Landau Reizloses Uferland am Rand des weißblauen Reiches

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Ein Jahr nachdem die Pfalz bayrisch wurde, beschrieb der Darmstädter Schriftsteller Philipp August Pauli 1817 in seinem Buch über „Rheinbaiern“ die Kantone Germersheim und Kandel. Seine Schilderungen fielen wenig schmeichelhaft aus.

„Dieß einförmige Uferland hat ein ernstes Gepräge. Flaches Land, worin sich wenige Hügel erheben. Feld und Wald, Forlen- und Laubholz wechseln ab; hier und da zeigen sich reizlose Sanddistrikte und Sümpfe“. Es waren wahrlich keine Lobeshymnen, welche Philipp August Pauli in dem 1817 veröffentlichten Werk „Gemälde von Rheinbaiern“ über den Kanton Kandel sang. Dennoch musste er einräumen, dass man trotz der landschaftlichen Monotonie, die von der Rheinebene ausging, in den Dörfern, die diesen Verwaltungsbezirk rund um Kandel bildeten, „viel Getreide und etwas Wein“ produzierte. Erst im Jahr vor Paulis Buchveröffentlichung (1816) war die Pfalz – infolge der auf dem Wiener Kongress getroffenen Beschlüsse – als jüngste der bayerischen Provinzen in das Königreich aufgenommen worden. Von den bayerischen Stammlanden weit entfernt und ohne direkte Landverbindung, dehnte sich der neu geschaffene „Rheinkreis“, wie die Pfalz damals offiziell hieß, vom Ufer des namengebenden Flusses bei der Kreishauptstadt Speyer bis weit in den Westrich aus, wo das Landkommissariat Homburg mit dem Kanton Waldmohr ab 1818 als einer der äußersten weiß-blauen „Außenposten“ an das Königreich Preußen grenzte. Im Süden bildete der Kanton Kandel die Grenze des Königreichs Bayern zu Frankreich. Neben den Produkten wie Wein und Getreide erwähnte Pauli bei seiner Schilderung insbesondere den Bienwald, der einen großen Teil der Fläche einnahm und beschrieb ihn als eine „zusammenhängende Masse […] welche auf der Ebene ruht“ und in der Eichen- und Buchenbestände dominierten. Unter den Gemeinden des Kantons erschienen ihm nur vier erwähnenswert: Kandel, Jockgrim, Rheinzabern und Steinweiler. Zu Kandel, das im 19. Jahrhundert aufgrund seiner Ausdehnung auch oft die Bezeichnung „Langenkandel“ trug, erwähnte Pauli, dass es über 376 Häuser verfügte und an einer wichtigen, von Speyer nach Weißenburg und weiter nach Frankreich führenden Poststraße lag. Außerdem merkte er an: „Das Prädikat ,lang’ gebührt dem wohlgebauten Orte, der eine Stunde in der Länge hat. Seine Landwirtschaft ist beträchtlich“. In Rheinzabern, das damals 248 Häuser zählte, registrierte Pauli reges „Leben und Betriebsamkeit“, während er in Jockgrim noch der Reste der einstigen bischöflich-speyerischen Burg gewahr wurde. Auch die Schilderung des benachbarten Kantons Germersheim fiel in Philipp August Paulis Werk alles andere als schmeichelhaft aus. Einmal mehr war es die Ebene am Fluss, welche Aussehen und Charakter der Gegend präge und alle damit verbundenen Begleiterscheinungen: „Seine Ufer sind häufigen Ueberschwemmungen ausgesetzt, und der leichenblasse Dämon des Fiebers (Malaria) breitet oft seine schweren Eulenflügel über nebeldampfenden Morästen aus.“ Doch auch hier verstanden es die Bewohner offenbar, dem fruchtbaren Boden große Mengen Getreide, Hanf und Flachs abzugewinnen und Sonderkulturen wie Tabak und vereinzelt Wein anzupflanzen. Pauli erwähnte auch die Goldwäscherei am Rhein, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch betrieben wurde. Zu Germersheim meint Pauli: „Das Städtchen zählt 386 Häuser, ist wohlhabend und industriös. Die Hauptquellen, aus dem ihm Nahrung zufließen, sind Ackerbau, Schifferei und Fischerei, und die Hauptpoststraße von Holland in die Schweiz und nach Frankreich“. Die 1817 erschienenen „Gemälde von Rheinbaiern“ beschrieben nicht nur die beiden Kantone, die ein Jahr später (1818) zum „Landkommissariat Germersheim“, dem heutigen Landkreis, zusammengefasst wurden, sondern die gesamte Pfalz. Das Werk zählt zu den frühesten Publikationen dieser Art. Gewidmet hatte Pauli seine Darstellung dem bayerischen König Maximilian Joseph I. (1806 bis 1825), „dem Menschenfreunde“, wie er den 1756 im kurpfälzischen Schwetzingen geborenen Landesherrn im Vorwort bezeichnete.

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