Wahrnehmung fördern und Sinne schärfen in der Kita

Im Kindergarten lernen schon die ganz kleinen Kinder, mit anderen Kindern umzugehen. Jeden Tag probieren sie sich aufs Neue aus. Neben sozialen Kompetenzen wird in der Kita auch die Wahrnehmung der Kinder gefördert. Die Kinder lernen ihre Sinne kennen und finden auf unterschiedliche Art und Weise heraus, wie sie diese einsetzen und schärfen können.

Wahrnehmung und Sinne: Themen für den Kindergarten

So wie Erzieher und pädagogische Fachkräfte die Kinder inhaltlich weiterbilden, prägen sie auch das Verhalten der Kinder. Neben sozialen und emotionalen Kompetenzen gehört dazu zum Beispiel auch die sprachliche Bildung. Trotz begrenzter Kapazitäten bringt das gesamte Kita-Team den Kindern jeden Tag nützliches und wichtiges Wissen bei. Dazu gehören auch alle Fähigkeiten, die die Wahrnehmung und die Nutzung der Sinne betreffen.

Kinder im Kindergartenalter sind rund um die Uhr auf Entdeckungstour. Sie erforschen die Welt um sie herum. Und für sie stellen bereits die alltäglichsten Dinge ein großes Abenteuer dar. Während dieser Entwicklung sind die Betreuer im Kindergarten ihre Begleiter. Sie beantworten Fragen und stellen ihnen Aufgaben. Auf diese Weise erweitern die Kinder ihren Horizont und lernen ihr Umfeld und ihre Fähigkeiten nach und nach noch besser kennen.

Um sein Umfeld wahrnehmen zu können, nutzt der Mensch von Beginn an alle seine Sinne. Gerade im Kindergartenalter sind die Sinne der Kids noch nicht ausgereift und vollends entwickelt. Und an dieser Stelle setzt die Aufgabe einer Kindertagesstätte an: Im Kindergarten lernen die Kinder zahlreiche Aufgaben kennen, die ihre Sinnesorgane altersgerecht erfüllen.

So können Sie als Erzieherin oder Erzieher zum Beispiel durch Spiele oder Übungen dazu beitragen, die Wahrnehmungsfähigkeit der Kinder zu schärfen.

Die Erfahrungen, die die Kinder in diesem Alter sammeln, haben weitreichende Effekte:

  • Wie gut können sich die Kinder später in der Schule konzentrieren?
  • Wie schnell und effektiv können die Kinder Informationen verarbeiten?
  • Wie verhalten sich die Kids zusammen mit anderen Kindern und wie gehen sie untereinander um?

Die Antworten auf diese Fragen hängen unter anderem davon ab, welche Erfahrungen die Kinder im Kindergarten gemacht haben und welche Fähigkeiten sie dort erlernt haben. Fakt ist: Die Vermittlung und die Förderung der Wahrnehmung der Kinder ist ein wichtiger Bestandteil der Kita-Arbeit.

Infografik für Wahrnehmungsspiele im Kindergarten-Alltag: Geschmackssinn und mehr trainieren

Aktivitäten für Wahrnehmung und Sinne im Kindergarten
Infografik Wahrnehmungsspiele im Kindergarten © Prokita-Portal

Alles, was Freude bereitet, ist im Kindergarten erlaubt. Denn: Kinder lernen viel schneller und besser, wenn sie Übungen und Aufgaben mit Spaß verbinden. Als Erzieher können Sie einige Fertigkeiten der Kinder durch Spiele trainieren. Gerade zum Thema Wahrnehmung und Sinne lassen sich die spielerischen Aufgaben nach den jeweiligen Wahrnehmungsbereichen aufteilen. Sehen, Hören, Riechen, Fühlen und Schmecken sind also fünf Sinne, die viel Raum für spielerisches Lernen und große Abwechslung eröffnen.

Was heißt das nun für den Kita-Alltag? Seien Sie kreativ: Sowohl für den Sehsinn als auch für den Geschmackssinn, aber auch die anderen Sinne gibt es zahlreiche Übungen, die sich jeweils auf die individuellen Wochenpläne abstimmen lassen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Und das ist auch gut so, denn so bleiben Ihre Schützlinge neugierig, wissbegierig und stets motiviert!

