Hotel Kaiserin Elisabeth in Feldafing

  • Im Sommer verließ die Familie von Herzog Max in Bayern das Herzog Max Palais in München um der städtischen Hitze zu entfliehen und die heißen Tage des Jahres im Schloss Possenhofen am Würmsee (erst 1962 erhielt er den Namen Starnberger See) zu verbringen. Nach ihrer Heirat mit Kaiser Franz Joseph von Österreich war das elterliche Schloss für Kaiserin Elisabeth nicht mehr standesgemäß und auch zu klein um die Suite der Kaiserin aufzunehmen. Deshalb mietete der Wiener Hof für die Zeit der Besuche der Kaiserin bei ihren Eltern im Nachbarort Feldafing das Hotel Strauch, das heutige Golfhotel Kaiserin Elisabeth.

    Zu meinem Geburtstag schenkte mir meine Familie ein Wochenende im Hotel Kaiserin Elisabeth.

    Am vergangenen Wochenende war es so weit. Kurz nach 17 Uhr checkten wir ein und bezogen unser Zimmer im 3. Stock des Ostflügels.



    3. Stock, Balkon zur Straße, links. Das war unser Zimmer.




    Die Flasche Sekt mit dem Konterfei der Kaiserin war im Arrangement enthalten.



    Vom Balkon hat man einen tollen Blick auf den Starnberger See und die Alpen.






    Zu dem Arrangement gehörte auch ein "Sisi-Diner" am Ankunftsabend. Hier warteten wir darauf.



    Es gab eine köstliche Kürbiscremesuppe. Es folgte Saiblingfilet auf Blattspinat in Safransauce. Den Abschluss bildete ein leckerer Kaiserschmarrn.

    Satt, müde und zufrieden legten wir uns in die bequemen Betten.


    Der Morgen nahm uns etwas die Freude weil es trübe war und Nieselregen aus Nebelschwaden fiel.

    Trotzdem galt mein erstes Interesse dem Kaiserin Elisabeth-Denkmal im Park des Hotels. Von der Sonnenterrasse aus kann man es am Ende des Hotelparks erkennen.





    Der böhmische Schriftsteller Alois John beschrieb die Arbeit des Bildhauers Karl Wilfert jr. so:

    „Er schildert nicht die Majestät der Kaiserin, auch nicht die Dulderin auf dem Throne, noch die einsame Frau, die auf Korfu oder am Genfersee in der Größe und Schönheit der Natur Vergessen sucht, sondern einen jener Momente stillster träumerischster Seelenruhe, wie sie diese hohe Frau wohl öfter in ihrem erschütternden Leben überkommen haben mag. Lässig, die schlanke Gestalt zurückgelehnt, ruht die Kaiserin; das Buch, in dem sie soeben gelesen, ist seitwärts bewegt, und nachsinnend und träumerisch schaut der Blick in die Ferne. Ist es Nachdenken über das Gelesene oder wurde eine schmerzliche Erinnerung wach? Wir können es nicht entscheiden. Aber in dieser ruhenden Gestalt mit dem weltentrückten Blick in die Ferne ist Majestät, Hoheit und - Tragik gebreitet.“ (Alois John, 1909)


    Das Denkmal hat eine bewegte Geschichte. Am 17. September 1905 wurde es in Franzensbad im Beisein des Thronfolgers Franz Ferdinand enthüllt.



    Nach dem ersten Weltkrieg und der Gründung der Tschechoslowakei mussten alle monarchistischen Denkmäler entfernt werden. So verschwand auch im April 1924 das Kaiserin Elisabeth-Denkmal in Franzensbad in einer Ecke des Museumshofes. Der Erschaffer des Denkmals, der Egerer Bildhauer Karl Wilfert jr. war kurz nach dem Krieg nach Feldafing umgesiedelt. Am 9. Januar 1926 bat er in einem Brief an den Stadtrat von Franzensbad um die Überlassung des Kaiserin-Elisabeth-Denkmals und um die Zustimmung zu dessen Installierung im Park des Hotels am Ufer des Starnberger Sees. Unter der Bedingung, dass auf dem Sockel des Standbildes angeführt wird, dass es sich um ein Geschenk der Stadt Franzensbad handelt, stimmte der Franzensbader Stadtrat zu.



