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Mordversuch in Uganda

Mordversuch in Uganda Prominentes Gesicht der Gay-Community Ugandas schwebt in Lebensgefahr

ms - 08.01.2024 - 11:00 Uhr

Seit dem Inkrafttreten des Anti-Homosexuellen-Gesetzes in Uganda im Frühjahr 2023, welches Homosexualität mit langjährigen Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe ahndet, leben schwule Männer im Land unter ständiger Gefahr – die Angriffe auf Homosexuelle sind in den letzten Monaten dabei immer radikaler und brutaler geworden. Jetzt wurde eines der prominentesten Gesichter der Gay-Community, ein 25-jähriger Schwulenaktivist, lebensgefährlich verletzt.

Messer-Attacke auf offener Straße

Steven Kabuye ist einer der bekanntesten Streiter für die Gay-Community im Land – in der Hauptstadt Kampala wurde er jetzt von unbekannten Tätern auf einem Motorrad angegriffen und mit Messern niedergestochen. Der 25-Jährige erlitt dabei schwerste Verletzungen, bis jetzt ist unklar, ob er den Angriff überleben wird. Anwohner entdeckten den jungen Mann nach dem Attentat und hielten ihn zunächst für tot, bevor sie die Notruf alarmierten.

Inzwischen ist Kabuye zwar bei Bewusstsein, sein Zustand wird indes weiter als äußerst kritisch beschrieben. Polizeisprechers Patrick Onyango erklärte, Kabuye hätte bereits seit Monaten immer wieder Morddrohungen erhalten. Und weiter: „Nach Angaben von Herrn Kabuye näherten sich ihm zwei nicht identifizierte Personen auf einem Motorrad, die Helme trugen. Der Sozius sprang ab und griff ihn an, wobei er mit einem Messer auf seinen Hals zielte. Kabuye gelang es, seinen Hals mit dem rechten Arm zu schützen, wodurch er eine Stichwunde an der Hand erlitt. Obwohl er versuchte zu fliehen, verfolgten ihn die Angreifer, stachen ihm in den Bauch und ließen ihn schlussendlich am Boden liegen, da sie ihn für tot hielten.“

Angst vor zweiten Anschlagsversuch

Richard Lusimbo, Leiter der kommunalen Aktionsgruppe Uganda Key Populations Consortium, sagte: „Alle unsere Bemühungen zielen im Moment darauf ab, sicherzustellen, dass er die medizinische Behandlung erhält, die er verdient, und dass die Täter für diese abscheuliche Tat zur Verantwortung gezogen werden.“ Nach Angaben des ugandischen Schwulen-Aktivisten Hans Senfuma hatten es die beiden Täter gezielt auf den jungen Mann abgesehen, dabei sei es zu keiner Zeit um einen Raub gegangen, sondern um einen gezielten Mordanschlag. Seit mehreren Tagen sollen die beiden Täter Kabuye verfolgt haben. Gegenüber der Polizei erklärte der 25-Jährige selbst, er habe auch jetzt im Krankenhaus Angst davor, das Opfer eines weiteren Angriffs zu werden und wisse nicht, wem er noch trauen könne.

Kämpferisch gegen Bigotterie und Hass

Kabuye arbeitet für eine Organisation, die sich für schwule Jugendliche einsetzt, ist Leiter der LGBTI*-Interessenvertretung Colored Voice Truth und war für Weihnachten nach Uganda zurückgekehrt, um Freunde und seine Familie zu besuchen. Zuvor hatte er im Juni 2023 seine Heimat aufgrund der Morddrohungen verlassen.

Auch von seinem Exil in Kenia aus hatte er sich immer wieder klar gegen das neue Gesetz in seiner Heimat positioniert und erklärt: „Dieses Gesetz verstößt gegen grundlegende Menschenrechte und schafft einen gefährlichen Präzedenzfall für die Diskriminierung und Verfolgung der Gay-Community. Lasst uns solidarisch zusammenstehen und gegen Bigotterie und Hass kämpfen!“ Die Regierung würde dabei bewusst Schwule und Lesben als Sündenböcke benutzen, um von den wahren Problemen im Land abzulenken.  

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