Sehen und Hören: Wahrnehmungsspiele für alle Sinne

Damit die Kinder möglichst viel aus den Übungen mitnehmen, ist es sinnvoll, sich schwerpunktmäßig auf einen Sinn zu konzentrieren. Suchen Sie sich ein Spiel aus, das den Bildungsbereich und das Entwicklungsziel eines bestimmten Sinnesorgans besonders fordert. So trainieren die Kinder gezielt eine ihrer Fähigkeiten und bauen ihr Können aus.Die Augen werden bei den meisten Aktivitäten im Kindergarten gefordert. Sei es beim Malen oder beim Memory spielen, die Kinder müssen ganz genau hinsehen, um die jeweilige Aufgabe lösen zu können. Anders als beim Fernsehen werden Kinder bei diesen Übungen jedoch auch geistig gefordert. Sie lernen, ihren Sehsinn gezielt einzusetzen und entsprechend zu reagieren. Besonders Wimmelbücher und -bilder bereiten den Kids große Freude. Große Bilder lassen sich auch in der Gruppe bearbeiten!

Die Ohren werden unter anderem dann wichtig, wenn man nichts sieht. Das können Sie sich für einige Wahrnehmungsspiele zunutze machen: Lassen Sie die Kinder zum Beispiel ihre Augen verschließen und sich gegenseitig auf Zuruf finden. Als Rätsel können die Kinder auch Geräusche bestimmter Gegenstände mit verschlossenen Augen erraten. So trainieren die Kinder ihren Hörsinn und erkennen Geräusche spielerisch.

Tipp: Natürlich sind für das Verfeinern des Sehsinns die Augen gefordert. Liegt der Fokus jedoch auf den anderen Sinnen, können Sie die Kinder dazu auffordern, ihre Augen zu verschließen. Auf diese Weise werden die Kinder nicht durch visuelle Reize abgelenkt. So können sie sich auf ihre Wahrnehmungen in einem anderen Bereich konzentrieren.

Spielerisch die Sinne schärfen: Schmecken, fühlen und riechen lernen

Neben dem Seh- und dem Hörsinn können auch die anderen drei Sinne des Menschen durch Spiele trainiert werden. Besonders Rate- oder Suchspiele machen den Kindern Spaß. Da die Kinder noch zu jung sind, um komplizierte Spielregeln zu verstehen, sind auch für Wahrnehmungsspiele einfache Fragen und Aufgaben sinnvoll.

  • Der Mund beziehungsweise die Zunge ermöglichen das Schmecken. Kinder nutzen ihren Geschmacksinn zum Beispiel bei der Wahl ihres Lieblingsessens. Durch verschiedene Spiele können Erzieher und pädagogische Fachkräfte die Fähigkeit der Kinder, Geschmacksrichtungen zu unterscheiden, ausbauen. Beim gemeinsamen Essen können zum Beispiel unterschiedliche Lebensmittel probiert und nach ihrem Geschmack eingeordnet werden.
  • Die Hände der Kinder erforschen die Welt. Durch ihren Tastsinn lernen die Kinder, wie sich ihre Umgebung und wie sich bestimmte Gegenstände anfühlen. Sie erfahren zum Beispiel, dass Baumrinde rau, die Oberfläche eines Steins dagegen glatt sein kann. So lässt sich der Tastsinn beispielsweise durch Ratespiele mit verschlossenen Augen schärfen.
  • Über ihre Nase nehmen die Kinder den Geruch des Essens wahr oder auch den Duft des Regens im Garten. In den meisten Fällen passiert das unbewusst. Die Betreuer können den Geruchssinn der Kinder trainieren, indem sie auf die verschiedenen Düfte aufmerksam machen. Sie können den Sinn zum Beispiel mit einem Duft-Memory spielerisch fördern. Durch das Zuordnen zusammengehöriger Düfte schulen die Kinder ihre Nase und den Geruchssinn.
Geruchssinn aktivieren und fördern
Gerüche in jeglicher Form nehmen die Kinder über ihre Nase wahr © triocean – Shutterstock

Wahrnehmungsspiele lassen sich gut in den Alltag im Kindergarten integrieren. In den meisten Fällen ist es nicht nötig, extra Material anzuschaffen. Oft reicht es aus, vorhandene Materialien in die Spiele einzubauen oder sich an Gegenständen aus der Natur und Umwelt zu bedienen: Gerade im Garten oder auf Spaziergängen lassen sich Objekte finden, die besonders riechen oder sich gut für eine Tast-Übung eignen.

Konzentration: Kinder fordern und fördern

Nicht nur für Wahrnehmungsspiele, sondern auch für alle weiteren Aktivitäten und Gruppenaktionen im Kindergarten müssen die Kinder den nötigen Fokus aufbringen. Auch wenn die Spielregeln nicht kompliziert und an ihr Alter angepasst sind, müssen sie sich konzentrieren. Es gehört zum Beispiel dazu, dass die Kinder dem Gruppenleiter zuhören, wenn dieser erklärt, wie ein Spiel funktioniert.

