Hurra, die ersten 100 Tage sind erreicht!

Zeno Geisseler | 
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Heute ist der 100. Tag des Jahres 2017. Traditionell ist dies der Tag für Rückschauen und für Bilanzen. Was aber macht die Zahl 100 eigentlich so speziell?

Der 31. März ist weltberühmt. Dann schliessen Millionen von Unternehmen ihr erstes Quartal ab. Am 1. April wiederum lachen alle, am 7. April begeht die Welt den Internationalen Tag der bemannten Raumfahrt, und immer am 9. April wird in Wartezimmern und Coiffeursalons weltweit des Hochzeitstags von Charles und Camilla gedacht.

Was aber ist mit dem 10. April? Er ist die hässliche Stiefschwester unter den Frühlingstagen: An einem 10. April legte die Titanic zu ihrer verhängnisvollen Reise ab, Paul McCartney gab bekannt, die Beatles zu verlassen und Bernd Clüver («Der Junge mit der Mundharmonika») kam zur Welt. Nicht gerade der Stoff, aus dem Ka- lenderblätter der Träume ­geschöpft werden.

«Tag des Bauarbeiters»

Der 10. April ist so unbeliebt, dass nicht einmal die UNO ihn zu einem ihrer Gedenktage gemacht hat, und die Vereinten Nationen sind damit nun wirklich nicht zurückhaltend: Am 30. April ist Internationaler Jazztag, am 2. Mai Weltthunfischtag, und der 21. Juni ist Weltyogatag. Einzig Aserbaidschan ehrt den 10. April: Dann feiert der vorderasiatische Staat den «Tag des Bauarbeiters».

Ist für den 10. April also alles verloren? Nicht ganz: Er ist der 100. Tag des Jahres! Dies zwar nur im Gregorianischen Kalender und auch nur dann, wenn nicht gerade Schaltjahr ist, aber immerhin. Als 10. April muss man ­damit schon zufrieden sein.

Es gehört zur Tradition, dass Frauen und Männer, die am 1. Januar ein politisches Amt übernommen haben, am 10. April eine erste Rückschau halten – siehe auch unten. Nach 100 Tagen im Amt ist es vorbei mit dem Newcomer-Bonus und der Schonfrist, heisst es.

Was Bibel und Mao sagen

Doch diese Eins mit den zwei Nullen im Schlepptau ist weit mehr als nur ihr nackter Zahlenwert. Oft steht 100 schlicht für «viel» oder für «lange», etwa in der Bibel: «Die Knaben sollen hundert Jahre alt sterben und die ­Sünder hundert Jahre alt verflucht werden», heisst es in Jesaia. Auch Mao proklamierte, «lasst hundert Blumen blühen, lasst hundert Schulen miteinander wetteifern», was allerdings nicht ernst gemeint war. Niemand sollte tatsächlich andere Denkweisen als die seine fordern. In der weltlichen Literatur gibt es ebenfalls zahlreiche Bezüge zur Zahl 100, vom Hundertmorgenwald bei «Winnie the Pooh» über «Hundert Jahre Einsamkeit» von Gabriel García Márquez bis zu Jonas Jonassons «Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand».

Im Zeitalter der Listicles floriert die runde Zahl natürlich auch in der Ratgeberliteratur: «100 Orte, an denen jedes Paar einmal gewesen sein sollte» etwa wird auf Amazon gerne zusammen mit «Das ultimative Ehequiz, wie gut kennt ihr euch wirklich?» gekauft. Fast schon wie eine Drohung liest sich hingegen der Titel «Das Handbuch für Oma & Opa – 100 Dinge, die ihr mit euren Enkelkindern unternehmen solltet». Bestens geeignet als Wink mit dem Zaunpfahl fürs Grosi, die Kleinen bitte schön ruhig mal etwas öfter aus der Kinderkrippe abzuholen.

Die 100 ist aber auch eine Art Grenze, die nicht überschritten werden darf. Das weiss jeder, der gelegentlich auf der A4 in Richtung Winterthur fährt und dabei von einem Gerät der Zürcher Polizei mit einem diskreten Lichtsignal freundlich dazu aufgefordert wird, das Leben doch bitte etwas langsamer anzugehen.

Selbst bei Bewerbungsgesprächen sollte man nie vergessen, dass 100 das Maximum ist. Leute, die behaupten, sie seien bereit, mehr als 100 Prozent zu geben, müssen auf Stellenanzeigen des Bundesamts für Statistik jedenfalls nicht reagieren.

100 Tage im Amt: Die Regierungsräte Martin Kessler (FDP) und Walter Vogelsanger (SP) und Stadträtin Katrin Bernath (GLP)

Martin Kessler (FDP) ist seit dem 1. Januar als Nachfolger von Reto Dubach Baudirektor des Kantons Schaffhausen. «Ich habe mich gut eingelebt», sagt er. Die Arbeit sei sehr intensiv. «Das Spektrum des Baudepartements ist sehr breit», so Kessler. «Es geht ja nicht nur um den Hoch- und Tiefbau an sich, sondern auch um Gebiete wie den Naturschutz, den Verkehr, die Energie oder den Rheinfall.» Völlig neu sind diese Themen für ihn nicht. Er kennt sie aus seiner langjährigen Parlamentsarbeit sehr gut, genau wie auch die politischen Abläufe. Und doch, sagt er, sei es nochmals etwas ganz anderes, wenn man Sachgeschäfte von der Regierungsseite her begleite. «Ich habe in den letzten drei Monaten jedenfalls so viel gelernt wie in den letzten fünf Jahren zusammen.»

Und wie ist es mit der zeitlichen Belastung? Kessler schmunzelt. «In der ersten Woche dachte ich noch, es ist ja gar nicht so schlimm. Doch spätestens ab der dritten Woche änderte sich das radikal.» Seine Agenda sei randvoll. Auch an den Abenden und am Wochenende gehe es nicht ohne Blick in die Akten.

