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Elektrogesellschaft Hartha wieder stark

Vor fünf Jahren musste das Unternehmen durch schwierige Zeiten gehen. Doch ein Ende war nie in Sicht.

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30 Mitarbeiter sind in der EGH beschäftigt. Mechatroniker Kevin Friedrich baut unter anderem an einem Stromverteiler.
30 Mitarbeiter sind in der EGH beschäftigt. Mechatroniker Kevin Friedrich baut unter anderem an einem Stromverteiler. © Dietmar Thomas

Von Erik-Holm Langhof

Hartha. Fünf Jahre ist es her, dass Stephan Komp nicht mehr so richtig ruhig schlafen konnte. Im Jahr 2014 ging er mit seinem Geschäftspartner einen Schritt, der hart war, aber bei dem er immer Ruhe bewiesen hat: Er musste als Geschäftsführer der Elektrogesellschaft Hartha mbH Insolvenz anmelden, um den Betrieb zu retten.

Zu der Handlung war Komp gezwungen, da es mit einem Kunden Unstimmigkeiten gab und er dort vor Gericht zog. Jedoch blieb die Firma damals auf knapp einer halben Million Euro sitzen und konnte Materialkosten nicht mehr decken. 

Mit seinem Rechtsanwalt Lars Birkigt aus Dresden ging er im Mai 2014 schließlich den Schritt und meldete sich beim Amtsgericht in Chemnitz. „Im August wurde das Insolvenzverfahren eröffnet und Lars Birkigt war neuer Sanierungsgeschäftsführer“, erzählt der 58-jährige Komp. 

Er und sein neuer Partner suchten nach Lösungen, währenddessen das Unternehmen unter Eigenverwaltung weitergeführt wurde. Früher sagte der Rechtsanwalt: „Ziel ist es, die Firma weiter zu erhalten und nicht zu zerschlagen. Das allerdings werden die Gläubiger auf ihrer Versammlung entscheiden.“

 Sie entschieden sich letztendlich für die Variante der beiden Geschäftsführer und das Unternehmen konnte erhalten bleiben. Sie bekommen die Gelder und das damalige Unternehmen besteht bis heute unter Führung von Lars Birkigt. Erst im nächsten Jahr sollen die Restverträge beglichen sein.

Im Sommer 2015 begann Stephan Komp nach dem Tod seines Geschäftspartners jedoch ein neues Kapitel und gründete die heutige EGH Hartha GmbH. Mitarbeiter und Kundenstamm wurden nahtlos übernommen. Gesellschafter der alten Firma blieb er noch. „Nach Außen hat man eigentlich keine Veränderung gesehen“, so Komp. 

„Das Handwerk war sehr gefragt und deshalb wurden wir weiter beauftragt, wie zuvor auch.“ Das Unternehmen wurde Mitglied in der Elektro-Innung Freiberg, erhielt mehrere Zertifikate und zuletzt im Dezember 2019 ein Bonitätszertifikat von „CrefoZert“ aus Leipzig. Es bestätigt dem Unternehmen eine „außergewöhnlich gute und solide Bonität“. Diese Bestätigung erhielten nur zwei Prozent der Firmen in Deutschland, so Stephan Komp.

Und auch innerhalb des Hauses an der Leipziger Straße in Hartha läuft es nach fünf Jahren wieder sehr gut, wie der Geschäftsführer erzählt. „Wir arbeiten nur noch in Sachsen, vor allem lokal und haben ausreichend Aufträge.“ 

Zudem hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren auf Brandmeldetechnik spezialisiert, die fast an jedem Haus gebraucht wird. Gearbeitet wurde im vergangenen Jahr vor allem in Einkaufsmärkten wie Kaufland oder bei der Errichtung des Logistikzentrums der Firma TransPak in Mockritz. 

Chronik der EGH

1968 Die EGH wurde als private Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) gegründet.

1988 Die PGH erwarb die Rechtsträgerschaft an der Leipziger Straße 10 in Hartha, ehemals „Hausschuhwerke Hartha“.

1991 Die „PGH Elektro Hartha“ wandelte sich in eine GmbH, die „Elektrogesellschaft Hartha mbH“, um.

1996 Die Eigentümer kauften den heutigen Firmenstandort Leipziger Straße aufgrund ungeregelter bundesdeutscher Gesetzgebung ein zweites Mal.

Bis 2014 Das Unternehmen erwirtschaftete bundesweit mit 40 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 6,5 Millionen Euro.

2014 Das Unternehmen musste aufgrund Zahlungsschwierigkeiten Insolvenz anmelden.

2018 Das Unternehmen feierte das 50-jährige Bestehen.

 Quelle: EGH/DA Archiv Neugründung und -ausrichtung der Firma mit höherer Fertigungstiefe.

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Aber auch viele städtischen Vorhaben unterstützen die Elektriker. Außerdem bietet die Firma privaten Kunden eine Möglichkeit zu kleinem Preis und mit Beratung einzelne Bauteile vor Ort zu kaufen.

„Mit Baumärkten sieht es in der Region eher schlechter aus“, meint Komp und freut sich deshalb, dass von seinen circa 450 Kunden pro Jahr auch ein Drittel Kleinkunden sind. Vor allem in diesem Jahr seien viele aus der Region gekommen, um sich professionell beraten zu lassen.

Aber aus Sicht der Mitarbeiter und des Nachwuchses gebe es in der Harthaer Firma zurzeit keine Probleme. Mit etwa 30 festen Mitarbeitern und in etwa gleich so vielen Leiharbeitern sei das Unternehmen gut aufgebaut. Dazu kommen interessierte Lehrlinge.

„Wir haben ab 2020 zwei neue Azubis, die den Beruf erlernen werden“, erklärt der Geschäftsführer. „Außerdem haben wir einen Studenten, der derzeit den praktischen Teil seines dualen Studiums bei uns absolviert.“ Er setze sehr viel Vertrauen auf die lernenden Mitarbeiter, denn das Handwerk werde nie unwichtig und das Unternehmen müsse in die Zukunft schauen.

Vor allem jedoch hat er sich vorgenommen, die Jugend dazu zu bewegen, zukünftig wieder handwerkliche Berufe zu erlenen und auszuführen. „Einen Bürojob will jeder. Wir brauchen aber gute Handwerker, die täglich Handarbeit leisten.“ So gehe er oft auf Messen und rede mit Schülern, aber auch Eltern.

Mit knapp vier Millionen Euro Umsatz, positivem Blick nach vorn und Aufträgen, die bereits jetzt bis in den Sommer 2020 reichen, sei Stephan Komp jedoch sehr zufrieden auf die Mitarbeiter und die Erfolge der Firma allgemein. Der 58-Jährige, der bereits seit 28 Jahren Geschäftsführer ist, will auch in den kommenden Jahren weiter das Ruder in der Hand behalten und das mittelständische Unternehmen aus Hartha in Sachsen bekannt halten.

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