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Nach Warnung vor Coronagefahr Ex-Trump-Beraterin berichtet von »sehr unangenehmem« Gespräch

In einem CNN-Interview erzählt die ehemalige Regierungsberaterin Deborah Birx von einem wütenden Anruf Donald Trumps – weil sie »in aller Deutlichkeit über die Pandemie gesprochen« habe.
»Alle im Weißen Haus waren verärgert«: Deborah Birx während Trumps Präsidentschaft im April 2020

»Alle im Weißen Haus waren verärgert«: Deborah Birx während Trumps Präsidentschaft im April 2020

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ALEXANDER DRAGO/ REUTERS

Die frühere US-Regierungsberaterin Deborah Birx hat laut eigenen Angaben die Wut des damaligen US-Präsidenten Donald Trump auf sich gezogen, weil sie in einem Interview vor den Gefahren der Coronapandemie gewarnt habe.

Birx sagte dem Fernsehsender CNN , Trump habe sie im vergangenen August nach dem TV-Auftritt persönlich angerufen. Das Gespräch sei »sehr unangenehm« gewesen. Und weiter: »Das war eine sehr schwierige Zeit, weil alle im Weißen Haus verärgert waren über dieses Interview und die Deutlichkeit, mit der ich über die Epidemie gesprochen habe.«

Auf die Frage, ob sie bedroht worden sei, reagierte Birx nach kurzem Zögern ausweichend und wiederholte: »Ich würde sagen, es war eine sehr unangenehme Unterhaltung.«

Die Ärztin hatte unter Trump zur Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses gehört. Wiederkehrend war von Meinungsverschiedenheiten zwischen Trump und Experten der Runde berichtet worden. Trump hatte zu Beginn der Pandemie die von dem Virus ausgehende Gefahr geleugnet, später ohne wissenschaftliche Belege für bestimmte Medikamente oder Prozeduren als vermeintliche Wundermittel geworben. Bis zuletzt hatte er erkennen lassen, dass er das Tragen von Masken eher lästig fand.

Birx kritisierte Coronaverharmlosung durch Trump

Bereits im Januar hatte Birx davon berichtet, dass Trump bewusst auf Statistiken zurückgegriffen habe, die die Situation weniger dramatisch wirken ließen (Das SPIEGEL-Video hierzu gibt es hier: »Ich sah, wie Trump Grafiken präsentierte, die ich so nie gemacht hatte«).

Für besonderes Aufsehen hatte außerdem Trumps öffentlich vorgetragene Idee gesorgt, Menschen im Kampf gegen das Coronavirus Desinfektionsmittel zu spritzen. Birx, die damals bei Trumps Auftritt anwesend war, sagte dem Sender ABC vor einigen Tagen, sie habe in jenem Moment nicht gewusst, wie sie reagieren solle. Der Moment verfolge sie bis heute. »Ich denke immer noch jeden Tag daran.«

Kritiker weisen allerdings darauf hin, dass Birx' Bemühungen, sich von Trump zu distanzieren, erst nach dem Ende seiner Amtszeit begonnen hätten. Im vergangenen Jahr hatte Birx die Fachkenntnis des Präsidenten noch gerühmt.

bah/dpa