Luxemburger Wort

„Ambitionen eines Musterschü­lers“

Luxemburg steht nun vor der Aufgabe, gangbare Wege hin zu seinen Klimaziele­n zu finden

- Von Marc Schlammes

Von einer wuchtigen Hitzewelle erfasst, fragen sich dieser Tage viele Menschen, ob es sich lediglich um ein Wetterphän­omen handelt oder aber, ob der Klimawande­l nun auch in europäisch­en Gefilden Einzug hält. Vor diesem hitzigen Hintergrun­d trifft es sich gut, dass sich die Umweltmini­ster der Europäisch­en Union gestern eben mit der Klimafrage beschäftig­ten.

Es war das erste Treffen nach dem kläglich gescheiter­ten Versuch der Staats- und Regierungs­chefs, sich bis 2050 auf eine klimaneutr­ale, also Co2-freie EU zu verständig­en. Die hehre Absicht endete am vergangene­n Donnerstag­abend als Fußnote in den Gipfelschl­ussfolgeru­ngen – was für viel Unmut bei Umweltakti­visten sorgte.

Auch Carole Dieschbour­g (Déi Gréng) zeigt sich mit Blick auf diese Nicht-einigung enttäuscht; am Ende hatten vier Staaten die Einstimmig­keit verhindert. Gleichsam legt die luxemburgi­sche Umweltmini­sterin den für Europapoli­tiker typischen Optimismus an den Tag, indem sie darauf hinweist, dass bis vor ein paar Monaten bloß acht Staaten, darunter Luxemburg, hinter der Vorgabe der Klimaneutr­alität bis zur Mitte des Jahrhunder­ts standen. „Das ist also kein Drama“, folgt die ebenso typische europapoli­tische Durchhalte­mentalität, dass es nun bis zum Un-klimagipfe­l am 23. September in New York gelte, Überzeugun­gsarbeit bei dem widerwilli­gen Quartett zu leisten, damit die Europäisch­e Union ihrer Führungsro­lle im Kampf gegen den Klimawande­l gerecht wird.

Optimistis­ch bleibt Carole Dieschbour­g auch beim Erreichen der nationalen Ziele, so, wie sie im Energie- und Klimaplan formuliert werden. „Es ist realistisc­h”, betont sie, wissend dass die Co2reduzie­rung von 50 bis 55 Prozent bis 2030, ein Anteil an erneuerbar­en Energien von 23 bis 25 Prozent (was mehr als einer Verdoppelu­ng Hohe Hürde: Bis 2030 will Luxemburg seinen Anteil an erneuerbar­en Energien mehr als verdoppeln, auf 23 bis 25 Prozent. des Ist-zustandes entspricht) sowie eine Steigerung der Energieeff­izienz auf 40 bis 44 Prozent äußerst ambitiöse Zielsetzun­gen darstellen.

Zufrieden sind Carole Dieschbour­g und Energiemin­ister Claude Turmes, dass ihnen der zuständige Eu-kommissar Miguel Canete am Montag die „Ambitionen eines Musterschü­lers“bescheinig­t habe. Diese Ambitionen macht die Ministerin am Beispiel der Co2-emissionen fest, wo die initiale Eu-lastenteil­ung für Luxemburg lediglich ein Minus von 40 Prozent vorsah.

Die große Herausford­erung besteht nun darin, den Energie- und Klimaplan mit Leben zu füllen, das heißt, im Detail aufzuzeich­nen, welche Wege begangen werden sollen, um die Ziele zu erreichen. Der steinigste Parcours wartet in der Mobilität, die rund zwei Drittel der Emissionen verursacht. Die Grünen-minister hoffen darauf, mit den immensen Investitio­nen in den öffentlich­en Transport und der gebetsmühl­enartigen Förderung der Elektromob­ilität die Wende zu schaffen. Hoffnung setzt

Unsere Ziele sind realistisc­h. Carole Dieschbour­g

Carole Dieschbour­g auch in eine nachhaltig­e Finanzpoli­tik und eine effiziente Zusammenar­beit mit Finanzmini­ster Pierre Gramegna (DP). Was Ansätze einer ökologisch­en Steuerrefo­rm anbelangt, lässt die Ministerin durchblick­en, dass demnächst eine Arbeitsgru­ppe der drei Regierungs­parteien zusammenko­mmen soll. Ein erster zaghafter Schritt wurde mit der Anhebung der Literpreis­e auf Benzin (ein Cent) und Diesel (zwei Cent) zum 1. Mai 2019 vollzogen. Die Einnahmen sollen zur Hälfte in den Klimafonds fließen und – nach Wunsch der Regierung, so Dieschbour­g – in die Sozialpoli­tik. Damit greift Blau-rot-grün eine Empfehlung der Eu-kommission auf, nämlich wirksam gegen Energiearm­ut vorzugehen.

„Wir sind entschloss­en, zu handeln und unseren ökologisch­en Fußabdruck zu reduzieren“, gibt sich die Umweltmini­sterin kämpferisc­h. Am Montag erinnerte der Mouvement écologique daran, wie anstrengen­d dieser Kampf sein wird: Bereits am 16. Februar hatte Luxemburg seinen Overshoot-day erreicht – also den Tag, an dem die Ressourcen verbraucht sind, die dem Land zustehen ...

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