Die Bösinger Musikkapelle unter der Leitung von Gerhard Nesselhauf führt die Biberacher Blutreitergruppe an. Foto: Hölsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Tradition: Bösinger Musikverein spielte zum 22. Mal beim Blutritt in Weingarten für Gruppe aus Biberach

Bei herrlichen Sommertemperaturen spielte der Musikverein "Harmonie" Bösingen in diesem Jahr zum 22. Mal beim Blutritt in Weingarten für die Blutreitergruppe Biberach.

Bösingen. Der Bluttritt in Weingarten ist die größte Pferdeprozessionswallfahrt Europas. Es ist ein jährliches Glaubensbekenntnis der oberschwäbischen Katholiken, an dem etwa 30000 Gläubige teilnehmen. Für die Bösinger Musikkapelle ist es eine große Ehre bei dem bekannten Ritt, der in ganz Deutschland bekannt ist, musikalisch mitwirken zu dürfen. Die Harmonie sind die einzige Musikkapelle der Region, die dabei ist. Alle anderen kommen aus dem Oberschwäbischen. 100 Blutreitergruppen mit ihren Musikkapellen, das sind rund 3000 Reiter mit kunstvoll gestrickten Standarten, gekleidet in Frack und Zylinder sowie weißen Hemden, weißen Handschuhen und schwarzen Hosen, geschmückt mit Schärpen, zogen auf ihren herausgeputzten Pferden an den abertausende Zuschauern vorbei.

Draußen auf dem Öschweg beteten die Blutreitergruppen den Rosenkranz und sangen Kirchenlieder an den vier Altären, an denen sie vorbeikamen. Der Heilig-Blutreiter, Dekan Ekkehard Schmid segnete auf dem historischen Prozessionsweg die Pferde und die Pilger mit der Heilig-Blut-Reliquie. Insgesamt legen die Reiter eine Strecke von 9.6 Kilometern zurück. Die Musikkapellen begleiten die Blutreitergruppen allerdings nur im Stadtbereich.

Die Heilig-Blut-Reliquie ist ein Teil des in Mantua aufgefundenen Schatzes und gelangte über Kaiser Heinrich III. und Graf Balduin von Flandern schließlich nach Weingarten, wo sie seit über 900 Jahren auf dem Martinsberg zuhause ist. Durch viele Berichte von Heilungen erwies sich die Heilig-Blut-Reliquie im Laufe der Jahrhunderte als "wunderwirkender Gnadenbrunnen" und erfuhr wachsende Verehrung. Hochrangige Geistliche, wie Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg, sowie viele Politiker waren Ehrengäste an diesem hohen Wallfahrtstag.

Regelmäßig nehmen auch viele Reiter aus der Region Rottweil, Oberndorf und Schramberg am Blutritt teil. Pfarrer Hermann Barth und der aus Seedorf stammende Dekan Reinhard Hangst waren ebenfalls hoch zu Ross. Erwin Gerster, Chef der Biberacher Blutreitergruppe würdigte die musikalischen Verdienste des Musikvereins Bösingen, der unter der musikalischen Leitung von Gerhard Nesselhauf stand. Diana Thieringer, Vorsitzende des Musikvereins Harmonie Bösingen, bedankte sich ebenfalls: "Das spielen hier beim Blutritt ist für uns ein Highlight." Gerne dabei sind auch der früherer Bösinger Dirigent Volker Braun und seine Frau Barbara sowie einige Musiker aus Musikkapellen der Region. Zum zweiten Mal waren übrigens Bösingens Bürgermeister Johannes Blepp und Pater Balla als Zuschauer dabei. Beide waren sehr angetan von dieser besonderen Reiterwallfahrt. Nach dem Blutritt ging es für die Bösinger Musikanten zuerst zum traditionellen Mittagessen auf den Aussiedlerhof Böhmer in Berg.

Anschließend ging es zum Maifest nach Zogenweiler. Im Festzelt waren ausschließlich Musikkapellen, die beim Blutritt gespielt hatten. Dieses Treffen war für die Bösinger der krönende Abschluss.