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Eichmannreferat

Das sind die größten Erfolge unter Beteiligung der „Zentralen Stelle“

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Unter den Tätern, die gefasst und verurteilt wurden, waren auch Männer aus dem Südwesten - darunter der "Teufel von Auschwitz", der zeitweise in Friedrichshafen lebte.
Veröffentlicht:29.11.2018, 18:23

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war als Leiter des für Organisation der Vertreibung und Deportation der Juden zuständigen „Eichmannreferats“ des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in Berlin zentral mitverantwortlich für die Ermordung von schätzungsweise sechs Millionen Menschen; geboren 1906 in Solingen, nach dem Krieg untergetaucht in Argentinien, 1962 Hinrichtung in Tel Aviv

alias Klaus Altmann, war von 1942 bis 1944 der Gestapo-Chef von Lyon - wegen seiner Grausamkeit auch als „Schlächter von Lyon“ bekannt; geboren 1913 in Godesberg. 1945-1955 in Diensten britischer und amerikanischer Geheimdienste. Wegen seiner Verbrechen wurde Barbie 1947 in Frankreich erstmals in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Später tätig für Geheimdienste in Bolivien. 1966 zeitweilig auch für den BND . 1983 Festnahme in Bolivien. Bundeskanzler Kohl verhinderte Auslieferung nach Deutschland; wurde nach Frankreich ausgeliefert, 1987 begann Prozess - verstarb 1991 in Lyon in Haft

Wilhelm Boger

war ein berüchtigter KZ-Aufseher in Auschwitz ; geboren 1906 in Stuttgart, ab 1933 in Friedrichshafen, Aufstieg zum Kriminalkommissar, ab 1942 Lager-Gestapo Auschwitz. Er führte dort eine als Boger-Schaukel bezeichnete Foltermethode ein. Er war einer von 22 Hauptangeklagten im ersten Auschwitzprozess 1963-1965; starb 1977 in Haft

Karl Jäger

Mitglied der SS; geboren 1888 in Schaffhausen/Schweiz, aufgewachsen in Waldkirch, bei Emmendingen. Einsatz in Litauen 1941, verantwortlich für die Ermordung von über 138000 litauischen Juden, nach dem Krieg untergetaucht bei Heidelberg, 1959 Selbstmord in der Untersuchungshaft in Hohenasperg bei Ludwigsburg

Josef Schwammberger

war ein Kommandant in verschiedenen SS-Zwangsarbeiterlagern; geboren 1912 in Brixen / Südtirol, tätig in Lagern nahe Krakau, südliches Polen. Erstmals im Juli 1945 verhaftet in Innsbruck, 1948 Flucht aus Internierung, bis 1987 auf internationalen Fahndungslisten – nach Aufgreifen 1990 von Argentinien ausgeliefert. Prozess 1991/1992 in Stuttgart , verstorben 2004 im Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg bei Ludwigsburg (an dem Verfahren waren sowohl die Zentrale Stelle als auch deren späterer Leiter Kurt Schrimm, noch zu seiner Zeit als Ankläger bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart, beteiligt)

Eine Liste des Simon-Wiesenthal-Centers in Jerusalem 2010 benannte elf Personen als (damals) meistgesuchte NS-Täter:

John Demjanjuk, Sándor Képiró, Milivoy Asner, Samuel Kunz, Adolf Storms, Klaas Carl Faber, Karoly Centai, Soren Kam, Peter Egner, Aligmante Dailide, Mikhail Gorshkow, Aribert Heim, Alois Brunner (alle genannten Namen, bis auf Milivoy Asner und Adolf Storms, sind auch in der Kartei der Zentralen Stelle verzeichnet)

Ermittlungserfolge nach der Jahrtausendwende

John Demjanjuk

geboren 1920 in der West-Ukraine, verstorben 2012; als Auslöser für die Verfahren gegen Lagerpersonal bis heute. Die Zentrale Stelle führte gegen Demjanjuk ein Vorermittlungsverfahren, und sah es als erwiesen an, dass dieser zwischen März und September 1943 als Aufseher im Lager Sobibor/Polen an der Ermordung von „mindestens 29000 Menschen“ mitgewirkt habe. Das Verfahren ging im November 2008 ab an die Staatsanwaltschaft München, das Urteil zu fünf Jahren Haft erfolgte im Mai 2011.

Oskar Gröning

geboren 1921, verstorben März 2018; bei dem der heute maßgebliche Ansatz zur „Gehilfen-Strafbarkeit“ bestätigt wurde. Gröning trat 1940 freiwillig der Waffen SS bei, er war von 1942 bis 1944 in Auschwitz tätig, zuletzt im Rang eines SS-Unterscharführers. April 2015 begann der Prozess in Lüneburg, der wegen Beihilfe zum Mord in 300000 Fällen mit einer Freiheitsstrafe von vier Jahren endete.