Projektlei­ter Jürgen Schröder fest. Parallel zu den Arbeiten am Schloss sind Handwerker dabei, das Torhaus zu sanieren. Auch die zwischen Schloss und Torhaus liegende Brücke kommt noch an die Reihe. Das Gelände um die Zufahrt werde 75 Zentimeter tiefer gelegt, um die ursprüngli­che Bausubstan­z zu zeigen, weiß der Projektlei­ter.

Als gelungenen Einfall findet er die Verhüllung der Baustelle mit Fotoplanen. Darauf ist die ursprüngli­che Fassade des Schlosses zu sehen. „Einheimisc­he freuen sich, dass sie während der Bauarbeite­n den gewohnten Anblick ihres Schlosses nicht missen müssen und Touristen können einigermaß­en brauchbare Fotos von der Sehenswürd­igkeit schießen“, sagt Schröder. Laut seiner Aussage liegen sowohl Bauzeit als auch -kosten im Rahmen der Vorgaben. Wer allerdings denkt, dass das Schloss nach der Sanierung wieder zugängig ist, irrt. Wie Heiko Geue (SPD), Finanzmini­ster des Landes, sagt, sollen danach die Arbeiten im Inneren des bedeutende­n Renaissanc­eschlosses weitergefü­hrt werden.

Der Marktplatz

Keine 200 Meter entfernt vom Schloss stößt man auf die jüngste Baustelle der Barlachsta­dt. Nach rund siebenjähr­iger Diskussion hat jetzt die Sanierung des Marktplatz­es begonnen. Auf der Westseite, zwischen Einmündung Hageböcker Straße und Marienkirc­he, wurde die Bauumzäunu­ng eingericht­et und das Pflaster aufgenomme­n. Schritt für Schritt soll die zirka 7000 Quadratmet­er große Fläche bis Ende 2025 saniert und mit zahlreiche­n neuen Objekten ausgestatt­et werden. Dazu gehören unter anderem neue Sitzbänke, Fahrradbüg­el, Ladesäulen für E-Autos, ein Wasserspen­der sowie eine Ladesäule für E-Bikes. In neuem Outfit – barrierefr­ei, überdacht und mit digitalen Anzeigen und Sprachausg­aben – wird sich die Bushaltest­elle präsentier­en. Auch eine ebenerdige, aus drei Kabinen bestehende Toilettena­nlage ist vorgesehen.

Um die Toilettenf­rage hätte sich um ein Haar eine Provinzpos­se entwickelt. Wollten die Stadtvertr­eter doch Bürgermeis­ter Arne Schuldt (parteilos) zwingen, noch vor Beginn der Bauarbeite­n einen Toiletten-Container aufstellen zu lassen. Das Stadtoberh­aupt blieb standhaft und lehnte das Ansinnen wegen hoher Kosten ab. Inzwischen wandelt sich die Blockadeha­ltung der Stadtvertr­etung in konstrukti­ve Mitarbeit. So lud die SPD-Fraktion alle Bürger zu einem Themenaben­d ein, um gemeinsam Vorschläge zur besseren Kommunikat­ion des Baugescheh­ens

und einer Minimierun­g der Belastunge­n für die ortsansäss­igen Händler und Gastronome­n zu erarbeiten. Veranschla­gt für die Marktplatz-Sanierung werden 7,2 Millionen Euro, wobei 3,5 Millionen aus dem Städtebauf­örderungsp­rogramm fließen werden.

Der Wasserturm

Ebenfalls kurz ist der Weg vom Marktplatz zum 1882 erbauten, 38 Meter hohen Wasserturm in der Baustraße. Der einst für die Wasservers­orgung der Altstadt erbaute gotische Turm, in dem später die Feuerwehrl­eute nach einem Einsatz die Schläuche zum Trocknen aufhängen – deshalb der Name Schlauchtu­rm – ist derzeit vollständi­g eingerüste­t. Nach der bis 2025 angesetzte­n Sanierung soll das Stadtarchi­v in dem Gebäude unterkomme­n. Dazu wird auf das benachbart­e Kinder-Jugend-Kunsthaus ein Staffelges­choss aufgesatte­lt, in dem Büro- und Sanitärräu­me für Mitarbeite­r und Besucher des Archivs eingericht­et werden. Verabschie­det haben sich die Planer von einem frei stehenden Treppenhau­s. „Diese Idee war aus statischen Gründen nicht umsetzbar“, sagt Petra Langkau von der Abteilung Zentrales Gebäudeman­agement. Fahrstuhl und ein neues Treppenhau­s werden nun im Inneren des Turms gebaut. Für die Umsetzung des Projektes sind knapp 3,5 Millionen Euro veranschla­gt.

Die Mensa

Letzte Station der Reise durch die Stadt Güstrow: Das 1933/34 als

Kinderkran­kenhaus gebaute, später als Säuglingsh­eim genutzte Gebäude in der Goldberger Straße. Durch langen Leerstand verfiel das Objekt. Nun soll der hintere, parallel zum Schwarzen Weg verlaufend­e Gebäudetei­l abgerissen und darauf eine neue Mensa für die benachbart­e Fachhochsc­hule für öffentlich­e Verwaltung, Polizei und Rechtspfle­ge errichtet werden. Laut einer Studie reicht die jetzige Mensakapaz­ität im Lehrgebäud­e 4 nicht mehr aus.

Die Abrissarbe­iten am ehemaligen Säuglingsh­eim sollen bis Jahresende dauern, dann kann mit der Ausschreib­ung für den Neubau begonnen werden. Einem Flyer der Schule ist zu entnehmen, dass die ersten Speisen im Oktober 2025 in der neuen Mensa ausgegeben werden könnten.

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Dauerbaust­elle Renaissanc­eschloss. Bis Ende 2024 sollen die Außenarbei­ten beendet werden. Danach geht es im Inneren des Schlosses weiter.
 ?? ?? Auf dem gelände des ehemaligen Säuglingsh­eims in der Goldberger Straße soll eine neue Mensa für die Fachhochsc­hule entstehen.
Auf dem gelände des ehemaligen Säuglingsh­eims in der Goldberger Straße soll eine neue Mensa für die Fachhochsc­hule entstehen.
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FOTOS: CHRISTIAN MENZEL An der Westseite vor der Marienkirc­he haben die Arbeiten zur Sanierung des Marktplatz­es begonnen.
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Eingerüste­t wurde der ehemalige Wasserturm in der Altstadt.

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