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Freskenmalerei

Wangener Freskenmaler wecken großes Interesse

WANGEN / Lesedauer: 4 min

Wangener Freskenmaler wecken großes Interesse
Veröffentlicht:21.11.2010, 14:15

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Die Dokumentation „August und Josef Braun – Freskenmalerei in Süddeutschland“, die es bald als DVD zu kaufen gibt, ist am Freitag in der St. Martinskirche vorgestellt worden und auf großes Interesse gestoßen. Roland Fischer hat sie mit Hilfe der Familie Braun zusammengestellt. Unterstützung kam von der Stadt Wangen und dem Landkreis Ravensburg sowie vom Altstadt- und Museumsverein.

Von unserer Mitarbeiterin  Vera Stiller

Das Interesse war beachtlich und für viele war der Anfahrtsweg nach Wangen nicht zu weit. So begrüßte Pfarrer Wilhelm Wahl neben vielen Wangener Bürgern auch Menschen aus jenen Orten, in denen August Braun (1876 – 1956) und Josef Braun (1903 – 1965) gewirkt haben. Namentliche Erwähnung fanden der Kirchenrestaurator Leinmüller aus Ravensburg, der mit den Künstlern noch zusammengearbeitet hatte, Hans-Jürgen Birner vom „Freundeskreis Rottenmünster“ in Rottweil, und Mitglieder der Familien Braun, die bis aus Genf angereist kamen.

Sie alle wollten die Präsentation der in den vergangenen Monaten entstandenen Dokumentation über das Wo und Wie des Braunschen Wirkens miterleben. Die Idee dazu war von Roland Fischer gekommen, dessen Engagement in Sachen „Kunst aus Wangen“ und damit auch „für die Stadt“ von Oberbürgermeister Michael Lang gewürdigt wurde.

„Ohne finanzielle Hilfe wäre das alles nicht möglich gewesen“, ließ Fischer selber verlauten. Er nannte noch einmal seine Beweggründe, die ihn diese nicht leichte Aufgabe hatten angehen lassen: „Es sollte etwas für die Nachwelt Aufzubewahrendes entstehen. Etwas, was die beiden großen Künstler vor allem als viel beschäftigte Freskenmaler nicht vergessen lässt!“

So hatte sich Roland Fischer aufgemacht, den in den Jahren zwischen 1922 und 1950 über 200 in süddeutschen Kirchen und an Gebäudefassaden entstandenen Arbeiten nachzuspüren. Kommentiert von Dr. Maria Braun und von ihm selbst erzählen die stehenden, aber deshalb nicht weniger lebendigen Bilder von ihrer Entstehungsgeschichte und den damit verbundenen Techniken.

Die Kunstreise beginnt in Heufelden bei Ehingen, wo August Braun 1922 als 46-Jähriger den ersten Auftrag für eine Kirchenmalerei erhielt. Insgesamt sollten 44 Aufträge folgen. Die meisten davon führte er in Kooperation mit seinem Neffen Josef Braun aus.

Anhand vieler Beispiele wird in der Dokumentation deutlich, dass August Braun, der an der Kunstakademie München studierte, nicht zu Unrecht als einer der besten Neo-Barockmaler seiner Zeit gilt. Nicht weniger als seine von eigener Religiosität getragenen biblischen Darstellungen, die an Decken und Wänden von der Allmacht Gottes und der Segenskraft der Mutter Jesu künden, die sich aber auch mit der Symbolkraft des Kreuzes auseinandersetzen, beeindruckt seine Fähigkeit, „Tieren Seele einzuhauchen“.

Schön, wie August Braun in der Schemmerberger Kirche nahe Biberach die Einladung von Christus „Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid“ umsetzte und Josef Braun der Szene oberschwäbische Heilige hinzufügte. Beeindruckend, wie August Braun 1934 in Urlau – im Nachgang des Ersten Weltkrieges und offensichtlich als düstere Vorahnung – das Leid und die Sinnlosigkeit eines Krieges erkennen lässt.

Josef Braun war im selben Zeitraum für die figürlichen Malereien an einer Chorbogenwand der Wallfahrtskirche in Eriskirch verantwortlich. Die Wiedergabe von Propheten, Mystikern und Fürsprache erflehenden Personen sind ein Indiz für die expressionistische Ausdruckskraft in seinen Bildern und die Hinwendung zur „Neuen Sachlichkeit“.

Der Kreis schließt sich in Wangen, wo innerhalb von vier Jahrzehnten aus dem Stadtbild nicht mehr Wegzudenkendes geschaffen wurde. Ob es die Szenen bäuerlichen Lebens, der Handwerkskunst oder der Stadtgeschichte an den Häuserfassaden in der Herrenstraße oder am Martinstor sind oder die 14 Kreuzwegstationen von Josef Braun auf dem Friedhof St. Wolfgang, die erst 1957 fertig gestellt werden konnten, weil sie von den Machthabern des Nationalsozialismus als entartet galten und zum Teil beschädigt wurden: Beide Künstler haben für das Erscheinungsbild der Stadt „wichtige Beiträge geleistet“.

Dass dieser Abend in der St. Martinskirche so gelungen war, daran hatten nicht zuletzt Professor Christoph Braun, Solotrompeter am Staatstheater Nürnberg, und Organist Georg Enderwitz ihren Anteil. Ihr Vortrag von drei „heroischen Märschen“ des Komponisten Georg Philipp Telemann zu Beginn und dem das Ende der Veranstaltung setzenden „Psalm“ des Schweden Oskar Lindberg wurde zu einem wahren Ohrenschmaus.