Zu wenig Fachkräfte

Mission: abgewanderte Südtiroler zurückholen, in ein überaltertes Land

Kluge Köpfe verlassen das Land. 1100 Akademiker im Jahr. Politik und Wirtschaft suchen Strategien, um sie zurückzuholen. Bislang ohne Erfolg.

Mission: abgewanderte Südtiroler zurückholen, in ein überaltertes Land
Rai Tagesschau
1100 Akademiker verlassen Südtirol, um im Ausland zu arbeiten - jährlich.  

Bessere Jobs, höhere Löhne.  

Südtirol hätte kein Problem damit - würden den Unternehmen nicht genau diese Fachkräfte fehlen. Betroffen sind nahezu alle Branchen, jedem dritten Unternehmen in Südtirol fehlen Fachkräfte. Nun droht der Mangel an guten Mitarbeitern das Wachstum der Wirtschaft und die Qualitätsentwicklung in Südtirol zu bremsen.

Das Schreckgespenst: die Fachkräfte werden alt und werden nicht mehr von jungen Mitarbeitern ersetzt. Und diese Entwicklung zeichnet sich bereits ab. Die Südtiroler Arbeitnehmerschaft veraltet: im Jahr 2000 war nur jeder zehnte Arbeitnehmer in Südtirol älter als 50 Jahre alt, heute ist es bereits jeder dritte. 

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, versuchen Politik, Sozialpartner und Unternehmen eine Fachkräfteoffensive.  Bisher waren die Anstrengungen erfolglos.    

Nun sollen alle an einem Strang ziehen, aber das Problem ist komplex.

"Nicht in jedem Gebiet können wir gut konkurrieren", sagt Wirtschaftslandesrat Philipp Achammer. Aber was von den Unternehmen in Südtirol einzufordern sei, sind bessere Arbeitsbedingungen. "Die Arbeitsbedingungen müssen sich weiter verbessern. Auch Unternehmen müssen sich die Frage stellen: wie reagieren wir auf die so genannte Generation Y?"

Junge Leute, deren Lebenseinstellung als Generationenphänomen zusammengefasst wird: Weniger Karriere und Gehalt zählen für sie, sondern kürzere Arbeitszeiten und ein gutes Arbeits- und Lebensumfeld. 

"Die Wohnsituation in unserem Land muss stark verbessert werden", räumt Achammer ein. Denn die Lebensqualität gilt als Bonus für den Arbeitsstandort Südtirol.

Gegen die höheren Gehälter in der Schweiz, in Österreich oder in Deutschland kann Südtirol nicht konkurrieren. Punkten könne Südtirol mit "Lebensqualität" und "einem guten Ausbildungssystem", ist Achammer überzeugt. 

Aber das ist vermutlich nicht genug.   

Einer aktuellen Wifo-Studie zufolge wären bereits heute zahlreiche abgewanderte hochqualifizierte Arbeitskräfte bereit, wieder nach Südtirol zurückzukehren - wegen der Lebensqualität. 

(lb)