    Schon am 17. Mai 1926 gab Karl Wilfert das Denkmal zur Einweihung frei. Aus politischen Gründen kam es nie dazu. Im September 1926 verzichtete Franzensbad öffiziell auf die Eigentumsrechte an dem Kaiserindenkmal zu Gunsten der Gemeinde Feldafing. Nach dem "Heimholen" von Böhmen ins Reich 1940 wollte Franzensbad das Denkmal zurück. Es blieb bis heute in Feldafing.


    Das schmackhafte Frühstück verbesserte die Laune wieder.

    Danach fuhren wir nach Garatshausen, Mariabrunn und Schleißheim. Darüber berichte ich in eigenen Themen.


    Schauen wir uns das Hotel mal etwas genauer an.

    Das Hauptgebäude.



    Das Hotel vom Hotelpark aus.



    Die etwas verblassten Lüftlmalereien fallen kaum auf.




    Das ist doch ein Christophorus an der Westfront!



    Hier musste ich ein bisschen tricksen weil der Teil im Schatten sehr dunkel war.

    Was sagt der Spruch zwischen den Malereien?



    Leider werden die Zeilenenden durch das Fallrohr und dessen Schatten verdeckt. Es dürfte lauten:

    "Wer da haftet am Alten

    an Urväterart

    wer da trotzt den Gewalten

    und der Stunde gewahrt....




    Den Autor konnte ich leider nicht zuordnen.


    Am Hauptgebäude vorgebaut ist "Sisis Stüberl".




    Neben dem Eingang hängt dieses kunstvolle Gemälde.



    Zwischen den beiden Hotelflügeln kommt man in den Innehof.

    Die Rückseite des Hauptgebäudes.



    Der Ostflügel.



    Im Norden wird der Hof durch die früheren Stallungen begrenzt.



    Als ich 2012 mit dem Sissiforum hier war durfte ich auch einen Blick in die Stallungen werfen die extra für die Pferde der Kaiserin gebaut wurden.




    In den Pferdeboxen stehen heute Drahtesel und Fitnessgeräte, oder werden einfach als Lagerraum genutzt.


    Ein Überbleibsel aus der Zeit der Kaiserin ist auch die Sisi-Suite.



    In diesem Bett soll Kaiserin Elisabeth geschlafen haben.



    Einblicke in die Gasträume.





    Am Sonntagmorgen überraschte uns das Wetter mit einem fantastischen Sonnenaufgang.



    Nach dem Frühstück checkten wir aus und fuhren kurz ans Seeufer.





    Über den anschließenden Besuch im Kaiserin Elisabeth Museum in Possenhofen und das Schloss berichte ich in einem eigenen Thema.

    Das Treffen mit Tom und seinen Großeltern auf dem Heiligen Berg habe ich hier beschrieben.

    Damit war unser Wochenendbesuch am Starnberger See zu Ende.

    Ich bin froh und dankbar dafür dass meine Familie mir diesen Wochenendaufenthalt im Hotel Kaiserin Elisabeth zum Geburtstagsgeschenk gemacht hat. Dadurch konnte ich das Hotel noch im zumindest ähnlichen Zustand sehen und erleben wie es die Kaiserin tat, denn....

    Leider schließt das Golfhotel Kaiserin Elisabeth zum Jahresende. Es soll saniert werden. Ich befürchte, dass dabei das Flair des Hotels gänzlich verloren geht. Hoffen wir das Beste!

    Mehr Info über die Sanierung.



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Hallo Waldi,

    das kann ich nachvollziehen, dass der Aufenthalt in diesem Hotel ein ganz tolles Geburtstagsgeschenk für Dich war. :)


    Interessant, was Du im Spoiler über Sissi reingesetzt hast:

    Das Waschen der wadenlangen Haare war eine Tagesaufgabe. Man erzählt, dass die kaiserliche Haarpracht zum Trocknen auf die Wäscheleine im benachbarten Kirchgarten gehängt wurde.

