Landwirtschaftsminister Robert Telus teilte am 23. Juli auf TVP1 mit, sein Haus arbeite an einem entsprechenden Gesetzentwurf. Demnach solle es untersagt werden, dass der Abnehmer dem Landwirt die Ware unter dessen Produktionskosten abkaufe. Im Blick hat Telus dabei vor allem den Getreide- und Ölsaatenmarkt.
Harsche Kritik an Händler
Derweil prangerte der frühere Landwirtschaftsminister und heutige Vorsitzende des Rates für Landwirtschaft und ländliche Räume beim polnischen Präsidenten, Jan Krzysztof Ardanowski, in einem Interview das Verkaufsgebaren der ukrainischen Getreidehändler an. Diesen sei es egal, ob das Getreide in das hungernde Afrika oder in westeuropäische Länder gehe, «in denen es wirklich an Getreide mangelt: Portugal, Spanien und Italien».
Es sei ihnen auch egal, so Ardanowski, wenn das Getreide in Polen verbleibe, den Markt zerstöre und weitere landwirtschaftliche Betriebe in ernsthafte Schwierigkeiten bringe. Der Präsidentenberater betonte, dass das Einkommen der Bauern aus dem Getreideverkauf auch für das Funktionieren der ländlichen Gemeinden wichtig sei. «Wir haben grosse Überschüsse und müssen einen Teil unserer Produktion verkaufen. In dieser Situation können wir nicht zulassen, dass der polnische Getreidemarkt zerstört wird», so Ardanowski. Die Situation nach der Ernte 2022 sei sehr schwierig gewesen, «fast tragisch». Deshalb müsse Polen diesmal entschlossen handeln.
Deutsche Bauern wollen auch Einfuhrverbot
Derweil sorgen die ukrainischen Lieferungen auch bei Bauern in Deutschland für Unmut. Der Verband der «Freien Bauern» forderte ein sofortiges Einfuhrverbot für Getreide, Mais, Raps und Sonnenblumen aus der Ukraine. «Statt lautstark über Hunger als Waffe zu lamentieren, sollte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir lieber dafür Sorge tragen, dass unsere heimische Landwirtschaft nicht wehrlos dem Preisverfall aufgrund ukrainischer Billigimporte ausgesetzt wird», so Ralf Ehrenberg von den Freien Bauern.
Er beklagte, dass er bei der Vermarktung seiner Gerste jetzt mit Preisen konfrontiert sei, die rund ein Drittel unter denen des Vorjahres lägen. «Das passt nicht zusammen mit den hohen Vorkosten vom Herbst und Frühjahr, besonders für Dünger und Diesel», so Ehrenberg weiter.