Kinder profitieren auch später von einer ausgeprägten Konzentrationsfähigkeit. In der Schule müssen die Kinder über einen längeren Zeitraum hinweg ruhig sitzen und zuhören können. Sie müssen eigenständig Aufgaben lösen und nach der Schule Hausaufgaben machen. Diese neuen Anforderungen setzen Konzentration und Motivation voraus. Eine Fähigkeit, deren Basis die Schulkinder schon in der Kita und im Kindergarten legen. Auch bei der Prüfung der Schulfähigkeit werden diese Dinge getestet.

Konzentrationsübungen und Motivation

Die Konzentration der Kinder erhöhen, lässt sich auf verschiedene Art und Weise fördern. Bevor Sie jedoch mit einem Wahrnehmungsspiel oder verschiedenen Übungen starten, sollten Sie die äußeren Umstände so günstig wie möglich gestalten. Denn: Kinder lassen sich durch die unterschiedlichsten Einflüsse ablenken. Sollen die Kinder ihre Übung konzentriert ausführen, ist es deshalb sinnvoll, dafür einen ruhigen Raum zu nutzen. Lärm, Musik oder auch andere, spielende Kinder ziehen die Aufmerksamkeit der Kinder schnell auf sich. So ist die Konzentration schnell passé.

Um den nötigen Fokus aufbringen zu können, müssen die Kinder außerdem motiviert an die Übung oder die Aktivität herangehen. Wie auch bei Erwachsenen ist Lob Gold wert. Gerade für die Kinder ist Lob eine besondere Anerkennung, die sie nur dann erhalten sollten, wenn sie tatsächlich konzentriert gearbeitet und mitgemacht haben. Ob sich die Kinder konzentrieren können, hängt auch von anderen Faktoren ab:

  • Ausreichend Bewegung
  • Zeit an der frischen Luft
  • Energie und Ruhe

Nachdem sich Kinder ausgetobt und im Freien bewegt haben, fällt es ihnen leichter, still zu sitzen. Andersherum ist es schwer für sie, eine Aufgabe fokussiert zu lösen, wenn ihnen frische Luft und Bewegung fehlen. Es ist also nicht nur wichtig, dass die Kinder ausgeruht sind: Die nötige Ausgeglichenheit entsteht bei den Kindern nur, wenn sie sich vor einer Übung im Garten austoben dürfen.

Der richtige Umgang mit Konzentrationsschwächen

Der Alltag beweist: Erziehern und pädagogischem Fachpersonal fallen immer wieder Kinder auf, denen es schwerfällt, sich zu konzentrieren. Das kann unter Umständen mit den Einflüssen aus der Umgebung zu tun haben. Auf der anderen Seite können Konzentrationsprobleme auch mit individuellen Faktoren zusammenhängen. Wichtig ist, dass Sie das jeweilige Kind über einen längeren Zeitraum beobachten.

Unter Umständen hängen die Probleme des Kindes mit einem Mangel an Schlaf, Stress oder wenig Energie zusammen. Das Verhalten kann von Tag zu Tag variieren. Treten die Konzentrationsprobleme über einen längeren Zeitraum hinweg regelmäßig auf, sollten Sie die Eltern des Kindes darüber informieren. Diese sollten anschließend einen Arzt aufsuchen, der eine korrekte Diagnose stellen kann. Auf diese Weise erhält das Kind die passende Unterstützung und gegebenenfalls die richtige Behandlung.

In vielen Fällen ist die Konzentrationsschwäche jedoch nicht durch eine Krankheit verursacht, sondern die Folge anderer Stressoren. Schläft ein Kind regelmäßig zu wenig in der Nacht, kann es sich nur schwer konzentrieren. Oft ist ein klärendes Gespräch mit den Eltern hilfreich und trägt zur Lösung des Problems bei. Vermeiden Sie hierbei jedoch unbedingt, Diagnosen zu stellen. Dies obliegt einem Mediziner. Beschränken Sie Ihr Gespräch auf den reinen Informationsaustausch. Sprich: Teilen Sie den Eltern Ihre Beobachtungen mit und erfragen Sie mögliche Gründe.

