1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Warstein

Wolfssichtungen in Warstein: „Wahrscheinlich niedergelassen“

KommentareDrucken

Im Bereich des Kahlenbergs hielt eine Wildkamera am Tag vor Heiligabend 2023 einen Wolf in der Mittagszeit fest.
Im Bereich des Kahlenbergs hielt eine Wildkamera am Tag vor Heiligabend 2023 einen Wolf in der Mittagszeit fest. © Sehner

In Warstein sind in der Vergangenheit vermehrt Wolfsspuren aufgetaucht. Im Bereich des Kahlenbergs wurde ein Wolf per Wildkamera aufgenommen. Es sei sogar möglich, dass hier mehrere Wölfe unterwegs seien, sagt Wolfsberaterin Heike Herrmann.

Warstein/Rüthen – Verdachtsfälle gab es im Warsteiner Stadtgebiet immer mal wieder. Im vergangenen Jahr kam es zum ersten bestätigten Wolfsnachweis, genetisches Material einer Wölfin wurde damals an einem Wildtierkadaver in Allagen festgestellt. Einen Tag vor Heiligabend hielt eine Wildkamera einen Wolf im Bereich des Kahlenbergs fest. Berichte über Sichtungen, Nachweise und Risse, die möglicherweise auf einen Wolf zurückzuführen sind, häufen sich. Fotos und Videos kursieren in den sozialen Netzwerken.

Auch Lena Arens, Leiterin des Forstamtes der Stadt Warstein, berichtet davon, dass ein Wolf im Bereich des Kahlenbergs, im Bereich des Hevetals und in Hirschberg unterwegs gewesen sei. Mal durch Aufnahmen von Wildkameras, mal durch anderweitige Spuren festgestellt: „Der Zeitraum, seitdem immer mal wieder eine Sichtung vorgekommen ist, lässt sich von Oktober 2023 an beschreiben.“

Im Kreis Soest seit 2019 fünf bestätigte Wolfsnachweise

„Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich Wölfe bereits im Arnsberger Wald niedergelassen haben“, sagt Heike Herrmann mit Blick auf den bestätigten Wildtierriss in Allagen und einen weiteren Wildtierriss im hochsauerländischen Teil des Arnsberger Waldes im August 2023. Herrmann arbeitet als Wolfsberaterin beim Regionalforstamt Soest-Sauerland, kümmert sich um die Sicherung von Spuren und Wolfs-DNA, informiert über das Thema Wolf: „Es fehlen aber noch die Nachweise für die Ausweisung eines Wolfgebietes.“ Erst wenn innerhalb eines halben Jahres drei genetische Nachweise erfolgen, gehe das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) von einem Territorium aus, so Hermann.

Im Kreis Soest gibt es seit 2019 fünf durch das LANUV bestätigte Wolfsnachweise, im Hochsauerlandkreis sind es seit 2017 sechs – darunter ein Nutztierriss, in Hallenberg wurde im September 2023 ein Lamm gerissen. Im Märkischen Kreis gibt es seit 2019 15 Wolfsnachweise, vier aufgrund von Nutztierrissen.

Wolfsrudel setzt sich aus etwa drei bis elf Individuen zusammen

Ob sich aufgrund der mehrfachen Sichtungen vielleicht sogar mehrere Wölfe im Warsteiner Waldgebiet bewegen? „Ja, das ist durchaus möglich, liegt aber im Bereich der Spekulationen“, erklärt Herrmann. Der Arnsberger Wald „mit seinen teils unzerschnittenen Wäldern auf einer Größe von 600 Quadratkilometern“ habe „sicher eine große Lebensraumkapazität“, so Herrmann: „Die Größe eines Wolfsterritoriums umfasst rund 150 bis 200 Quadratkilometer und wird durch das Angebot von Beutetieren bestimmt, die in ihm vorkommen.“ Der Arnsberger Wald kann in Sachen Wildvorkommen durchaus als „nahrhaft“ bezeichnet werden. Ein Wolfsrudel, so Herrmann, setze sich aus etwa drei bis elf Individuen zusammen: „Also könnten sich durchaus zwei bei drei Rudel, je nach Nahrungsangebot, im Arnsberger Wald niederlassen.“

Soweit dürfte es aber wohl noch nicht sein. Doch auch in einem Gebiet, in dem Wölfe ihre Revier haben, sei es „äußerst unwahrscheinlich, dass Sie einen Wolf zu Gesicht bekommen“, so Herrmann. Gerade der Bereich Kahlenberg ist bei Wanderern und Spaziergängern beliebt, auch eine offizielle Mountainbikestrecke führt teilweise durch das Gebiet: „Vor allem bei jungen und unerfahrenen Wölfen kann es aber vorkommen, dass die Neugier stärker ist als die Furcht. Wenn Sie einem Wolf begegnen, sollten Sie sich auf diese Weise verhalten: Nicht versuchen, sich dem Wolf zu nähern, ihn anzufassen oder zu füttern. Nicht weglaufen, am besten stehen bleiben und abwarten, bis sich der Wolf zurückzieht. Wenn man selbst den Abstand vergrößern will, langsam zurückziehen. Man kann den Wolf auch vertreiben, indem man auf sich aufmerksam macht, laut ansprechen, in die Hände klatschen, mit den Armen winken.“

Auch interessant

Kommentare