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Warum Sachsens Minister Dulig in Indien das Steigerlied anstimmt

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) hat mit einer Delegation den indischen Bundesstaat Tamil Nadu besucht. Was die Zusammenarbeit für Sachsen bringen soll.

Von Georg Moeritz
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Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) ist zurück aus Indien - dort hat er mit einer Delegation etwas gesungen, was sonst im Erzgebirge üblich ist.
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) ist zurück aus Indien - dort hat er mit einer Delegation etwas gesungen, was sonst im Erzgebirge üblich ist. © Archivfoto: SMWA/Ronald Bonß

Dresden. Glück auf, der Steiger kommt: Dass Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) Trompete spielen kann, ist bekannt. Nun hat er gemeinsam mit einer Delegation in Indien auch das Steigerlied gesungen. Angeblich waren die Gastgeber begeistert. So steht es jedenfalls im Bericht über die Reise in den südindischen Bundesstaat Tamil Nadu, den das Wirtschaftsministerium am Montag veröffentlichte. Sachsen arbeitet nun laut Dulig an einer "exklusiven Zusammenarbeit".

Mit Dulig war eine rund 35-köpfige Wirtschaftsdelegation im Bundesstaat Tamil Nadu mit rund 80 Millionen Einwohnern - fast so vielen, wie Deutschland insgesamt hat. Diese Region bietet laut Dulig viel Potenzial für neue Kunden, Absatzmärkte und Fachkräfte. Rund 220 deutsche Unternehmen sind dort bereits tätig. Sachsen will dort Fachkräfte anwerben. Das Steigerlied wurde beim Empfang der deutschen Generalkonsulin Michaela Küchler gesungen.

Im Gedee Technical Training Institute in Coimbatore lernten die Sachsen ein Ausbildungszentrum kennen, dass nach Standards der deutschen Industrie- und Handelskammern arbeitet. Dort werden künftige Werkzeugmechaniker und Mechatroniker ausgebildet. In der firmeneigenen Privatschule wird Deutschunterricht mit Unterstützung des Goethe-Instituts angeboten. Die überbetriebliche Ausbildung kostet dort etwa 3.000 Euro, der Deutschkurs mit Prüfung 1.800 Euro. Der Betrieb gehört zum Motorenhersteller GD Group, der auch Benz-Oldtimer nachbaut.

Dulig beklagt Hürden für qualifizierte Zuwanderer

Delegationsmitglied Peter Lucas, Vorstand der Innung Metall Kamenz, nannte es "gut und wichtig", mithilfe des Ministers bei der Indienreise "den Fuß in die Tür" zu bekommen. Jede Firma müsse ihre möglichen Mitarbeiter aus Indien selbst aussuchen und schauen, wer passt und wer nicht. Der Staat könne es nicht leisten, die in Sachsen benötigten Arbeitskräfte zu besorgen.

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Dulig beklagte, dass in Deutschland die Qualifikationen aus dem Ausland überprüft und bestätigt werden müssten. "So stellen wir unnötige Hürden auf", sagte der Minister. Viele junge Inder sprächen bereits sehr gut Deutsch und wollten gerne kommen. Auf der Messe Engineering Sourcing Show erkundigten sich viele Inder, wie sie nach Deutschland kommen könnten. Die sächsischen Unternehmer präsentierten sich dort in Zwei-Minuten-Vorträgen indischen Kollegen. Sachsen sei spätestens seit der Ankündigung des Chipherstellers TSMC, die Fabrik in Dresden zu bauen, ins Blickfeld von Wirtschaft und Wissenschaft in Indien gerückt.

Sächsisches Image-Video: Hightech trifft auf Barock

Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH, die die Reise organisierte, sprach von großen Chancen für die sächsische Wirtschaft in Tamil Nadu. Das sächsische Image-Video "Hightech trifft auf Barock" sei auf großes Interesse gestoßen. Viele Inder hätten nachgefragt, ob die gezeigten Schlösser, Unternehmen und Landschaften tatsächlich alle in Sachsen lägen. Die Sachsen wiederum staunten, dass manche indische Fabriken alle Komponenten selbst herstellen: Beim Reinigungsmaschinenproduzenten Roots Group mit Gießereien und Presswerken erfuhren sie, dass dort sowohl Getriebe als auch Hupe hergestellt werden.

Mit Informationstechnologie-Minister Palanivel Thiagarajan vereinbarte Dulig eine enge Zusammenarbeit nicht nur in diesem Fachgebiet, sondern auch bei Zuwanderung und dem Aufbau einer dualen Ausbildung in Indien. "Wir haben großes Interesse daran, dass wir gut ausgebildete Fach- und Arbeitskräfte bekommen", sagte Dulig.

Auch bei Besuchen der Elite-Universität IIT Madras und beim Nutzfahrzeughersteller Ashok Layland lotete die sächsische Delegation laut Mitteilung Möglichkeiten zur Zusammenarbeit aus. Im vorigen Jahr exportierten sächsische Unternehmen Waren im Wert von 328 Millionen Euro nach Indien, zwei Prozent mehr als im Jahr zuvor. Es war ein Rekordwert. Allerdings steht Indien erst auf Platz 31 bei der Größe der Exporte. Sachsen exportiert nach Indien vor allem Erzeugnisse des Maschinenbaus, Kunststoffe und Kraftfahrzeuge.