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Marienkirche

Die Marienkirche konzentriert sich auf das Wesentliche

Weingarten / Lesedauer: 3 min

Die Marienkirche konzentriert sich auf das Wesentliche
Veröffentlicht:11.10.2010, 16:25

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Ein halbes Jahr hat die Gemeinde auf ihre Kirche verzichten müssen, ist zusammengerückt im Gemeindehaus. Pünktlich zum 50. Geburtstag der Marienkirche ist die Sanierung fertig geworden. Am Sonntag wurde die Wiedereröffnung gefeiert in einer Kirche, die von allem Überflüssigen befreit wurde und sich auf das Wesentliche konzentriert.

Es ist nicht so, dass die Veränderungen durch die Renovierung sogleich ins Auge springen würden. Erst auf den zweiten Blick, wenn man den Raum alleine auf sich wirken lässt, wird das durchgängige Gestaltungskonzept des Architekturbüros Hildebrand und Schwarz aus Friedrichshafen sichtbar.

Geheimnisvolle Atmosphäre

Eine warme Farbgebung mittleren Brauns zieht sich von vorne, von den Ministrantenhockern, über die Bankreihen bis nach hinten zu den neu eingerichteten Räumen unter der Empore. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der bewussten Gestaltung der liturgischen Orte. Was davon abgelenkt hatte, wurde entfernt. So ist der Tabernakel in die Mitte des Altarraums unter das Kreuz gerückt. Von hinten angestrahlt, verbreitet er geheimnisvolle, einladende Atmosphäre. Dazu wurde der Altar vom Sockel geholt, auf Augenhöhe und näher zu den Kirchenbesuchern gebracht. Was endlich den Konzilsbeschlüssen Rechnung trägt und die Kommunikation zwischen Priester und Gläubigen fördert.

Das eigentlich Sensationelle der Neuerung entdeckt man erst, wenn man der Kirche wieder den Rücken kehrt. Dann rücken die wunderschönen Räume, die den Eingang flankieren, in den Blick. Links der Raum der Stille für das persönliche Innehalten vor einer Pieta mit Kerzenmeer, rechts die Kapelle mit mobilen Möbeln für kleinere Gottesdienste und Meditationen. Durch Strukturglas vom großen Kirchenraum getrennt, verbreiten die mit Lerche und Esche getäfelten Räume Wärme und Geborgenheit, Rückzugsorten von Wellness-Tempeln gleich.

Die Besucher sind ganz angetan von dem goldenen Licht, das an Ikonen erinnert und das Heilige der Orte zur Geltung bringt. Hervorgehoben noch durch die Wertigkeit und Schlichtheit der Materialien. Dass die neu gestaltete Kirche so zum Ort der Stille werden möge, wo man im hektischen Alltag zur Ruhe kommen und Kraft schöpfen kann, das wünschte Dekan Matthäus Karrer im Festgottesdienst.

Mit viel Eigenarbeit und großem persönlichem Engagement hat die Gemeinde zu diesem überzeugenden Ergebnis beigetragen. Manfred Theis und seine 16 Mitstreiter leisteten 2200 ehrenamtliche Stunden mit Abbrechen, Schleifen, Reinigen. Spendenaktionen verschiedenster Art brachten der Seelsorgeeinheit St. Maria/Heilig Geist bis jetzt im Übrigen 56 000 Euro ein. 44 000 Euro braucht sie noch, um die erforderliche 20 Prozent der Gesamtsumme von gut einer halben Million aufzubringen.

Pfarrer Benno Ohrnberger und Irmgard Sigg, stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderates, hatten eine zusätzlich intensive Arbeitsphase zu bewältigen und sind zufrieden. Beide freuen sich über den großen Zuspruch am Gemeindefest, der nochmals Geld in die Spendenkasse spülen wird.

Die Besucher lobten für die Neugestaltung. Ein Besucher bedauerte, dass man im Rahmen der Umgestaltung nicht wieder die ursprüngliche Madonna mit Kind, die einstmals wegen zu wenig Liebreiz und schmückendem Beiwerk kurzerhand vor die Tür gestellt worden war, in die Kirche geholt hat – als weiblichen Gegenpart zum mächtigen Kreuz. Und weil sie zur modernen Schlichtheit viel besser passen würde.