Die Sinne der Kinder anregen und aktivieren

Sind die Kinder ausgeglichen und konzentriert bei der Sache, können Sie Übungen zur Wahrnehmung und zu den Sinnen auch leicht in den Alltag einbauen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Zum Sinne anregen, aktivieren und schärfen ist es gar nicht unbedingt notwendig, ausschließlich Wahrnehmungsspiele durchzuführen. Wenn Sie die Aufmerksamkeit der Kinder für sich gewinnen, können Sie auch im normalen Geschehen und während des Kindergarten-Tags auf die verschiedenen Wahrnehmungen hinweisen.

Der Fokus auf die fünf Sinne des Menschen

Was heißt das nun? Vermitteln Sie den Kindern auch im Alltag, welche Aufgaben ihre Sinnesorgane bei der Wahrnehmung der Umwelt erfüllen. Erklären Sie zum Beispiel, warum der Körper auf die Sinneseindrücke angewiesen ist und auf welche Art er sie für sich nutzt. Machen Sie die Kinder beim Spaziergang auf Verkehrsgeräusche aufmerksam: „Wenn wir ein Auto hören, wissen wir, dass es bald kommt und können zur Seite gehen.“ Eine wichtige Lektion, die auch für die Verkehrserziehung wichtig ist.

Den Straßenverkehr mit Kindern üben, Gehörsinn und Sehsinn
Kinder sollten gerade im Verkehr lernen, ihr Gehör und die Augen zu schärfen © Photographee.eu – Shutterstock

Sammeln Sie gemeinsam mit ihren Schützlingen Eindrücke und Erfahrungen. So helfen Sie, Wahrnehmungsstörungen vorzubeugen. Da die Sinne der Kinder durch die Übungen und verschiedenen Reize gefordert werden, kann sich jede einzelne Sinnesfunktion natürlich entwickeln. Wahrnehmungsstörungen entstehen dagegen zum Beispiel, wenn die Sinnesorgane der Kinder nur einseitig beansprucht werden. Ausgewogenheit lautet hier – wie so oft im Kindergarten – das Stichwort!

Individuelles Agieren: Wahrnehmung und Sinne schärfen

Jedes Kind zeigt in der Gruppe ein anderes Verhalten. Zu den Aufgaben der Erzieher gehört, diese unterschiedlichen Verhaltensweisen zu beobachten. Anschließend können die Kinder so gefördert werden, dass Schwächen aufgearbeitet und Stärken hervorgehoben werden. Zu den Fertigkeiten, die Sie als Erzieher und Fachkräfte fördern, zählen auch die Sinneswahrnehmungen der Kinder.

Für die Praxis bedeutet Wahrnehmungsförderung vor allem, dass Kinder selbst aktiv werden:

  • Geruchssinn: Weisen Sie auf den Geruch bestimmter Dinge hin. Lassen Sie die Kinder an unterschiedlichen Duftölen riechen oder Teesorten erraten. Besuchen Sie einen Geruchsparcours.
  • Gehörsinn: Auch Geräusche erhalten eine große Bedeutung. Die Umwelt der Kinder ist voll von Tönen und Gerüchen. Machen Sie die Kinder auf die unterschiedlichen Sinneseindrücke aufmerksam. Bei schlechtem Wetter bieten sich Hörspiele mit Rateaufgaben an.
  • Sinneswahrnehmung über die Haut und Tastsinn: Sie spielt für den Menschen eine ebenso wichtige Rolle wie die Wahrnehmung über die Augen und die Ohren. Die Kinder können entweder mit ihrer Hand ein Objekt bzw. Gegenstand ertasten oder selbst Bewegungen auf ihrem Körper fühlen. Je nach Möglichkeiten können Sie die Kinder zum Beispiel Tiere streicheln oder sich gegenseitig Formen auf den Rücken zeichnen lassen.
  • Geschmacksinn: Veranstalten Sie ein Geschmacksquizz. Die Kinder müssen mit verbundenen Augen raten, was sie gerade essen.
  • Sehen: Lupenspiele lassen sich sehr gut mit der Umwelterziehung verknüpfen. Vor allem dann, wenn die kleinen Forscher Tiere und Pflanzen mit einem Lupenglas beobachten.

Generell gilt: Die Kinder müssen ihre Umwelt entdecken und die verschiedensten Aktivitäten ausprobieren dürfen. So lernen sie, die Wahrnehmungen über ihre Sinne miteinander zu verknüpfen. Diese Fertigkeit ist für den gesamten weiteren Bildungsbereich und die Entwicklungsziele in der Kita wichtig. Als Vorbereitung für die Schule und um Wahrnehmungsstörungen zu verhindern, gelten Wahrnehmungsspiele und -übungen als effektive Methode im Kindergarten.

Autor: Redaktion Pro Kita-Portal (2020)


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