Auffälliges Merkmal: Die Kruste, die sich auf der Haut bildet, ist ein Hinweis auf die hochinfektiöse Borkenflechte. Normalerweise heilt sie ohne weitere Folgen ab. Foto: AOK Foto: Lahrer Zeitung

Gesundheit: Mindestens 567 Fälle im Kreis / Kinder bis Neun Jahre sind am häufigsten betroffen

Feuchtwarme Temperaturen bieten ideale Bedingungen für Bakterien, die eine Borken- oder Eiterflechte verursachen. Sie ist hoch infektiös und tritt vor allem bei Kindern auf – in der Ortenau scheint sie sogar wieder auf dem Vormarsch zu sein.

Ortenau (red/ma). Eine Fünf-Jahres-Auswertung der AOK zeigt, dass im Ortenaukreis die Zahlen der Versicherten, die sich deswegen in ärztlicher Behandlung befanden, zunächst gesunken ist: Von 572 (2014) auf 536 (2017). 2018 stieg die Zahl jedoch wieder auf 567 Versicherte, teilt die Krankenkasse mit. In der Region am südlichen Oberrhein (Ortenaukreis, Landkreise Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald und Freiburg) lag die Zahl der AOK-Versicherten, die 2018 deswegen ärztlich versorgt wurden, bei 1295. Männer und Frauen sind dabei in gleichem Maß betroffen.

Dunkelziffer könnte deutlich höher liegen

"Ein Blick auf das Alter der Patienten zeigt, dass die Ein- bis Neunjährigen tatsächlich am stärksten betroffen sind", sagt Tobias Rauber, Leiter des Offenburger Kundencenters der AOK. "Danach nimmt die Zahl der Erkrankungen deutlich ab." In der Statistik enthalten sind nur Versicherte, die sich tatsächlich in ambulanter oder stationärer Behandlung befanden. Die Dunkelziffer dürfte nicht unerheblich sein, so die AOK.

Die Erkrankung beginnt meist mit roten Flecken, überwiegend im Gesicht. Auf diesem Flecken bilden sich rasch mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen, die anschließend platzen und verkrusten. "Diese honiggelbe Kruste ist das auffälligste Merkmal der ›Impetigo‹", erklärt Ärztin Gundula Kirtschig. "Die Erkrankung ist hoch ansteckend und wird durch Schmierinfektion übertragen – also ohne direkten Kontakt". Gerade in Kindergärten und Schulen, aber auch innerhalb der Familie könne sich die Erkrankung schnell ausbreiten.

Meist heilt die Flechte ohne weitere Folgen ab – konsequente Behandlung vorausgesetzt. In wenigen Fällen wird nach dem Infekt eine Entzündungsreaktion der Niere beobachtet. Auch diese heilt meist folgenlos aus. "Erst wenn die offenen, eitrigen Hautstellen abgeheilt sind, gilt die Erkrankung als nicht mehr infektiös. Deshalb dürfen Kinder erst wieder nach Abheilung die Kindergärten oder Schulen besuchen", erklärt die Ärztin. Hygiene sei besonders wichtig.

Strenge Hygiene hilft bei der Heilung

"Es besteht zwar meist kein Juckreiz, Kratzen sollte aber unbedingt vermieden werden da sich die Bakterien sonst schnell weiterverbreiten können. Hände sollten regelmäßig gewaschen werden, Kleidung und Handtücher sollten nicht von mehreren Personen benutzt und nach Gebrauch heiß gewaschen werden", rät die Medizinerin für den Umgang mit der Hauterkrankung. Desinfektionsmittel könnten die Hygienemaßnahmen unterstützen. "Eine systematische Antibiotikabehandlung ist nur schweren oder sehr ausgebreiteten Infektionen vorbehalten", betont Kirtschig.

Die Borkenflechte oder in der Fachsprache "Impetigo contagiosa" genannt, ist laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen die häufigste Hautinfektion bei Kindern. In Europa werden jährlich etwa zwei Prozent der Kinder deswegen behandelt.