Die von Bruno Springmann geschnitzten Turmschurken-Masken sind etwas Besonderes, denn jede hat ein individuelles Gesicht. Foto: Hopp

Turmschurken feiern 30-jähriges Bestehen. Narren freuen sich auf bevorstehenes Maskenabstauben.

Horb - Es ist Tradition in Horb: In der ersten Woche des neuen Jahres gibt’s einen Vorgeschmack auf die Fasnet. Doch das Maskenabstauben am Samstag ab 18.30 Uhr auf dem Marktplatz haucht dieses Jahr einer besonderen Fasnet das Leben ein. Denn die Turmschurken werden 30 Jahre alt.

Schantle, Stoibrecher, Wasserspeier, Kropfer, Stäpfeleshopser, Tuchweber und Grafenpaar – kaum eine Narrenzunft in der Region bietet mehr urige, knorrige Typen auf als die Horber an der Fasnet. Die Typen gibt’s auch im alltäglichen Horb das ganze Jahr über, wird augenzwinkernd gemunkelt – was aber die Fasnet umso echter erscheinen lässt. Einer, der seit 30 Jahren dazugehört, ist der Turmschurke.

Das Jubiläum dieser Fasnetsgang wird noch vor dem Eröffnungsball im Steinhaus gefeiert. Doch zu seiner wahren Größe läuft der Turmschurke erst an der Fasnet auf. Da gibt es für die raubeinige Männerbande kein Halten mehr. Am Rosenmontag in Horb ist es keine Seltenheit, dass eine Umzugszuschauerin abgeführt und in den hölzernen Pranger gesteckt wird. Andere dürfen sich auf eine Hand voll Sägemehl gefasst machen, die der freche Schurke gerne mal in einen Kragen steckt oder ins Haar wuschelt.

Jede Maske hat ein individuelles Gesicht

So sind sie eben, Horbs Turmschurken, deren Masken eine Besonderheit darstellen, weil sie alle unterschiedlich sind. Der Nordstetter Schnitzer Bruno Springmann hat alle Raffinessen seiner Handwerkskunst aufgeboten, um der Schurkenbande ein authentisch-individuelles Aussehen zu verpassen. Dazu tragen die Schurken schwarze Cordhosen, weit geschnittene Hemden, ein Lederwams, Ledergamaschen und über kreuz getragene Eisenketten. Die Turmschurken sollen Gefangene darstellen – grimmige Typen, bei denen sich jeder gut vorstellen kann, dass sie aus einem finsteren, klammen Verlies ausgebrochen sind. Denn als solches war der Horber Schurkenturm einst gefürchtet. Dass Figur und historischer Hintergrund stimmig sind, verdankten die Turmschurken übrigens Franz Geßler, dem Ehrenvorsitzenden des Kultur- und Museumsvereins, der die Turmschurken 1988 bei ihrer Gründung beraten hat.

Aber die Turmschurken haben auch einige freundliche, vor allem gastfreundliche Wesenszüge. Sie sind es, die alljährlich an der Fasnet für die Schwallhalla-Bar sorgen, die im Brunnen auf dem Unteren Marktplatz aufgebaut wird. Damit tut die Gruppe gleich doppelt etwas Gutes: sie beschert der Horber Straßenfasnet einen beliebten Treffpunkt und übernimmt ein Mal im Jahr den Brunnen-Putzdienst.

Mitglieder von 18 bis 55 Jahren

In der Turmschurkengruppe sind Mitglieder von 18 bis 55 Jahren vertreten. Es gibt etwa 35 Sätze Häs, und 20 bis 30 Träger sind aktiv dabei. Das Jahr über finden ein Grillfest und ein Ausflug statt, und auch an den Ritterspielen lassen sich kleinere Gruppen von Turmschurken gerne mal blicken.

Das Fest zum 30. Geburtstag ist am Freitag, 12. Januar, im Steinhaus. Einlass ist um 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Zu Gast und auch auf der Bühne präsent sind unter anderen die Mettstetter Steinachhexen, mit denen die Turmschurken seit vielen Jahren befreundet sind. Natürlich werden sich die Geburtstagskinder dem Publikum vorstellen, es gibt Grußworte, und danach schreitet DJ Ali zur Tat und wird mit schwungvollem Sound für einen ebenso langen wie kurzweiligen Abend sorgen.

Weitere Informationen: Das Fasnetsprogramm der Narrenzunft Horb beginnt am Samstag, 6. Januar, um 18.30 Uhr auf dem Marktplatz mit dem Maskenabstauben. Nächster Termin nach dem Turmschurken-Fest ist der Eröffnungsball am Samstag, 20. Januar, ab 19 Uhr in der Hohenberghalle. Weiter geht’s dann am Samstag, 3. Februar, mit dem Kinderumzug, und die heiße Phase startet am "Schmotzigen", 8. Februar. www.narrenzunft-horb.de