Der große Reisebericht- Radltour von Siegertsbrunn nach Meran, Teil 2

  • 2.Tag


    Der Dienstag, der 28.7.09 zeigte sich nach vorsichtigem Blick durch die Gardinen mit einem wolkenverhangenen Himmel. Was uns aber im diesmal bewusst unerschütterlichen Glauben an die Richtigkeit der Wettervorhersage der Meteorologen nicht weiter störte. Sagte man doch bereits für Nachmittag eine Auflockerung an.
    Nach einem gemütlichen, aber maßvollen Frühstück ging`s gegen 10. 30 Uhr trocken weiter.




    Vorher hatte es stets leicht geregnet, was uns aber nicht abgehalten hätte, wussten wir doch, dass am nächsten Tag wieder wolkenfreier Himmel angesagt wurde.
    Den Zillertalradwanderweg kannten wir schon, waren wir doch öfters von Strass nach Mayrhofen mit dem beliebten Touristenereignis, der Zillertalbahn, nach Mayrhofen gefahren.
    Es verbot aber die Ehre, diesen Zug zu benützen. Und so rollten wir einen gut gewarteten Radwanderweg, zumeist an der Ziller entlang. Diese verlor allerdings durch die vorher genannten Gewitter ihre sonstige Beschaulichkeit und kam träge und recht schmutzig daher.




    Nach einem Fotostop, der auch wieder Gelegenheit zum Trinken gab,




    kamen wir in Mayrhofen an.





    Angesichts der aufragenden Bergriesen wurde uns schon leicht mulmig, ob wir nicht doch den bekannteren Brenner überqueren hätten sollen, aber letztlich gewann die Zuversicht, auch den schwierigeren Pass zu überqueren.
    Jetzt galt es, besonderes Augenmerk auf die Akkuleistung zu lenken. Reicht sie aus, für die nun verbleibende doch stark ansteigende Bergstrecke?


    Mit dem Aufhellen der Wolkendecke lichteten sich auch unsere Bedenken, die aber schon nach rd. 500 m weiter wieder wuchsen.
    Von weitem sah man nach einem steilen Berghang eine rotweiße Absperrung quer über die alte Bergstraße . Links davon hatte man nämlich schon vor zig Jahren zur Entlastung der Bevölkerung von Ginzling einen Tunnel gebaut. Da dieser sehr lang war, war es undenkbar für uns, ihn zu benutzen, zumal mit zeitlichem Intervall eine Ampelschaltung angebracht war.


    Sollten wir statt der dringend nötigen Sauerstoffzufuhr widerliche Abgase einatmen müssen?
    Die Rettung war beim Näherkommen ein kleines, aber für uns feines Schild, das wir mit Begeisterung und sichtlicher Erleichterung lasen: „ Für Fußgänger und Radfahrer erlaubt“.
    Was aber war der Grund für die Absperrung? Nun, nachdem es steil bergauf ging, links schon die Schlucht erkennbar war,



    die Auflösung der Frage:
    Die Straße wurde zur Schlucht hin abgesichert. Dazu musste die Teerstr. aufgerissen werden,
    übrig blieb eine buckelige, stark verschmutzte und steile Schotterstr. mit verdrecktem Untergrund. Zumindest war sie befahrbar und ging später in einen landschaftlich sehr reizvollen Straßenteil über.




    Der Weg nach Ginzling und einer hoffnungsvoll erwarteten Mittagsjause führte aber noch durch einen Tunnel, den wir aber auf einem Fußweg umfahren konnten. Belohnt wurden wir durch einen Ausblick auf einen stattlichen Wasserfall, der sich den Weg durch einen Lawinenstrich bahnte.




    Ein Blick zurück zeigte die Schönheit des eingebetteten Bachverlaufs, ein Blick nach vorne mahnte uns, sich beim Mittagessen kalorienbewusst zurückzuhalten.





    Wie gewohnt suchten wir abseits der Hauptstr. ein Gasthaus, wobei uns ein Volltreffer gelang. Es war ein ruhiger, stiller Ort, nur von einem fast einschläfernden Rauschen des in der Nähe verlaufenden Bergbaches unterbrochen. Auch die Sonne zeigte sich wieder versöhnlich und trocknete schon während der Mittagszeit die Funktionswäsche.
    Im hinteren Teil des Gebäudes war ein kleiner Schafstall. Darin wurde ein Lämmchen unter Rotlicht aufgepäppelt, auf das fotografieren habe ich deshalb verzichtet. Auch weil ein aufdringliches Gemeckere der Mutter mich zum Verlassen des Stalles nötigte.
    Es war filmreif, wie in einem Heimatfilm. Ganghofer ließ grüßen!
    Die Akkus wurden neu eingesetzt, es gab leichtes Rehragout und mit dem Handy wurde die Übernachtung am ca. 3 km entfernten Ziel angekündigt.




    Nur, Ginzling liegt auf 890 m Meereshöhe, die Destination Breitlahner auf 1250 m. Es gab also noch Gelegenheit zur Verdauungsfahrt bis zur in Bergsteigerkreisen berühmten Hütte.
    Und da war sie dann, die 110 Jahre alte, aber im Zuge der Zeit modernisierte Hütte.




