Jürgen Hoops von Scheeßels neues Werk deckt auf

Spitzbuben in der Familie?

Jürgen Hoops von Scheeßel in seinem Reich aus Archiviertem und Büchern. In den Händen hält er sein neuestes Werk Vom Tadel bis zum Schandpfahl Foto: Duensing
 ©Rotenburger Rundschau

(cd). Beim Betreten von Jürgen Hoops von Scheeßels Ort des kreativen Schaffens – seinem Büro – fällt der Blick direkt auf eine große Anzahl von prall gefüllten Archivordnern sowie auf unterschiedlichste Sammlungen von Büchern – einige davon vom Scheeßeler selbst verfasst. Ein nagelneues Werk ist auch zu finden: Vom Tadel bis zum Schandpfahl (1599 bis 1799). Zum Thema Justiz in alten Zeiten hat der Ahnenforscher und Heimatkundler somit sein zweites Sachbuch zu Papier gebracht. Ab Montag, 29. September, ist es erhältlich.

„In meinem siebten Buch habe ich mich mit der Gerichtsbarkeit im Elbe-Weserraum beschäftigt. Mein achtes widmet sich nun den Kirchenbußen am Beispiel des Kirchspiels Scheeßel“, so der Sachbuch- und Romanautor. Auf 310 gebundenen Seiten hat er alle von 1587 bis 1799 verzeichneten Vergehen und Strafen aus den noch vorhanden Unterlagen zusammengetragen. Hervorzuheben sei, dass es sich bei diesen Vergehen um Ordnungswidrigkeiten handele, nicht etwa um Straftaten wie Diebstähle oder Morde. Letztere fokussierte er bereits im ersten Justiz-Sachbuch. „Die Kirchenbußen stellten über Jahrhunderte eine gesonderte Gerichtsbarkeit dar. Wer sich in der Kirche oder auf dem Kirchhof etwas zu Schulden kommen ließ, gegen das Kirchenrecht oder gegen die allgemeine Sittlichkeit verstieß, musste mit einer empfindlichen Buße rechnen. Verstöße gegen die Kirchenordnung – wie etwa vorehelicher Beischlaf, Ehebruch, unehelich gezeugte Kinder, aber auch das Duzen eines Pastors – zogen eine weltliche Geldstrafe sowie eine für die Kirchengemeinde sichtbare Buße nach sich. Dazu gehörte auch das An-den-Pranger-Stellen“, so der passionierte Ahnenforscher. Sein neuestes Werk diene als Ergänzung bestehender Ortschroniken, verrate vieles über die Dorfgeschichte an sich und auch zur Schulgeschichte Scheeßels ließe sich einiges finden. Nicht zuletzt sei es auch für die eigene Ahnenforschung interessant. „Was wissen wir schon über die Menschen, die zu diesen Zeiten gelebt haben und die vielleicht sogar mit uns verwandt sind? Meist nur den Wohnort und den ausgeübten Beruf“, so Hoops von Scheeßel. „Mit dem Kirchbußen-Verzeichnis sind tiefere Einblicke in die damaligen Verhaltensweisen der Menschen möglich, also Rückschlüsse auf Charaktereigenschaften und Lebensweisen.“ Leser erfahren nicht nur, welche Fehltritte wie bestraft wurden, sondern auch, welche Menschen sich was geleistet haben. „Ein Bekannter von mir meinte schon: Mal sehen, was für Spitzbuben ich in der Familie habe“, so der Scheeßeler Autor schmunzelnd. „Ich habe ihm geantwortet: Wahrscheinlich genauso viele wie ich.“ Die Neugierde stillen, über die Jahre verloren gegangene Wahrheiten aufzeigen, Zusammenhänge erkennen und dadurch immer neue Ansätze gewinnen – all das reizte den Heimatkundler und bereitete ihm eine Menge Spaß bei der Arbeit. „Natürlich war der Weg bis zum fertigen Buch ein sehr aufwendiger“, erzählt Hoops von Scheeßel, der von Beruf Offizier ist. „Ich habe eine Menge Zeit im Staatsarchiv Verden verbracht.“ Für das Verzeichnis gelesen, ausgewertet, geordnet und aufgeschrieben hat der Scheeßeler in seinem Büro, wo er derzeit schon dem nächsten Projekt nachgeht: einer Romanreihe namens Die Moorsiedler. „Nebenbei erstelle ich außerdem seit Jahren auf Anfrage Ahnenlisten, Stammtafeln und Höfechroniken“, ergänzt der Autor. Sein neuestes Werk vorstellen wird er an folgenden Terminen: Montag, 29. September, ab 19.19 Uhr im Scheeßeler Hof in der Kirchstraße 2 bis 3 in Scheeßel und Donnerstag, 2. Oktober, ab 19.19 Uhr in Andres Domshof an der Stadtkirche in Rotenburg. Interessierte sind willkommen und können sich direkt vor Ort eines der voll interessanter Wahrheiten steckenden Exemplare sichern.

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