Von Deichbrüchen bis zu Evakuierungen

Hochwasser und Sturm: So ist die Lage in anderen europäischen Ländern

Ein Wohnboot wird auf der Maas abgetrieben und kommt an einer Brücke nahe Maastricht zum Stehen.

Ein Wohnboot wird auf der Maas abgetrieben und kommt an einer Brücke nahe Maastricht zum Stehen.

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Nicht nur Deutschland hat derzeit mit anhaltenden Regenfällen und Hochwasser zu kämpfen, sondern auch die westlichen Nachbarländer der Bundesrepublik. In Großbritannien, Frankreich, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden verschärfte der Sturm „Henk“ die Situation in dieser Woche nochmals. Eine Übersicht der Hochwasserlage in West- und Nordwesteuropa.

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Frankreich: Evakuierungen und Stromausfälle wegen Überflutungen

Bereits Anfang November wurde Frankreich nach starken Regenfällen von Überschwemmungen getroffen. Auf etlichen Flächen war das Wasser seitdem noch nicht abgeflossen – die Böden sind völlig durchnässt. Sturm „Henk“ machte die Lage vor allem im Norden und Westen des Landes noch schlimmer. Es gibt zahlreiche Hochwasserwarnungen von der Bretagne bis an die deutsche Grenze.

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Die Überflutungen nach dem Sturm führten am Mittwoch in Nordfrankreich örtlich zu Stromausfällen, Evakuierungen und der Unterbrechung der Trinkwasserversorgung. Im Departement Pas-de-Calais, wo die höchste Unwetterwarnstufe ausgerufen wurde, waren am Mittwoch knapp 600 Feuerwehrkräfte im Einsatz, wie die Präfektur in Arras mitteilte.

Eine Bewohnerin geht durch das Hochwasser in einem Ort im Norden des französischen Departements Pas-de-Calais.

Eine Bewohnerin geht durch das Hochwasser in einem Ort im Norden des französischen Departements Pas-de-Calais.

Nachdem starker Regen etliche Flussläufe zum Überlaufen gebracht hatte, mussten knapp 200 Menschen ihre Häuser verlassen. Bei 2100 Menschen war die Trinkwasserversorgung unterbrochen, 1450 Anwohnerinnen und Anwohner hatten keinen Strom. Etliche Straßen wurden wegen der Wassermassen gesperrt.

Nachdem Frankreich auf EU-Ebene um Hilfe mit Pumpen hoher Kapazität gebeten hatte, boten mehrere Länder Unterstützung an. So schickt Tschechien beispielsweise ein Team mit 18 Feuerwehrleuten, das zwei Hochkapazitätspumpen, ein Geländefahrzeug und ein Rettungsboot dabei hat. Es werde damit gerechnet, dass die Einsatzkräfte rund zwei Wochen vor Ort bleiben, teilte ein Sprecher der staatlichen Berufsfeuerwehr am Mittwoch in Prag mit. Auch aus der Slowakei und den Niederlanden wurde Hilfe erwartet.

Auch in der Bretagne kommt es zu Überschwemmungen – wie hier in Quimperlé.

Auch in der Bretagne kommt es zu Überschwemmungen – wie hier in Quimperlé.

In einer vom Hochwasser betroffenen Region in Westfrankreich geriet ein Rentner mit seinem Auto in die Wassermassen und ertrank. Der 73-Jährige sei am Mittwoch bei Sarré in der Nähe von Nantes von Polizeitauchern leblos aus seinem in einem Flusslauf treibenden Wagen geborgen worden, berichtete die örtliche Zeitung „Ouest France“ am Mittwochabend. Der Bürgermeister der Ortschaft hatte zuvor Alarm geschlagen, als ihm der aus dem Wasser ragende Kofferraum des Wagens aufgefallen war. Der Mann war offenbar über eine Straße gefahren, die wegen des Hochwassers gesperrt war.

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Niederlande: Deichbruch bei Maastricht – Wohnboot treibt gegen Brücke

In der gesamten Niederlande sorgt das Hochwasser durch den starken Dauerregen für Probleme. Vielerorts werden Notpumpen eingesetzt, um Überflutungen zu verhindern.

Nahe der südniederländischen Stadt Maastricht brach am Mittwoch ein Deich an der Maas. Wohnboote in der Nähe wurden evakuiert, wie die Feuerwehr mitteilte. Um wie viele Menschen es ging, blieb zunächst unklar. Das Wasser hatte einen Teil der oberen Deichbedeckung weggespült, wie die Wasserbehörde mitteilte. Das Wasser war daraufhin über ein Naturgebiet geströmt. Die Wohnboote liegen in einem Seitenarm der Maas an dem Naturpark.

Nahe der niederländischen Stadt Maastricht ist am Mittwoch ein Deich gebrochen.

Nahe der niederländischen Stadt Maastricht ist am Mittwoch ein Deich gebrochen.

Eines der evakuierten Wohnboote konnte den Wassermassen nicht standhalten. Es wurde überflutet und aufgrund der starken Strömung wegen des gebrochenen Deichs abgetrieben. Das schwimmende Haus kam erst an einer Brücke zum Stehen, die nun einsturzgefährdet ist.

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Der Wasserstand der Maas war durch viel Regen in Frankreich und den belgischen Ardennen stark angestiegen. Der Höhepunkt wird am Donnerstag erwartet.

