Säule 3a mit Kryptowährungen als Anlagen: Teurer Spass mit ungewissem Ergebnis

Lesedauer 5 Minuten

Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum sind in aller Munde. Viele wollen davon profitieren, immerhin auch 30 % in der Säule 3a. Tadaa, und ganz neu ist Säule 3a mit Kryptowährungen und Bitcoin als Anlagen nun auch möglich. Finpension ist der erste Anbieter, mit dem du Kryptos in dein Säule 3a Portfolio holst. Wir haben für dich recherchiert und machen den Check. Lohnen sich Kryptos in der Vorsorge?

Anlagen in der Säule 3a unterliegen den BVV2-Anlagerichtlinien für 3a-Vorsorgestiftungen. Kryptowährungen werden in den Richtlinien nicht spezifisch erwähnt; sie fallen daher unter die Anlageklasse «alternative Anlage». Darum ist es grundsätzlich möglich, Crypto Assets als alternative Anlagen anzubieten.

Erstmals hat Schweizer Finanzmarktaufsicht (FINMA) Ende September 2021 den ersten Schweizer Kryptofonds genehmigt. Dabei handelt es sich um den „Crypto Market Index Fund“, einen Anlagefonds schweizerischen Rechts der Art „übrige Fonds für alternative Anlagen“ mit besonderem Risiko. Nur qualifizierte Anleger (wie z.B. auch Vorsorgestiftungen) können diesen Fonds erwerben, nicht jedoch Privatanleger wie wir.

Die FINMA genehmigte den Fonds auch nur unter besonderen Auflagen. So darf er nur in etablierte Crypto Assets mit genügend grossem Handelsvolumen investieren. Ferner müssen die Investitionen über etablierte Gegenparteien und Plattformen erfolgen, die ihren Sitz in einem Mitgliedsstaat der Financial Action Task Force (FATF) haben. So soll Terrorismusfinanzierung und Geldwäscherei vorgebeugt werden.

Seit Dezember 2021 geht das mit der Säule 3a von finpension und einer individuellen Anlagestrategie. Bis zu 5 % deines Vermögens kannst du in den Crypto Market Index Fund investieren. Dieser Fund umfasst nicht nur in Bitcoin, sondern auch Ethereum und andere Altcoins. Finpension will so als Innovator im Vorsorgemarkt auch bei Kryptoanlagen in der Säule 3a ganz vorn mitmischen. Im Januar 2024 hat finpension ihr Fonds-Angebot ausgebaut. Du kannst nun in der individuellen Strategie auch 5 % in den iShares Bitcoin ETF Trust investieren.

VIAC hat im März 2024 nachgezogen und hat ebenfalls den iShares Bitcoin Trust ETF zur Wahl in deiner individuellen Strategie zugelassen. Einen Review dazu findest du in diesem Artikel.

Pläne von frankly bitcoin oder anderen Anbietern sind – auch auf Nachfrage – nicht bekannt. Aktuell investieren die frankly Anlageprodukte nicht in Kryptowährungen. Sie beobachten jedoch das Marktgeschehen laufend und passen ihr Produktangebot bei Bedarf an.

Die Vorsorgestiftungen sollen mit deinem Geld verantwortungsvoll umgehen. Daher unterliegt ihr Anlagereglement strengen Vorschriften. Die BVV2 (Berufliche Vorsorge Verordnung) regelt u.a., in welche Anlageklassen sie investieren dürfen. Bitcoins und Kryptos werden in den Richtlinien nicht spezifisch erwähnt. Diese gehören zur Anlageklasse «alternative Anlage». Der Anteil an alternativen Anlagen am Gesamtvermögen ist gemäss BVV2 auf maximal 20 % begrenzt. Um solche Produkte ins Angebot aufnehmen zu dürfen, brauchen die Vorsorgestiftungen das OK der jeweiligen Stiftungsaufsicht.

Die Begrenzung auf 5 % Portfolio-Gewicht bei VIAC oder bei finpension ist eine Entscheidung der jeweiligen Vorsorgestiftungen. Das Limit soll eine Diversifikation deines Vorsorgevermögens sicherstellen.

Am Markt gibt es bisher nicht so viele Fonds für Crypto Assets. Ausserdem fehlen noch die grossen Anbieter. Das führt dazu, dass die Gebühren für Kryptofonds noch recht hoch sind. Einzelne Produkte verrechnen Gebühren (Total Expense Ratio) von mehr als 4 % pro Jahr.

In den Säule 3a Produkten werden wahlweise der Crypto Market Index Fund oder der iShares Bitcoin Trust eingesetzt. Die Gebühren kannst du folgender Tabelle entnehmen:

Produkt	Kostenquote (TER) p.a.
Crypto Market Index Fund	1.6 %
iShares Bitcoin Trust	0.25%

Das ist eine sehr persönliche Entscheidung. Einerseits können Crypto Assets ein Anlageportfolio diversifizieren, weil sie sich relativ unabhängig im Wert entwickeln und eine geringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Währungen und Edelmetallen aufweisen. Entsprechend kann eine Beimischung das Rendite-/Risikoprofil eines Wertpapierportfolios steigern und mit erhöhten Risiko höhere Portfolio-Rendite erlauben.

