Die Kreisstraße hinter Isenburg ist in einem beklagenswerten Zustand. Nun soll sie notdürftig saniert werden. Foto: Lück

Es ist eine der schlimmsten Straßen im Kreis Freudenstadt: Die K 4764 hinter Isenburg. Nun soll die Fahrbahn ertüchtigt werden – allerdings nur notdürftig.

Horb - Die Reifen der schweren Lastwagen haben neben der Straße tiefe Spuren in die Wiese gegraben. Lehm und Schneematsch bedecken die Fahrbahn, der Asphalt ist kaum noch zu sehen. Wo der Straßenbelag aufhört und der Seitenstreifen beginnt: Nicht zu erkennen. Bei Gegenverkehr tritt selbst Fahrern von Kleinwagen der Angstschweiß auf die Stirn.

Beschrieben ist hier keine Szene irgendwo tief aus der sibirischen Provinz. Denn es ist die K 4764 nahe Horb, die sich bei Schnee und Regenwetter in eine abenteuerliche Piste verwandelt. Und selbst bei Trockenheit verlangt die Straße zwischen Isenburg und der Kreuzung beim Buchhof Autofahrern einiges ab.

Straße dürfte heute nicht mehr so gebaut werden

Der katastrophale Zustand der Straße hat nun auch den Kreistag und dessen Technischen Ausschuss beschäftigt. "Das ist ein besserer Feldweg, keine richtige Kreisstraße", schimpfte Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann (FDP) in der Ausschusssitzung. Angesichts der geringen Straßenbreite sei ein Begegnungsverkehr nicht möglich. "Die Straße dürfte heute in keinster Weise so gebaut werden. Die entspricht keinen Standards."

Zimmermann setzte sich daher dafür ein, die Straße im Rahmen einer Sanierung deutlich zu verbreitern und mit einer farblich markierten Fahrradspur zu versehen. Denn entlang der Straße verlaufe schließlich ein Landesradweg.

Land verweigert die Förderung

Dem wollte der Erste Landesbeamte Reinhard Geiser, der die Ausschusssitzung leitete, nicht widersprechen. "Die Straße ist wirklich in dem Zustand." Deshalb hatte die Kreisverwaltung beim Land Fördergelder für den Ausbau beantragt.

Doch das Land lehnte ab. Das Verkehrsaufkommen sei zu gering, um die Förderung der Sanierung zu rechtfertigen. Somit stand der Kreis nun vor der Wahl, entweder selbst 2,2 Millionen Euro aus eigenen Mitteln in die marode Straße zu stecken, oder diese nur notdürftig zu ertüchtigen.

Grüne sprechen sich gegen Vollausbau aus

Eine schwierige Entscheidung, die daher nicht nur den Ausschuss, sondern am vergangenen Montag den gesamten Kreistag beschäftigte. So kritisierte Zimmermann die Entscheidung des Landes scharf. "Ich kann nicht nachvollziehen, warum das Land keinen Zuschuss gibt." Zimmermann forderte daher, die Straße dennoch soweit zu verbreitern, dass auf die Fahrbahn ein Fahrradweg passt, der den Standards entspricht.

Der Beschlussvorschlag des Landratsamtes sah hingegen nur vor, einen vereinfachten Ausbau für rund eine halbe Millionen Euro vorzunehmen. Unterstützung für diese Position kam von Wolf Hoffmann (Grüne). "Das ist eine wirklich kleine, wenig befahrene Straße", meinte Hoffmann. Nur wegen der Sperrung der B 32 sei es zu einer erhöhten Belastung gekommen. "Dadurch ist sie ruiniert worden."

AfD wittert Schiebung

Hoffmann sprach sich daher dagegen aus, 2,2 Millionen Euro in die Sanierung zu stecken. "Ich würde davor warnen, einen Vollausbau zu machen." Dadurch würde man nur den Schleichwegverkehr fördern.

Uwe Hellstern (AfD) witterte hingegen Schiebung. Denn um das Verkehrsaufkommen zu bestimmten, hatte der Kreis die vorbeifahrenden Autos gezählt – für Hellstern an der falschen Stelle. "Ich frage mich, warum dort gezählt wurde, wo am wenigsten Verkehr ist."

Einen Radweg wird es nicht geben

Tatsächlich räumte Matthias Fritz, Leiter des Straßenbauamts, ein, dass an einem Teilstück der Straße gezählt wurde, an dem ein Teil des Verkehrs schon abgebogen sei. Doch letztendlich habe dies nicht den Ausschlag gegeben. "Wir hätten tausend Fahrzeuge am Tag gebraucht, es waren aber nur 400", berichtete Fritz.

Angesichts des drohenden Defizits im Ergebnishaushalt setzte sich schließlich bei den meisten Räten die Sparsamkeit durch. Mit großer Mehrheit stimmte der Kreistag gegen den Vollausbau. Nur fünf Räte stimmten dafür. Vier enthielten sich.

Somit steht jetzt fest: Die Straße wird geringfügig verbreitert und erhält einen neuen Belag. Einen Streifen für Fahrräder wird es aber nicht geben. Dafür wäre die Straße auch nach der Sanierung noch zu schmal.