    War es eigentlich eine Besonderheit, dass Sissi ihre Haare derart lang wachsen ließ? Oder war das damals in der obersten Gesellschaft bei den Damen so verbreitet?

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Schön, dass Du auch den Spoiler gelesen hast, Jofina!

    War es eigentlich eine Besonderheit, dass Sissi ihre Haare derart lang wachsen ließ?

    Ich denke, es war nicht mehr oder weniger besonders als heute. Es war halt die Pflege der langen Haare die viele davon abhielt sie lange wachsen zu lassen. Der Föhn wurde ja erst 1890 erfunden. Ich halte meine Haare gerne so kurz, dass ich sie mit dem Waschlappen kämmen kann. :wink:

    Eine meiner Großmütter hatte auch Haare bis über den Hintern. Auch sie pflegte die Haare - zu Zöpfen geflochten - in Kaiserinart als Krone zu tragen. Möglicherweise ist dies mit ein Grund meiner Verehrung der Kaiserin. Jedenfalls habe ich diese Großmutter sehr bewundert.

    Es war die Eigenart der Kaiserin, das was sie tat, intensiv zu tun. Sie war stolz auf ihr Haar und achtete sehr auf dessen Pflege! Deshalb leistete sie sich auch eine eigene persönliche Friseurin. Das tägliche Frisieren war eines ihrer festen Rituale. Sie konnte es sich leisten. Sie hatte die Zeit dazu. Man erzählt sich, dass die Friseurin Fanny Angerer (später Feifalik), die sie am Burgtheater in Wien gefunden hatte, heimlich die ausgebürsteten Haare von der Bürste streifte bevor die Kaiserin diese kontrollierte, weil die Kaiserin es nicht duldete Haare zu verlieren. Ein mal soll sie die Friseurin erwischt und zur Rede gestellt haben. Die Friseurin rettete sich mit der Ausrede, sie wolle ihrer Tochter ein Medaillon mit ein paar Haaren ihrer Kaiserin schenken.



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • hallo Waldi,


    und wieder hast du uns einen kleinen Einblick in die Geschichte der Kaiserin gegeben. Für mich sind diese Details deshalb interessant, weil dies alles in relativer Nähe zu meinem Wohnort vorhanden ist. Vielleicht treibt mich meine Neugier auch mal in diese Gegend.


    Das Hotel wird nun renoviert und wohl so gestaltet wie der betuchte Gast es heutzutage vorfinden will. Dabei geht unweigerlich das historische Flair verloren. Der geplante Anbau mag zweckmäßig erscheinen und die wirtschaftlichen Hoffnungen des Betreibers erfüllen. Aber mir gefällt das trotzdem nicht. Die Gäste können von ihren Balkonen aus den See sehen. Das ist wohl das was zählt. Es wird scheinbar eine Mischung aus moderner Technik, dem aktuellen Baustil, Effektivität mit einem Hauch Nostalgie werden.


    Daß es auch anders geht, zeigt mir das Hotel Steigenberger Sonnenhof der Kempinski Gruppe in Bad Wörishofen. Ich kenne das historische Gebäude von mehreren Besuchen und meine, daß hier die historische Bausubstanz ganz gut mit moderner Technik kombiniert wurde.


    Was die langen Haare der adeligen Dame angeht, war es doch bis zum ersten Weltkrieg so, daß die Frauen aller Gesellschaftsschichten lange Haare trugen. Die Bauersfrauen genauso wie der alte Adel und der Geldadel. Die Bäuerinnen hatten halt Zöpfe, die sie um den Kopf flochten um ihre Arbeiten verrichten zu können. Vor allem aus Gründen der Moral oder Ethik wären kurze Haare bei einer Frau bis zum ersten Weltkrieg unmöglich gewesen.


    Der Bubikopf war eine Art modische Revolition oder gar ein Zeichen für die Emanzipation der Frau. Noch dazu begannen manche Frauen vor allem in den Städten zu rauchen! ;)


    Danke jedenfalls fürs Vorstellen eines "alten Hotels".


    grüsse


    jürgen

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