Fahrradstraße in der Castroper Altstadt „Kann ich absolut nicht nachvollziehen“

Ohlrich
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Eine Fahrradstraße für die Schillerstraße in Castrop-Rauxel ist im Auftrag der Stadtverwaltung in Planung. Die Stadt hat sich den Auftrag der Politik zu eigen gemacht, die mit dem Nahmobilitätskonzept beschloss, an einigen Stellen die Einrichtung von Fahrradstraßen zu prüfen, sprich: dem Radverkehr Vorrang vor dem Autoverkehr zu geben. Nach unserem Bericht hat sich eine Diskussion entwickelt.

Leser Henrik Moisar, Anwohner der Schillerstraße, schreibt in einer Mail an unsere Redaktion: „Als Anwohner der Schillerstraße zwischen Widumer und Viktoriastraße habe ich mit Interesse Ihren Artikel über die Pläne zur Fahrradstraße verfolgt. Die Aussage, dass die Parkplätze nicht ausgelastet sein sollen, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Eine Verkehrsberuhigung wäre grundsätzlich nicht schlecht, aber ein Wegfall von Parkraum in diesem Bereich wäre katastrophal.“

Er meint aus eigener Anschauung, dass tagsüber oftmals Lehrer des ASG und der Sekundarschule Süd die Stellflächen nutzten. Nachmittags und abends kämen die Sportler, die in der Halle trainieren, dazu. Dazu kämen noch Beschäftigte aus der Altstadt. Am Wochenende und im Feierabend seien es vor allem die Anwohner, die zum Teil über mehr als ein Auto pro Haushalt verfügten. „Wir sind auch auf diesen Parkraum angewiesen“, sagt er.

Radfahrer fahren über eine Fahrradstraße. In Castrop-Rauxel sollen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet nach der ersten in Pöppinghausen weitere entstehen. Aktuell wird über die Schillerstraße beraten.
Radfahrer fahren über eine Fahrradstraße. In Castrop-Rauxel sollen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet nach der ersten in Pöppinghausen weitere entstehen. Aktuell wird über die Schillerstraße beraten.© picture alliance/dpa
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„Alle heulen wegen der sterbenden Innenstadt rum und die Lösung ist dann, die möglichen Käufer noch mehr zu vergraulen?“, meint Patrick Krukenmeier auf unserer Facebook-Seite. Und Maik Böcker schreibt: „Dann können wir die Altstadt zu Grabe tragen.“ Auch Schuhhändlerin Vera Kopitetzki („Vera von Bäääähm“) kommentiert: „Da fehlen einem die Worte! Als wenn jemand aus den umliegenden Städten mit dem Fahrrad zum Einkaufen kommt. Ohne die Fremdbesucher wird es keine Altstadt mehr geben.“

Der Parkraum ist aber eigentlich nur ein Teil der Geschichte. Ein Gutachterbüro hatte an einem Samstag und einem Montag den Parkraum untersucht und festgestellt, dass der Parkdruck stellenweise zwar groß bis sehr groß sei, dass er aber auch noch Lücken aufweise. Für eine Fahrradstraße ohne Einbahnstraßenregelung würden in Summe 15 Stellplätze wegfallen. Würde man den Bereich Viktoriastraße bis Stadtgarten ausnehmen, wie es in der Empfehlung heißt, fielen 7 Stellplätze weg. Mit einer kompletten Einbahnstraßenregelung blieben alle Stellflächen erhalten.

Die Schillerstraße soll als Fahrradstraße überplant werden. Der Bereich zwischen Widumer Straße (o.l.) und Viktoriastraße (u.r.) gilt als der strittigste Teil, weil hier sieben Stellflächen für Pkw wegfielen, wenn man der Planungsvariante 1 folgen würde.
Die Schillerstraße soll als Fahrradstraße überplant werden. Der Bereich zwischen Widumer Straße (o.l.) und Viktoriastraße (u.r.) gilt als der strittigste Teil, weil hier sieben Stellflächen für Pkw wegfielen, wenn man der Planungsvariante 1 folgen würde.© Planungsbüro

„Dann würde ich das Radfahren lassen“

Auch der Pkw-Verkehr würde nicht komplett aus der Straße verbannt. Bei einer Fahrradstraße kehrt sich nur das Verhältnis um: Radfahrer haben Vorrang vor den Autos. Reiner Fuest, der lange in der Nähe wohnte, kommentiert mit einer Spitze an die Kritiker: „Offenbar wird von vielen Kommentatoren diese Straße als die relevanteste Zubringerverbindung zur Altstadt für den motorisierten Verkehr in Anspruch genommen und auch so genutzt…“

Karsten Supa stellt aber die Frage nach der Notwendigkeit: „Ich kann prima Cottenburgstraße, Glückaufstraße, Am Stadtgarten usw. mit dem Rad fahren“, schreibt er bei Facebook. „Außer man ist nicht in der Lage dazu, am Straßenverkehr teilzunehmen. Dann würde ich aber allgemein das Radfahren lassen.“

Die Pläne werden bald für alle Bürger offengelegt. Dann gibt es eine Einwendungsfrist, zu der alle schriftlichen Einwendungen zugelassen sind. Berechtigte Zweifel aus der Bürgerschaft können dann in den Entscheidungsprozess einfließen. Auch aus der Opposition, namentlich der CDU, wurden schon Mahnungen bezüglich des Erhalts der Parkplätze laut.

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