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Früherer "Titanic"-Tourist "glücklich, gesund herausgekommen zu sein"

Bei der Suche nach dem vermissten Tauchboot "Titan" rennt den Rettern langsam die Zeit davon. Ein Deutscher fiebert bei der Suche besonders mit: Arthur Loibl. Der 60-Jährige ist selbst schon in dem Mini-U-Boot gesessen und sagt: Noch einmal würde er nicht einsteigen.

Arthur Loibl ist ein gefragter Mann in diesen Tagen. Denn der 60-Jährige aus Straubing saß vor zwei Jahren in genau dem Tauchboot, das nun auf dem Weg zur "Titanic" im Atlantik verschollen ist. Zwei der vermissten Insassen kennt er persönlich. Medien aus aller Welt fragen nun bei Loibl an, sein Telefon klingelt ständig. "Ich bin sehr mitgenommen", sagt der ehemalige Geschäftsmann. Das Schicksal der Crew geht ihm nahe. Der Sauerstoff an Bord des Mini-U-Boots hält nur für 96 Stunden.

Die Situation für die Besatzung müsse schrecklich sein, sagt Loibl. "Es ist eine Katastrophe." Hoffentlich könnten die Männer Ruhe bewahren. In der nur 6,70 Meter langen Kapsel seien die Teilnehmer regelrecht eingepfercht. Man sitze eng nebeneinander, die Füße lagen übereinander. Platzangst oder überhaupt Angst dürfe man nicht haben.

In seiner Reisegruppe seien der jetzt vermisste Forscher Paul-Henri Nargeolet (77) sowie der Chef der Betreiberfirma Oceangate Expeditions gewesen, Stockton Rush (61). Mit ihm habe er am Samstag noch gemailt, erzählt Loibl. Seit Sonntagvormittag wird nach dem Tauchboot namens "Titan" gesucht. "Mir geht es schlecht, wenn ich daran denke", sagt der Straubinger. "Es ist sehr beklemmend."

Am Südpol entstand Idee, einmal zur "Titanic" zu tauchen

Arthur Loibl liebt das Abenteuer, hat aber auch schon schwere gesundheitliche Rückschläge wegstecken müssen. Als er 2016 mit Freunden am Südpol gewesen sei, habe er die Idee gehabt, einmal zur "Titanic" zu tauchen. Als kurz darauf Oceangate Expeditions gegründet wurde, habe er sich als einer der Ersten für eine Tauchfahrt angemeldet. "Man muss verrückt sein, wenn man so etwas macht."

Drei Amerikaner, die mit seiner Reisegruppe starten wollten, hätten beim Anblick des Tauchbootes sofort einen Rückzieher gemacht. Mit ihm seien zwei britische Touristen an Bord gegangen. Schon damals habe es technische Probleme beim Laden der Batterien gegeben.

Beim Ablassen des Bootes vom Mutterschiff ins Wasser hätten sich dann im Außenbereich befestigte Rohre gelöst, die das Tauchboot im Gleichgewicht halten sollen. Der Schaden sei eineinhalb Stunden lang repariert worden, während die Gruppe schon in der verschlossenen Kapsel gesessen sei. Da sei es gut 50 Grad warm gewesen.

"Die beste Tauchfahrt überhaupt"

Nach zweieinhalbstündiger Sinkfahrt seien sie am Wrack angekommen. Es hieß, das sei die beste Tauchfahrt überhaupt gewesen: wenig Strömung, wenig Plankton, super Sicht, erzählt Loibl. Drei Stunden hätten sie an der "Titanic" verbracht, durch die Luke Fotos und Videoaufnahmen machen können. Anfangs sei er angespannt gewesen und habe ein mulmiges Gefühl gehabt, das habe sich an der "Titanic" dann gelöst.

In dem Tauchboot gebe es keinerlei Komfort, keine Sitze. Sie hätten schon Stunden vor dem Start des Tauchvorgangs nichts mehr gegessen und getrunken, um möglichst nicht auf die Toilette zu müssen. Für den Notfall hätten sie Pinkelflaschen dabei gehabt. Zudem befinde sich in der Mitte eine Art Camping-WC. Am Meeresgrund sei es in der Kapsel vier Grad kalt gewesen. Die Vorstellung sei schlimm, dass die jetzige Besatzung unter diesen Bedingungen schon so lange ausharren müsse.

Ob er noch einmal in das Tauchboot einsteigen würde? "Definitiv nicht. Es war ein Himmelfahrtskommando. Ich habe es überlebt, es war ein schönes Erlebnis, ich habe die 'Titanic' gesehen wie wenige Menschen auf der Welt." Aber: Er sei glücklich, gesund wieder herausgekommen zu sein.

Die Abenteuerlust ist Loibl aber nicht abhandengekommen. Sein nächstes Ziel? Ein Weltraumflug. Bei der Firma Virgin Galactic des Milliardärs Richard Branson habe er bereits ein Ticket gekauft.