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Tödliche Attacke auf US-Soldaten in Jordanien Washington kündigt Vergeltungsschläge gegen proiranische Milizen an

»Das ist ein gefährlicher Moment im Nahen Osten«: Nach der Drohnenattacke proiranischer Milizen mit drei toten US-Soldaten lässt Verteidigungsminister Austin keine Zweifel an einer entschlossenen Reaktion seines Landes.
US-Verteidigungsminister Austin bei seiner Pressekonferenz im Pentagon: »Der Präsident wird Angriffe auf amerikanische Truppen nicht dulden, und ich werde das auch nicht tun«

US-Verteidigungsminister Austin bei seiner Pressekonferenz im Pentagon: »Der Präsident wird Angriffe auf amerikanische Truppen nicht dulden, und ich werde das auch nicht tun«

Foto: Kevin Wolf / AP

Lloyd Austin hat harte Wochen hinter sich: eine Krebsdiagnose im vergangenen Dezember, ein erster Eingriff mit Komplikationen, anschließend die Einlieferung ins Walter-Reed-Militärkrankenhaus.

Dann bescherte ihm auch noch sein persönlicher Umgang mit der Erkrankung erheblichen Ärger: Weil Austin zunächst weder US-Präsident Joe Biden noch den Kongress über seine Erkrankung und den Klinikaufenthalt informierte und erst mit tagelanger Verzögerung für Transparenz sorgte, stand der Minister auch in der eigenen Partei in der Kritik.

Austin nutzte deshalb eine Pressekonferenz an diesem Donnerstag für eine umfassende öffentliche Entschuldigung. »Ich hätte den Präsidenten über meine Krebsdiagnose informieren müssen. Ich hätte es auch meinem Team und der amerikanischen Öffentlichkeit sagen sollen und übernehme die volle Verantwortung. Ich entschuldige mich bei meinem Team und beim amerikanischen Volk«, sagte Austin reumütig.

»Wir werden mehrstufig reagieren«

Seine Pressekonferenz war aber nicht allein ein Termin in eigener Sache. Es ging dem Verteidigungsminister auch um konkrete Politik und um ein Zeichen der Entschlossenheit. »Das ist ein gefährlicher Moment im Nahen Osten«, sagte Austin, als er über den tödlichen Angriff proiranischer Milizen auf US-Soldaten in Jordanien redete.

»Der Präsident wird Angriffe auf amerikanische Truppen nicht dulden, und ich werde das auch nicht tun«, fuhr Austin im Pentagon fort. Man wolle einen größeren Konflikt in der Region vermeiden. »Aber wir wollen die Leute, die dafür verantwortlich sind, zur Rechenschaft ziehen«, warnte Austin.

Die USA hätten deshalb eine Reihe von Vergeltungsschlägen angeordnet, die sich über mehr als einen Tag erstrecken sollen, so Austin. »Wir werden mehrstufig reagieren und sind in der Lage, je nach Situation mehrmals zu reagieren.«

USA betonen, dass sie sich nicht im Krieg mit Iran befinden

Bei dem Drohnenangriff in der Nähe der syrischen Grenze waren am Sonntag zwei US-Soldatinnen und ein US-Soldat getötet worden. Zahlreiche weitere Soldaten wurden verletzt. Die US-Regierung machte die Gruppe »Islamischer Widerstand im Irak« für den Anschlag verantwortlich, die sich zuvor auch dazu bekannt hatte. Es handelt sich um eine Art Dachgruppe für proiranische Milizen im Irak, die seit dem 7. Oktober gemeinsam unter diesem allgemeinen Namen auftreten.

Während Teheran eine Beteiligung bestritten hat, sagte Austin am Donnerstag: »Wir wissen nicht, wie viel Iran wusste oder nicht wusste. Aber es spielt keine Rolle«, weil Iran diese Gruppen finanziere und teils auch ausbilde. Und ohne diese Art der Unterstützung gebe es derartige Angriffe auf US-Stützpunkte nicht. Austin macht gleichzeitig klar: »Wir befinden uns nicht im Krieg mit Iran.«

Austin sagte, dass das Pentagon immer noch die Drohne untersuche, die Tower 22 getroffen hat. Tower 22 ist eine US-Militärbasis im Nordosten Jordaniens, die für die US-Präsenz im benachbarten Syrien von entscheidender Bedeutung ist. Er glaube nicht, dass es den Gegnern um eine einmalige Aktion gegangen sei, betonte Austin. »Sie haben also eine Menge Fähigkeiten. Ich habe viel mehr«, sagte der US-Verteidigungsminister. »Wir werden tun, was nötig ist, um unsere Truppen zu schützen.«

Seit Beginn des Israel-Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas im Oktober haben proiranische Milizen fast täglich Angriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien verübt. Die US-Regierung hat darauf mit Luftschlägen in beiden Ländern reagiert. Außerdem greifen die jemenitischen Huthi – aus Solidarität mit der Hamas – immer wieder Frachter im Roten Meer an. Als Reaktion darauf hatten die USA und Großbritannien mit der Unterstützung Verbündeter Militärschläge gegen die von Iran unterstützte Miliz im Jemen ausgeführt.

hen/dpa/AP