Bisherige Maßnahmen reichen nicht aus

Bundesbehörde: Deutschland wird Klimaziele bis 2045 verfehlen

Schon 2019 protestierten Menschen in Berlin für ehrgeizigere Klimaziele.

Schon 2019 protestierten Menschen in Berlin für ehrgeizigere Klimaziele.

Mit den bislang beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen wird Deutschland einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) zufolge die 2045 angestrebte CO₂‑Neutralität deutlich verfehlen. „Deutschland muss bei der Energiewende erheblich nachlegen, will man Klimaneutralität erreichen,“ sagte IAB‑Prognosechef Enzo Weber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

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Mit der Studie des zur Bundesagentur für Arbeit gehörenden IAB stellt erstmals eine Bundesbehörde die Erreichung der Klimaziele 2045 infrage. Bis dahin ist Treibhausgasneutralität Ziel der Bundesregierung – obgleich derzeit viele Bemühungen um das Zwischenziel, die Minderung des CO₂‑Ausstoßes um 65 Prozent bis 2030, kreisen. Das ist mit den bislang beschlossenen Maßnahmen unwahrscheinlich, wie zuletzt zahlreiche Untersuchungen zeigten.

Und auch längerfristig zeichnet sich die angepeilte CO₂‑Neutralität der deutschen Volkswirtschaft nicht ab, wie das IAB nun am 2045 absehbaren Energiemix festmacht: Etwa 25 Prozent der insgesamt aufgewendeten Energie dürften dann noch mit Erdöl und Gas erzeugt werden, heißt es in der Untersuchung. Für die Prognose hat sich das IAB mit der Gesellschaft für Wissenschaftliche Strukturforschung (GWS) zusammengetan.

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Anlagen müssen ausgetauscht werden

Nötig sei deshalb ein grundlegender Wandel des Kapitalstocks der Volkswirtschaft, welcher massive Investi­tionen erforderlich mache. Ein Beispiel sind die in der chemischen Industrie verbreiteten Cracker: Üblicher­weise hätten diese eine Nutzungsdauer von 30 Jahren. Nun müssten sie gegen Anlagen ausgetauscht werden, die Wärme nicht mit fossilen Brennstoffen erzeugen und ohne fossile Ausgangsmaterialien auskommen – obgleich auch die IAB‑Fachleute betonen, dass die Technologie dafür noch in den Kinderschuhen steckt.

„Der Umbau ist aber nicht auf den industriellen Kern beschränkt“, betonen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zugleich: Private Haushalte und übrige Gewerbe müssten insbesondere die Gebäudesubstanz energetisch sanieren und neue Wärmequellen erschließen, auch die Mobilität werde sich grundlegend wandeln müssen. „In jedem Fall werden Investitionen und Verhaltensänderungen dazu führen, dass sich die Beschäftigungssituation in vielen Branchen und Berufen wandelt“, heißt es in der Untersuchung.

Es mangelt an Fachkräften

Indes ist es aus Sicht des IAB durchaus denkbar, weitere Klimaschutzpotenziale zu heben, etwa durch den noch mal intensivierten Einsatz von Wärmepumpen und erneuerbaren Energien sowie einen entschlosseneren Umbau des Kapitalstocks. „Dazu bedarf es entschiedener Maßnahmen für die Energiewende, also einer öffentlichen Förderung privater Investitionen, staatlicher Infrastrukturinvestitionen und zusätzlicher Anreize über die akute Phase der Energiekrise hinaus.“

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„Grüne Energien, Mobilitätswende, Wasserstoff und Co. bergen dabei große wirtschaftliche Potenziale“, betont Weber außerdem. Die nötigen Investitionen dürften dem IAB zufolge denn auch das Wirtschafts­wachstum ankurbeln: Das Bruttoinlandsprodukt fällt demnach 2030 1,2 Prozent höher aus als in einem Szenario ohne Investitionen in Energiewende und Klimaschutz.

Allerdings droht die Transformation dem IAB zufolge auch am Mangel an Arbeitskräften zu scheitern: Hunderttausende würden in Bereichen wie Elektro-, Klima- und Heizungstechnik benötigt, schon jetzt fehle zum Teil das Personal. Das IAB wolle sich deshalb auch künftig ausführlicher dem Klimawandel und Transformations­fragen widmen, so Weber: „Fachkräfte sind der Engpass der Klimapolitik. Deshalb müssen Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Energiewende gemeinsam betrachtet werden.“

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