Ein Wohnboot wird auf der Maas abgetrieben und kommt an einer Brücke nahe Maastricht zum Stehen.

Ein Wohnboot wird auf der Maas abgetrieben und kommt an einer Brücke nahe Maastricht zum Stehen.

Zudem fegte das Sturmtief „Henk“ in der Nacht zu Mittwoch mit bis zu 110 Kilometer pro Stunde durch die Niederlande und sorgte vor allem an der Küste für Probleme, insbesondere in Friesland, Nordholland und im Wattengebiet. Es wurden Bäume entwurzelt und Dächer abgedeckt. Zeitweise kam es zu Störungen im Auto- und Zugverkehr. Ein Mann kam bei Eindhoven ums Leben, als er auf dem Fahrrad unterwegs war. Der 75-Jährige fiel offenbar wegen der starken Winde zu Boden.

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Belgien: Flüsse treten über die Ufer – Notfallpläne aktiviert

Auch Belgien kämpft nach kräftigen Regenfällen und dem Sturm mit Hochwasser. In mehreren belgischen Provinzen wurde am Dienstagabend der Katastrophenalarm wegen der hohen Pegelstände der Flüsse ausgerufen. Besonders betroffen sind die Gebiete Ostflandern und Flämisch-Brabant. In Ostflandern wurde am Dienstagabend eine 59-jährige Frau getötet, als sie von einem aufgewirbelten Zaun getroffen wurde. In der Großstadt Gent sind wegen des Flusses Leie zahlreiche Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft. Dort werden Sandsäcke ausgegeben.

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Im Norden Belgien wurden nach Überschwemmungen Notfallprotokolle aktiviert. Laut belgischen Medienberichten mussten in der belgischen Stadt Namur 18 Personen von einem Campingplatz evakuiert werden. Mehrere Flüsse traten über ihre Ufer. Am Mittwoch wurden auch die Bewohner von sieben Häusern im Dorf Zandbergen, in der Nähe von Geraardsbergen, evakuiert.

Eine Person watet im belgischen Moyen durch das Hochwasser einer überschwemmten Straße.

Eine Person watet im belgischen Moyen durch das Hochwasser einer überschwemmten Straße.

Auch die Provinzen Luxemburg, Namur und Hennegau waren stark vom Hochwasser betroffen. Lokal fielen bis Mittwoch bis zu 70 Liter Regen pro Quadratmeter. In der Wallonie galt Hochwasseralarm für 17 Flüsse, Bäche und Kanäle und Vorwarnstufe für sogar 21 weitere Wasserläufe.

Die Leie ist der einzige Fluss in Belgien, dessen Pegelstand am Donnerstag noch weiter stieg. Die Wasserstände der anderen Flüsse sanken bereits wieder. Am Donnerstag wurde die Warnstufe Gelb in den Provinzen Lüttich, Namur und Luxemburg wieder aufgehoben. Im deutschsprachigen Ostbelgien war die Lage im Vergleich zum Rest des Landes entspannt geblieben.

Luxemburg: Hochwasser-Warnstufe Stufe Rot im Süden

In Luxemburg hält das Hochwasser vor allem den Süden des Landes in Atem. Der Wetterdienst Meteolux rief dort am Dienstag die Hochwasser-Warnstufe Rot aus, die zunächst bis Donnerstagabend gelten sollte. Sie wurde bis Freitag, 23.59 Uhr, verlängert. Es seien „erhebliche Überschwemmungen möglich, auch in selten betroffenen Gebieten“, teilte Meteolux mit. Im Norden Luxemburgs wurde die Warnstufe Orange ausgerufen.

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Vom Hochwasser betroffen sind insbesondere die Alzette sowie deren Nebenflüsse. Es wurden Gebäude überschwemmt und zahlreiche Straßen gesperrt. In der gleichnamigen Hauptstadt Luxemburg, durch die die Alzette fließt, wurden Sandsäcke an die Bewohnerinnen und Bewohner verteilt.

Großbritannien: Ein Toter und Warnungen vor Hochwasser nach Sturm

In Großbritannien kam ein Autofahrer ums Leben, als ein Baum auf sein Fahrzeug gestürzt war. Der Mann war am Dienstag in der englischen Grafschaft Gloucestershire unterwegs – an dem Tag brachte Sturm „Henk“ heftigen Wind und Regen. An etlichen Orten wurde am Mittwoch vor Hochwasser gewarnt, wie die Nachrichtenagentur PA meldete. Mehrere Straßen waren überschwemmt.

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Der Feuerwehr- und Rettungsdienst von Northamptonshire rettet Menschen aus Hausbooten im Billing Aquadrome, nachdem der Weg zum Land durch das steigende Wasser blockiert wurde.

Der Feuerwehr- und Rettungsdienst von Northamptonshire rettet Menschen aus Hausbooten im Billing Aquadrome, nachdem der Weg zum Land durch das steigende Wasser blockiert wurde.

In der Nähe von Northampton mussten mehrere Menschen in Sicherheit gebracht werden. Im Bahnverkehr kam es zwischenzeitlich zu Zugausfällen und Verspätungen. Auf der Insel Isle of Wight vor der Küste Südenglands waren laut Wetterdienst Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde gemessen worden. Im Londoner Süden wurde eine Frau von einem umgestürzten Baum verletzt.

Mit Agenturmaterial.

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