Viele meinen, dass Bitcoin oder andere Kryptowährungen eine Diversifikation zu anderen Anlageklassen bietet und grosse Renditechancen eröffnet. Sie misstrauen dem Bankensystem und sehen Bitcoin als «das neue Gold» an. Denn die Kryptowährungen sind unabhängig von gesetzlichen Währungssystemen wie Dollar oder Euro und regeln das Eigentumsrecht über den Besitz computergenerierter Schlüssel. Die Befürworter wollen damit ihre Altersvorsorge noch ein wenig boosten und nehmen dafür sehr hohe Kursschwankungen in Kauf. Um dies zu verdeutlichen: Anfang 2020 war ein Bitcoin nur rund 7’200 US-Dollar wert, im April 2024 kostete ein Bitcoin mehr als 65’000 US-Dollar. Marktturbulenzen wie die Pleite der Kryptobörse FTX im November 2022 verstärken die Preisschwankungen der ohnehin volatilen Kryptowährung zusätzlich. Es gibt Leute, die auf die Steuervorteile der 3a verzichten, stattdessen direkt Bitcoin kaufen und versuchen die Steuerersparnis durch die Kursgewinne wettzumachen.

Andererseits handelt es sich noch um eine sehr junge Assetklasse. Derzeit gibt es nur wenige realwirtschaftliche Anwendungsfälle, ein breiter Einsatz der Technologie ist bisher nicht erkennbar. Andere wie z.B. der Vermögensverwalter Vanguard meinen, dass die Wertveränderungen spekulativ motiviert sind und durch die Geldschwemme der Zentralbanken befeuert werden und verzichten vollständig darauf. Es gibt daher viele, die Bitcoin als hochspekulativ bezeichnen und Spekulation nicht als Altersvorsorge betrachten.

Ob und wie lange die grossen Wertsteigerungen der letzten Jahre sich fortsetzen werden und für deinen Vorsorgehorizont geeignete Investitionen sind, bleibt daher eine offene Frage.  

In Vanguard’s view, crypto is more of a speculation than an investment. This is at the root of our decision to not offer crypto products, whether our own or others. … it’s an immature asset class that has little history, no inherent economic value, no cash flow, and can create havoc within a portfolio.

Janel Jackson, Vanguard Global Head of ETF Capital Markets

Unabhängig von der Glaubensfrage Bitcoin, an der sich die Geister scheiden, gibt es jedoch auch ein Hard Fact, das gegen Bitcoin in der Säule 3a spricht: die Steuer auf Kapitalgewinne.

• In der gebundenen Säule 3a musst du auf dein Vermögen beim Bezug die Kapitalauszahlungssteuer bezahlen. Du bezahlst Steuern auf den Gesamtbetrag, den du rausnimmst.
• Anders ist das im freien Vermögen, der Säule 3b. Dort sind Gewinne aus Vermögenszuwächsen steuerfrei, dafür bezahlst du Einkommenssteuer auf deine Vermögenserträge.

Sinnvoll ist es daher, im freien Vermögen (Säule 3b) in Assets mit hohen (erwarteten) Kapitalgewinnen zu investieren (etwa Rohstoffe, Kryptowährungen, Gold), und in der Säule 3a in Assets mit hohen Erträgen und Zinsen. Eine Anlage in Kryptowährungen macht unter diesem Aspekt daher mehr Sinn in der Säule 3b. Denn falls Bitcoin stark steigen sollte (was du ja annimmst und hoffst), dann musst du bei Auszahlung einer Säule 3a mit Bitcoin höhere Steuern bezahlen als bei einer direkten Bitcoin-Anlage im freien Vermögen (Säule 3b).

In der Säule 3a kannst du an den Wertveränderungen von Bitcoin und den grössten 10 Krypto-Währungen mit einem Portfolio-Anteil von bis zu 5 % teilhaben. Wie eine Untersuchung von Morningstar zeigt, erhöht sich das Risikoprofil eines sonst ausgewogenen Portfolio durch bereits 5 % Bitcoin-Beimischung drastisch. Grund dafür ist die extreme Volatilität von Bitcoin. Da du dir damit hohe Schwankungen ins Portfolio holst, ist es nachvollziehbar und sinnvoll, dass sich Kunden selbst und bewusst in einer eigenen Strategie für eine Aufnahme ins Portfolio entscheiden. Dies gilt umso mehr, da die Wertschwankungen bei Kryptowährungen keinen realwirtschaftlichen Mechanismen folgen.

Last update: 28.04.2024 19:19