Der Rottweiler Andreas Seger liebt die Lyrik ebenso wie die Musik. Foto: Seger

Er entstammt nicht nur einer in Rottweil bekannten Familie, sondern hat sich auch selbst als Musikredakteur und Chorleiter einen Namen gemacht. Nun kehrt Andreas Seger in seine Heimat Rottweil zurück – im Gepäck seine CD "Empfangsbereit".

Rottweil. Am Anfang war das Wort – zumindest gilt das für Andreas Seger. Der 59-jährige Rottweiler liebt die Lyrik. In seinem neuesten Projekt hat er sie mit seiner zweiten Leidenschaft, der Musik, verknüpft.

Er ist der Sohn von Alfons Seger, der von 1970 bis 1996 Rektor an der Konrad-Witz-Schule in Rottweil war, und der Enkel eines früheren Schulleiters des Leibniz-Gymnasiums (LG). "Ich komme also ganz aus der Lehrerecke und kam deshalb früh mit Hochliteratur in Berührung", erzählt Andreas Seger. Neben Lyrik von Eduard Mörike habe er sich aber auch Asterix-Comics zugewandt – zum Leidwesen seiner Eltern damals, wie der 59-Jährige sich erinnert.

Bis 1981 lebte er in Rottweil. Dort liegen auch seine musikalischen Wurzeln. "Die Blockflöte lernte ich bei Rose Albicker, die vielen noch ein Begriff sein dürfte." Geige und Bratsche folgten. Zudem sang Seger nach dem Stimmbruch als Tenor bei den Münstersängerknaben in Rottweil. Als Teil des Streichquartetts im Kammerorchester spielte er regelmäßig an verschiedenen Orten.

Dem Wort verbunden

Nach dem Abitur am LG zog es ihn nach Trossingen, wo er Schulmusik studierte. In den 80er-Jahren war er Dirigent des Kirchenchors St. Silvester. 20 Jahre lang war er daraufhin Musikredakteur bei SWR4 (früher noch SWF4). "Ich habe mich schon immer der Lyrik, der Sprache und der Musik verbunden gefühlt", erklärt er. So habe er auch in jungen Jahren schon Geschichten und Gedichte geschrieben. Mittlerweile sind einige Gedichtbände und Kurzgeschichten von ihm publiziert worden.

Parallel entdeckte er das Komponieren für sich. Musikalisch inspiriert habe ihn nicht nur die Klassik, sondern auch Pop, Rock und deutscher Schlager. Schon Ende der 90er-Jahre produzierte Andreas Seger erste CDs, darunter eine mit der Mädchenkantorei Rottweil zum Thema "Alte Weisen auf neue Weise".

Mittlerweile lebt Seger in Bad Ems an der Lahn (Rheinland-Pfalz). Mit dem Tod seiner Mutter zieht es den Musiker nun jedoch wieder zurück in die Heimat, genauer gesagt in sein Elternhaus. Gleichzeitig konnte er sich selbst einen Wunsch erfüllen. "Ich hatte schon lange das Ziel, vor meinem 60. Geburtstag eine CD mit Chormusik zu veröffentlichen", erzählt er. Entstehen sollte ein Querschnitt aus Segers umfangreichem Chorwerk von 1997 bis 2020.

Doch dann kam Corona – und damit auch eine Zwangspause für Chöre. Eine kreative Lösung musste her. Seger dachte an ein Vokalquartett anstatt eines zwölf- bis 16-köpfigen Chors und kontaktierte den langjährigen Chorleiter, Dirigenten und Komponisten Jürgen Böhme. Und der sang gemeinsam mit seiner Frau alle Stimmen einzeln ein: Bass, Tenor, Alt und Sporan – zwei Sänger, vier Stimmen.

Neu in Rottweil verliebt

Daraus entstand nicht nur eine "klingende Visitenkarte" von Seger, wie er die CD nennt, sondern auch ein Kunstprodukt, in dem Eichendorff, Mörike, Hesse und Rilke auf klassische und zeitgenössische Vokalmusik treffen. Auf klassische Abendlieder folgen Madrigale, volksliedhafte Chorstücke, Folklore-Lieder und Popsongs – von "Zauberworten" über "Sommergesang" bis zum "Scarborough Fair".

Die zeitaufwändige Produktion habe ein Jahr gedauert, erzählt Seger im Gespräch. 40 A-cappella-Stücke von Kirchenklang bis Bluessound finden auf der Doppel-CD Platz.

Der Titel "Empfangsbereit" steht auch dafür, wie der Zuhörer sein muss: offen für diese Art der Musik. "Für diese CD braucht man Zeit." Erst beim zweiten oder dritten Hören seien die Details, die Feinheiten in der Musik zu erkennen, sagt Seger.

Mit dem Umzug verlegt er auch seine künstlerische Arbeit zurück nach Rottweil, in das er sich neu verliebt hat. Für 2022 plant Andreas Seger ein kammermusikalisches Liedprojekt. Zudem will der ausgebildete Poesie-Pädagoge Kurse in kreativem Schreiben geben. Auch Dirigent eines Chors zu werden, könnte er sich vorstellen.

Seine Aufmerksamkeit gilt aber vor allem dem Komponieren. "Die kreativen Schübe sind unberechenbar und kommen in Wellen. Manchmal arbeite ich mehrere Nächte durch." Selbst Instrumente spielen sei keine Option mehr, sagt Seger. "Die Viola und ich hatten nur eine Partnerschaft auf Zeit." 

 Die CD "Empfangsbereit" ist unter E-Mail seger@empfangsbereit.de oder telefonisch unter 0170/4 83 20 88 erhältlich, Info unter www.empfangsbereit.de.