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Reaktion auf Amokläufe Serben geben nach Aufruf mehr als 78.000 Waffen ab

Anfang Mai kamen bei zwei Bluttaten in Serbien binnen weniger Stunden 18 Menschen ums Leben. Tausende sind nun einem Aufruf zur freiwilligen Abgabe von Waffen gefolgt. Doch das Land steht weiter vor einem großen Problem.
Abgegebene Schusswaffen in der Stadt Smederevo (Foto vom 14. Mai)

Abgegebene Schusswaffen in der Stadt Smederevo (Foto vom 14. Mai)

Foto: Marko Djurica / REUTERS

Etliche Serbinnen und Serben sind nach zwei verheerenden Amokläufen einer Entwaffnungskampagne gefolgt. Einen Tag vor Ende der Aktion wurden nach Angaben des Innenministeriums mehr als 78.000 Waffen bei der Polizei abgegeben.

Es handele sich um

  • 57.651 Handfeuerwaffen,

  • drei Millionen Schuss Munition und

  • 20.451 Sprengkörper,

sagte eine Sprecherin des Ministeriums im staatlichen Fernsehsender RTS . Die Frist, innerhalb derer die Bürgerinnen und Bürger Waffen, die sie nicht legal besitzen, anonym und straffrei bei der Polizei abgeben können, endet am Donnerstag. Dem Innenministerium zufolge nahm die Zahl der Abgaben zum Ende der Aktion noch einmal zu. Eine Verlängerung sei nicht geplant.

Zwei Amokläufe

Die Kampagne war angestoßen worden, nachdem am 3. Mai zunächst ein 13-jähriger Schüler in seiner Schule im Zentrum von Belgrad neun Mitschüler und einen Wachmann erschossen hatte. Einen Tag später hatte ein junger Mann in einem Dorf bei Belgrad acht Menschen mit Schusswaffen getötet.

Die beiden Amokläufe hingen nicht miteinander zusammen. Sie erschütterten die serbische Gesellschaft zutiefst. In der Folge kam es zu Massenprotesten. Am Wochenende machten erneut Tausende Menschen bei einem Protestmarsch den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić und die von ihm kontrollierten Boulevard-Medien für die ausufernde Gewalt im Land verantwortlich.

Vučić hatte die Entwaffnungskampagne kurz nach den Amokläufen angekündigt. »Wir werden eine fast vollständige Entwaffnung von Serbien vornehmen«, sagte der Präsident Anfang Mai. Davon ist das Land trotz der beeindruckenden Menge der abgegebenen Waffen aber wohl weit entfernt.

Hunderttausende Waffen weiter illegal in Privatbesitz?

Experten des Forschungsprojektes Small Arms Survey schätzen, dass sich rund eine Million Waffen illegal in den Händen von Bürgerinnen und Bürgern befindet. Neben Schusswaffen sind auch Sprengkörper, etwa Handgranaten, im Besitz von Zivilisten. Offiziell registriert sind nach Regierungsangaben mehr als 760.000 Feuerwaffen. Serbien hat 6,6 Millionen Einwohner.

fek/dpa