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Selenskyj über Lage in Mariupol »Dies ist blanker Terror von erfahrenen Terroristen«

100.000 Menschen konnten laut dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj über Fluchtkorridore gerettet werden. In Mariupol sei die Evakuierung nach russischen Angriffen jedoch erneut gescheitert.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj

Foto: - / dpa

Vor mehr als zwei Wochen hat Russland die Ukraine überfallen, bei den Bombardements werden immer mehr Wohnblöcke und Krankenhäuser getroffen. Nun hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Kreml beschuldigt, »blanken Terror von erfahrenen Terroristen« zu verbreiten.

Selenskyj bezog sich auf Angriffe auf Zivilisten in der eingekesselten ukrainischen Stadt Mariupol. »Die russischen Truppen stellten das Feuer nicht ein. Trotzdem habe ich beschlossen, einen Fahrzeugkonvoi nach Mariupol zu schicken, mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten«, sagte Selenskyj in einer Fernsehansprache. »Aber die Besatzer haben einen Panzerangriff genau dort gestartet, wo dieser Korridor verlaufen sollte.«

Die Menschen in der strategisch wichtigen Stadt am Asowschen Meer sind bereits seit zehn Tagen eingeschlossen. Hilfsorganisationen berichten von einer dramatischen Lage der rund 300.000 Zivilisten, die dort ohne Wasser oder Strom ausharren. Bereits in den vergangenen Tagen waren lokale Waffenruhen für Evakuierungen aus Mariupol gescheitert. Moskau und Kiew wiesen sich dafür gegenseitig die Schuld zu.

Russen kreisen »wichtige Städte« ein

Das britische Verteidigungsministerium teilte in einem Geheimdienstbericht mit, dass »die russischen Streitkräfte eine größere Anzahl ihrer Streitkräfte einsetzen, um wichtige Städte einzukreisen«. In der auf Twitter verbreiteten Mitteilung hieß es weiter: »Dies wird die Zahl der verfügbaren Kräfte reduzieren, um den Vormarsch fortzusetzen, und den russischen Vormarsch weiter verlangsamen.«

Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor erklärt, es werde am Freitag einen Waffenstillstand ausrufen und humanitäre Korridore von Mariupol sowie von Kiew, Sumy, Charkiw, Mariupol und Tschernihiw öffnen. Ähnliche Behauptungen hatte es in den vergangenen Tagen mehrfach gegeben, vielerorts konnten die Fluchtrouten jedoch nicht eingerichtet werden.

Die russische Regierung hatte indessen angekündigt, Zivilisten einseitig die Ausreise nach Russland ermöglichen. »Wir geben offiziell bekannt, dass humanitäre Korridore für die Russische Föderation von nun an einseitig, ohne Koordination, jeden Tag ab zehn Uhr morgens (acht Uhr MEZ) geöffnet werden«, erklärte das Moskauer Verteidigungsministerium am Donnerstag. Über Fluchtrouten »in andere Richtungen« würden von Fall zu Fall mit der ukrainischen Seite verhandelt.

Dort, wo das bereits gelang, sind Selenskyj zufolge binnen zwei Tagen etwa 100.000 Menschen aus den umkämpften Städten in Sicherheit gebracht worden. Allein am Donnerstag konnten demnach 40.000 Menschen über die mit Russland ausgehandelten Fluchtkorridore aus belagerten Städten fliehen.

mrc/Reuters