«Aber meine Familie und ich sind uns das gewohnt, ich war früher als Unternehmer auch lange Tage im Einsatz und habe daneben Politik betrieben. Jetzt ist die Politik einfach mein Hauptgeschäft.»

Walter Vogelsanger (SP) ist am 1. ­Januar als Nachfolger von Ursula Hafner-Wipf in den Regierungsrat eingezogen. Er hat von ihr auch das Departement des Innern übernommen. «Ich habe mich sehr gut eingelebt», sagt er. «Ich konnte ein sehr gut aufgestelltes Departement übernehmen.»

Seine wichtigste Aufgabe derzeit sei, sich in seine Dossiers einzuarbeiten. Es gehe um Themen wie die Umsetzung der Palliative Care oder das Sozialhilfegesetz. «Wir müssen Lösungen finden, die mehrheitsfähig sind.» Mit den Bereichen Gesundheit und Soziales hat Vogelsanger gleich zwei der drei grossen Ausgabenposten des Kantons unter sich. Hat er deswegen besonders viel Macht? Vogelsanger verneint. «Die Macht liegt im Kantonsrat. Mein Einfluss besteht vor ­allem darin, möglichst gute Vorschläge zu machen.» So oder so seien viele Ausgaben gebunden. Da gebe es weder für das Parlament noch für die Regierung viel Spielraum.

Vogelsangers Rolle in der Regierung ist eine spezielle: Er ist einziger SP-Regierungsrat unter vier Bürgerlichen. Von Konflikten mag er aber nicht sprechen. «Klar gibt es Abstimmungen, die 4:1 entschieden werden», sagt er. «Oft geht es aber um Sachgeschäfte, bei denen die Partei keine Rolle spielt.»

Katrin Bernath (GLP) hat Anfang Jahr das Baureferat der Stadt Schaffhausen übernommen. Sie sagt: «Die Arbeit als Stadträtin hat sehr viele ­Facetten, ich habe unterschiedliche Aufgaben und mit spannenden Leuten zu tun.» Bisher gefalle ihr die Aufgabe sehr gut. Am Anfang sei neben dem ­Tagesgeschäft das Kennenlernen der Mitarbeitenden im Baureferat im Zen-trum gestanden. Sie besuchte die verschiedenen Teams, beispielsweise an den Standorten von Grün Schaffhausen, sowie die ARA Röti und die KBA Hard. Stark beschäftigt hat Bernath zu Beginn die Abnahme des neuen Fussballstadions Lipo-Park, die Begleitung verschiedener Bauprojekte, die Zusammenführung der Tiefbauämter sowie die Erarbeitung der Legislaturziele.

Überrascht wurde Bernath von der neuen Aufgabe nicht: Sie kannte die Schaffhauser Verwaltung von ihrer Arbeit im Parlament her und hatte ­zuvor für die Stadt Winterthur gearbeitet. «Ich habe aber schon etwas ­gestaunt, wie stark die Schaffhauser Stadträte im Operativen tätig sind.» Im Gegensatz zu Winterthur würden Schaffhauser Stadträte etwa Vorlagen selber mitschreiben und häufiger praktische Entscheidungen treffen. «Das hat Vor- und Nachteile», sagt sie. ­Herausfordernd sei es, den strategischen Fragen dennoch genügen Zeit einzuräumen. «Die Tage sind oft zur kurz, um alles unterzubringen.»

Im Stadtrat wurde Bernath gut aufgenommen. Dass sie im 5er-Gremium die einzige Frau ist, spiele kaum eine Rolle. Es werde teilweise sehr intensiv diskutiert. «Ich habe das bisher aber als sehr konstruktiv erlebt.»

Die Zahl 100 in Schaffhausen

  • Hundertjährige: Im Kanton Schaffhausen lebten per Ende 2015 genau 20 Personen, die mindestens hundert Jahre alt waren. Es handelte sich um vier Männer und 16 Frauen. Landesweit waren es im gleichen Jahr 1562 Personen, wobei die Frauen ebenfalls deutlich übervertreten waren (Quelle: Bundesamt für Statistik).
  • SH 100: Das Nummernschild SH 100 gibt es sechs Mal. Die Autonummer und die Motorradnummer sind in Ramsen zu Hause, und das grüne Landwirtschaftsschild in Hallau. Die braune SH 100 gehört dem GVS, die blaue der Feuerwehr Neuhausen. Die Schiffsnummer SH 100 gehört einem Stadtschaffhauser.
  • 100 km: Wer von der Stadt Schaffhausen aus exakt 100 Kilometer Luftlinie gegen Norden reist, landet in Egenhausen, einer Schwarzwaldgemeinde mit etwa 2000 Einwohnern. 100 Kilometer südlich liegt Erstfeld im Kanton Uri. 100 Kilometer westlich ist Zillisheim, eine französische Gemeinde in der Agglomeration Mulhouse, 100 Kilometer östlich liegt die Ortschaft Isny im Allgäu.
  • In den SN vor 100 Jahren: Am 10. April 1917 berichteten die «Schaffhauser Nachrichten» hauptsächlich über die aktuellen Geschehnisse im Ersten Weltkrieg, dessen Ende zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen war. Der Aufmacher war dementsprechend auch ein Kriegsereignis: Der deutsche Kaiser Wilhelm II. kündigte an, die von den Bürgern «längst erstrebten» inneren Reformen durchzuführen. Die SN druckten den genauen Wortlaut der flammenden Kundgebung ab – mit der Anmerkung, dass diese von der deutschen Bevölkerung «mit allgemeiner und rückhaltloser Genugtuung» begrüsst worden sei.

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