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Südsudan nach dem Bürgerkrieg »Musik hält uns davon ab, zu kämpfen und uns umzubringen«

Vor zehn Jahren erklärte der Südsudan seine Unabhängigkeit, kurz darauf brach ein Bürgerkrieg aus. Junge Rapper, Bands und Tanzgruppen verarbeiten die Konflikte in ihrer Musik – und wollen das zerrissene Land vereinen.
Von Sonja Peteranderl und Jean-Baptiste Hervé und Adrienne Surprenant (Fotos)
Aufbruchstimmung: Junge Musiker tanzen und singen im Asylum Records Studio in Juba

Aufbruchstimmung: Junge Musiker tanzen und singen im Asylum Records Studio in Juba

Foto: Adrienne Surprenant / Collectif Item
Globale Gesellschaft

In Reportagen, Analysen, Fotos, Videos und Podcasts berichten wir weltweit über soziale Ungerechtigkeiten, gesellschaftliche Entwicklungen und vielversprechende Ansätze für die Lösung globaler Probleme.

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Ihre Eltern hatten für die Unabhängigkeit des Südsudan gekämpft, die junge Generation sollte in einem friedlichen, unabhängigen Land groß werden – doch der Traum zerplatzte schnell. Im Juli 2011 konnte sich der Südsudan nach einem mehrjährigen bewaffneten Konflikt vom Sudan lösen, und bereits zwei Jahre später brach im jüngsten Staat der Welt ein Bürgerkrieg  aus.

Selfie im Krisenstaat: Südsudans Jugend wuchs in ein neues Land hinein, das von Krisen, Gewalt und Unsicherheit geprägt ist

Selfie im Krisenstaat: Südsudans Jugend wuchs in ein neues Land hinein, das von Krisen, Gewalt und Unsicherheit geprägt ist

Foto: Adrienne Surprenant / Collectif Item

Der Präsident und sein Vizepräsident hetzten die beiden größten Ethnien des Landes gegeneinander auf, Soldaten und Milizen plünderten Dörfer, mordeten und vergewaltigten entlang ethnischer Linien. Gleichzeitig machten Politiker, Militärs und Warlords mit schmutzigen Deals rund um die Ölressourcen des Landes Kasse. 2018 kam es zwar zu einem Friedensprozess, seit Anfang dieses Jahres regiert ein neues Parlament, in dem sowohl Repräsentanten der Regierungspartei als auch der früheren Rebellenbewegung vertreten sind. Doch die Aussöhnung verläuft schleppend. Die Gesellschaft bleibt zerrissen und die Gewalt zwischen Ethnien flammt immer wieder auf. Der Südsudan ist heute eines der ärmsten Länder der Welt, rund zwei Drittel der rund elf Millionen Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen .

Trotz der Unsicherheit ist vor allem in der südsudanesischen Hauptstadt Juba in den vergangenen Jahren eine lebendige Musikszene gewachsen – die auch eine politische Mission verfolgt. Die Künstler prangern Missstände wie Gewalt, Korruption und Armut an, sie wollen aber auch positive Aufbruchstimmung verbreiten, die Gesellschaft wieder vereinen.

Rasta Jimmy singt für den Frieden

Rasta Jimmy singt für den Frieden

Foto: Adrienne Surprenant / Collectif Item

»Musik hält uns davon ab, zu kämpfen und uns umzubringen«, glaubt Rasta Jimmy, der in Juba lebt. Für den Sänger ist Musik ein mächtiges Mittel, um positive Botschaften zu verbreiten.

Auch traditionelle Musik und Tanz bringt die Gemeinschaften wieder zusammen, die während des Bürgerkriegs verfeindet waren und viel verloren haben – und sie gibt den Millionen Menschen, die innerhalb des Landes flüchten müssen oder ins Ausland vertrieben wurden, ein Stück ihrer Identität zurück.

Bunte T-Shirts und traditioneller Schmuck: Junge Frauen der Lopid, einer ethnischen Minderheit im Südsudan, tanzen bei einer Hochzeit

Bunte T-Shirts und traditioneller Schmuck: Junge Frauen der Lopid, einer ethnischen Minderheit im Südsudan, tanzen bei einer Hochzeit

Foto: Adrienne Surprenant / Collectif Item

Die kanadische Fotografin Adrienne Surprenant, die in der Zentralafrikanischen Republik lebt und arbeitet, hat einen Streifzug durch die südsudanesische Musikszene gemacht – und Sänger, Hip-Hop-MCs, aber auch Volkstanzgruppen mit ihrer Kamera dokumentiert.

Sehen Sie in der Fotostrecke, wie Musiker und Musikerinnen aus Südsudan an einer besseren Zukunft arbeiten:

Fotostrecke

Musiker im Südsudan: Ein Soundtrack für den jüngsten Staat der Welt

Foto: Adrienne Surprenant / Collectif Item

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

Eine ausführliche FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier.