Meinung Dem Wald geht es schlecht: Sind auch die Förster schuld?
Der Pfälzerwald gilt wohl zu Recht als das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands. Auch dank der vielen Hütten des Pfälzerwaldvereins hat er einen Stellenwert als regionales Ausflugsziel mit emotionalem Kultwert, das seinesgleichen sucht. Der größte Teil des Pfälzerwalds wird aber auch forstwirtschaftlich genutzt. Aus den verschiedenen Ansprüchen, die an den Wald gestellt werden, ergibt sich ein wachsendes Konfliktpotenzial.
Der „Brotbaum“ Fichte erlebt ein Desaster
Die Forstwirtschaft befindet sich nach mehreren Dürresommern in einer schweren Krise. Das gilt vor allem dort, wo sich der Waldbau primär an der Nachfrage auf dem Holzmarkt orientierte. Bei den Sägewerken begehrt ist vor allem Fichtenholz. Die Fichte gilt deshalb seit langer Zeit bei Waldbesitzern als der „Brotbaum“ der Forstwirtschaft. Fichten wurden auch dort großflächig angepflanzt, wo die Standortbedingungen eigentlich nicht richtig passten. Mehrere heiße Sommer haben nun gerade in Fichtenbeständen verheerende Schäden angerichtet, meist in Kombination mit dem Borkenkäfer, dem die durch die Trockenheit geschwächten Bäume keine Widerstandskraft mehr entgegensetzen konnten. Der Pfälzerwald ist dabei noch vergleichsweise glimpflich davon gekommen, weil die Fichte hier eine geringere Rolle spielt als andernorts. Dagegen gelten Teile des Westerwalds inzwischen geradezu als „entfichtet“.
Große Medienresonanz für Peter Wohlleben
Nach diesem Desaster stehen nun auch Teile der Forstwirtschaft verstärkt in der Kritik. Dass es unterschiedliche Konzepte für die Waldwirtschaft und speziell Kritik an Fichtenmonokulturen gibt, ist eigentlich nicht neu. Der Satz „Willst du den Wald vernichten, dann pflanze nichts als Fichten“ stammt wohl schon aus dem 19. Jahrhundert. Relativ neu ist allerdings, dass ein Kritiker der Fichten-Forstwirtschaft eine so enorme Medienresonanz findet wie der Förster und Bestsellerautor Peter Wohlleben. Sein 2015 erschienenes Buch „Das geheime Leben der Bäume“ wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Dank des Erfolgs seiner Bücher und seiner Fähigkeit, Vorgänge in der Natur anschaulich darzustellen, ist Wohlleben sehr präsent in den Medien. Dazu trägt auch ein wöchentlicher Auftritt im Radiosender SWR 1 Rheinland-Pfalz bei.
Als langjähriger Revierförster der Gemeinde Hümmel in der rheinland-pfälzischen Eifel hat Wohlleben auch viel Praxiserfahrung bei der von ihm propagierten ökologischen Waldbewirtschaftung vorzuweisen. Er steigerte die Einnahmen des Gemeindewalds erheblich durch die Anlage eines Ruheforstes.
Rotes Tuch für Teile der Forstwirtschaft
Für Teile der etablierten Forstwirtschaft ist Wohlleben ein rotes Tuch – insbesondere sein Vorwurf, dass die Forstwirtschaft nicht nur Opfer des Klimawandels ist, sondern durch eigene Fehler zum Ausmaß des Desasters beigetragen hat. Dabei ist vieles auch für Laien leicht nachvollziehbar – etwa die Kritik, dass der Einsatz schwerer Maschinen im Wald verheerende Schäden am Waldboden anrichtet. Allerdings ist Wohllebens Methode, bei seinen Lesern für emotionale Anteilnahme am Wald zu sorgen, meist nicht unbedingt hilfreich für eine sachliche Diskussion über die schwierigen Abwägungen, die oft beim Thema Wald zu treffen sind.
Sehr wertvoll kann die nicht zuletzt durch Wohllebens Tätigkeit gewachsene Sensibilität der Öffentlichkeit für die ökologische Bedeutung des Waldes aber sein, um naturnäheren Methoden der Forstwirtschaft Rückenwind zu verschaffen. Im Pfälzerwald werden die teilweise schon seit längerer Zeit von vielen Förstern praktiziert – etwa die Einzelbaumnutzung mit Naturverjüngung statt der früher weit verbreiteten Kahlschläge.
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