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Eskalation der Gewalt Uno zieht nicht notwendiges Personal aus Haiti ab

Die Sicherheitslage in Haiti spitzt sich weiter zu, Banden kontrollieren fast die gesamte Hauptstadt. Die Uno zieht nun ihr Personal ab. Nur Mitarbeitende, die lebensrettende Arbeit verrichteten, bleiben im Land.
Die Straßen brennen: Deutschland und die USA haben ihre Botschafter bereits evakuiert

Die Straßen brennen: Deutschland und die USA haben ihre Botschafter bereits evakuiert

Foto: Clarens Siffroy / AFP

Die Vereinten Nationen ziehen angesichts der eskalierenden Bandengewalt in Haiti nicht notwendiges Personal aus dem karibischen Krisenstaat ab. Aufgrund der volatilen Sicherheitslage und basierend auf den Ergebnissen eines überarbeiteten Sicherheitsrisikomanagementprozesses werde nicht unbedingt erforderliches Personal reduziert, teilte ein Uno-Sprecher am Mittwoch mit. Er betonte, dass die Vereinten Nationen Haiti nicht verließen. Mitarbeitende, die lebensrettende Arbeit verrichteten, blieben im Land.

In Haiti herrscht nach dem Rücktritt von Interimspremier Ariel Henry eine Regierungskrise. Henry hatte die Regierungsgeschäfte kurz nach der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 übernommen. Brutal agierende, bewaffnete Banden, die zusammen fast das gesamte Gebiet von Port-au-Prince kontrollieren, schlossen sich Ende Februar zusammen und forderten Henrys Rücktritt. Der Regierungschef kehrte daraufhin von einer Auslandsreise nicht zurück.

Der deutsche Botschafter sowie der Ständige Vertreter haben den Karibikstaat bereits verlassen. Sie seien am Sonntag »aufgrund der sehr angespannten Sicherheitslage in Haiti gemeinsam mit Entsandten der EU-Delegation« in die Dominikanische Republik ausgereist und arbeiteten bis auf Weiteres von dort aus, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Zuvor war bekannt geworden, dass das US-Militär einen Teil des Personals der US-Botschaft in Haiti evakuiert und die Sicherheitsvorkehrungen dort verstärkt hatte. Wie das Regionalkommando Southcom mitteilte, wurden nicht essenzielle Mitarbeiter auf Bitten des US-Außenministeriums hin ausgeflogen.

Haiti am Rande einer Hungerkrise

Die humanitäre Lage in Haiti spitzt sich derweil weiter zu. Der Karibikstaat stehe am Rande einer verheerenden Hungerkrise, warnte das Welternährungsprogramm (WFP) am Dienstag. Die humanitären Bemühungen drohten zum Erliegen zu kommen – weil die schlechte Sicherheitslage den Zugang zu den Menschen behindere, aber auch wegen versiegender finanzieller Mittel. In zwei Wochen würden die WFP-Mittel für warme Mahlzeiten auslaufen, hieß es von der Uno-Organisation.

Kinder in einer Schutzunterkunft: Viele Familien mussten bereits wegen der Bandengewalt fliehen

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Foto: Odelyn Joseph / AP

Ein Uno-Sprecher hatte am Montag mitgeteilt, der Plan zur Deckung des humanitären Bedarfs in Haiti, für den 674 Millionen US-Dollar (rund 617 Mio. Euro) benötigt würden, sei nur zu 2,6 Prozent finanziert. Fast die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner des Landes leidet laut Vereinten Nationen unter akutem Hunger. »Haiti ist eine der schwersten Lebensmittelkrisen der Welt – 1,4 Millionen Haitianer sind einen Schritt von einer Hungersnot entfernt«, sagte der WFP-Landesdirektor in Haiti, Jean-Martin Bauer.

Auch die Welthungerhilfe forderte die internationalen Geber und Partner auf, die humanitären Mittel für Haiti aufzustocken. Fast 277.000 Kinder unter fünf Jahren seien von akuter Unterernährung bedroht. Die Verbreitung sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt habe bei Frauen und Mädchen zudem immensen Stress und schwere Traumata ausgelöst.

czl/dpa