    Hier die Umgebung nach Osten



    Früher ging hier nur ein Pfad herauf, der aber nach und nach für Fuhrwerke ausgebaut wurde. Dies war dringend erforderlich, mussten doch die umliegenden Hütten im hochalpinen Bereich versorgt werden. Dies war naturgemäß äußert beschwerlich, man nahm Mulis zu Hilfe.
    Später, als die Straße im Zusammenhang mit dem Ausbau des Schlegeisspeicherstaudamms gebaut wurde, hielt hier auch der normale Bergwandertourismus Einzug. Im Wesentlichen war es bis dahin den hochalpinen Extremkletterern vorbehalten, hier zu übernachten.
    Waren doch die relativ nahen Bergriesen an der österreichisch/italienischen Grenze oben am Bergkamm, wie der Schwarzenstein, der Hochfeiler, zugleich der höchste der Zillertaler Alpen, und u.a. auch der Möseler zu erobern. Allesamt weit über 3000m hoch.
    Nun geht nach Aussage des Hüttenwirts der Trend dahin, dass die Extrembergsteiger weniger werden, Radler und ganze Gruppen mit Mountain Bikes das Haus vor der „Erstürmung“ des Pfitscher Joch Passes nutzen.
    Das Haus selbst aus Holz gebaut, rauchfrei auch in den Gängen und Zimmern, wurde an einen aufgeschlossenen Hüttenwirt, Wolfgang, verpachtet.
    Das Holzhaus ist bemerkenswert rustikal wie anheimelnd.
    Zwar sind Duschen auf dem Gang mit ausgegebenen Marken zu benutzen, Toiletten in den Etagen untergebracht, aber man fühlte sich sehr wohl.
    Zumindest bei unserem Aufenthalt für eine Nacht, hatten wir ein ausgeglichenes internationales Publikum.
    Man war unter Gleichgesinnten. Alte Bergsteiger philosophierten an den geräumigen Tischen, Familien mit Freude an der überwältigenden Natur gaben sich entspannt, Franzosen und Italiener an zusammengestellten Tischen waren in angeregte Unterhaltung vertieft. Insgesamt rd. 80 Gäste, alles unaufgeregt, auf Sauberkeit und Höflichkeit achtend. Respekt.








    Der frühere äußerst freundliche und hilfsbereite Hüttenwirt, Fritz Kröll musste schlimme Schicksalsschläge hinnehmen. Dies erfuhren wir von ihm, nachdem wir eine riesige Pokalsammlung bestaunt hatten. Diese wurden vom seinerzeitigen Weltcupfahrer Richard Kröll, seinem Sohn, gewonnen. Der aber ganz jung bei einem Verkehrsunfall zu Tode kam.
    Unglaubliches Leid wurde verstärkt durch den Tod seiner hübschen Frau.
    Man kann nur den Hut ziehen, vor diesem so schmerzvoll geprüften Mann, mit welcher Kraft er sich seinen Lebensweg bahnt.



    Ende des 2. Teils, der 3. Teil ist in Bearbeitung


    https://www.schoener-reisen.at…tsbrunn-nach-Meran-Teil-3


    euer
    wallbergler

  • hallo Helmut,


    ich kann "nur" sagen, danke dass du uns auf diesen Radweg mitnimmt.,sb,,sb,,sb,,sb,


    du hast wieder sehr tolle Bilder dabei.


    urig sieht das Bauernzimmer und die Gaststube aus ;) und der Wasserfall - sowie die Bergaufnahmen sind spitzenmäßig!



    und



    sind richtig tolle Postkartenmotive



    vielen vielen Dank!


    liebe Grüße


    Ini

  • HAllo Helmut,


    tolle Fotos von Natur und dem Breitlahner Haus - das sieht so urig und gemütlich aus, da möchte man gerne mal hin. Du hast mir "den Mund wässrig" gemacht. Einfach nur schön!!!!!

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

  • Tolle Schilderung über eure Tour über die Alpen. Respekt, Respekt!


    Ich mag gar nicht dran denken, müsste ich mit dem Rad da hoch!

    [COLOR="#0000CD"]Entdecke die Welt, wie einst Captain Cook, Baedeker oder Marco Polo[/COLOR]


    Carpe Diem Annette und Hartmut


    [COLOR="#008080"]Wissen schafft Wissen - jeden Tag entsteht neues Wissen![/COLOR]

  • Und wieder habe ich ein Stück Eures Abenteuers genussvoll miterlebt!!
    Ich weiß auch bei diesem Teil nicht, was ich mehr bewundern soll: die Bilder..., die Texte, Dein Talent, alles so perfekt zu kombineren... oder vor allem Euren Mut, dieses Unternehmen durchzuhalten.


    Mayrhofen-Breitlahner wecken in mir Erinnerungen . Nicht ans Radfahren, aber als Ausgangspunkt ( Parkplatz) für tolle Bergtouren hinauf in den Zemmgrund und zur Berliner Hütte.


    Es gibt dort so viele "Postkartenmotive"- wie Ini angemerkt hat.


    Danke Helmut!


    Gruß,
    ELMA

  • Respekt, gerade am Zemmbach entlang, sieht man wie klein man ist.


    Wir waren mal ziemlich weit oben, mussten dann aber wegen Schneesturm umkehren, und das im Sept.


    Dafür waren wir dann Tage später von der anderen Seite , also von Hintertux aus auf die Spannaglhütte gelaufen und von dort auf die Gfrorene Wandspitze. Damals gab es noch keinen Lift. Nicht mal bis Spannaglhaus. Und gegenüber am Olperer mussten wir leider auch umkehren, 100m unterhalb des Gipfels, da sind so riesige Eisenhaken, wie die Bauklammern bloß größer, und da war auch nicht mehr ans weiterkommen zu denken. Ist halt so am Berg.
    Wunderbar, dass du auch in der Gegend warst.
    War ja auch drüben vom Gerlos hinauf zur Zittauer Hütte am See und dann hinauf zum Gabler.
    Da kommen die Erinnerungen , herrlich Elke
    Helmut

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