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Architektur 2008 Vogelnester, Viehhäuser, verpulverte Millionen

Wie kann ein Leuchtturm den Himmel verdunkeln? Fragen Sie mal die Hamburger nach der sündhaft teuren Elbphilharmonie. Arabische Scheichs setzen derweil Kitsch in den Wüstensand - und Berlin hat einen neuen Bunker. Eine Bilanz in Bildern zu den wichtigsten Bauten des Jahres.
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Ausgezeichnet!
Bei der Vergabe der Nobelpreise gehen Architekten ja leider leer aus. Dankenswerterweise schuf der US-Unternehmer Jay A. Pritzker, Gründer der Hyatt-Hotelkette, 1979 Abhilfe, indem er einen mit 100.000 Dollar dotierten Preis auslobte.
Dieses Jahr kürte die Jury den Franzosen Jean Nouvel, der hier vor einem Modell des von ihm entworfenen Louvre-Museums Abu Dhabi posiert. Die Juroren lobten den 63-Jährigen für seinen "unstillbaren Drang zum kreativen Experiment".
Das Verdikt klingt nach hohler Kritikerrhetorik , ist aber ...

Foto: REUTERS
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... berechtigt.
Wie nur wenige zeitgenössische Architekten kreiert Nouvel Bauten, die die Geschichte und Kultur eines Ortes, die Funktion eines Baus und natürlich die Wünsche des Auftraggebers zu einzigartigen Arrangements verdichten. Nouvel selbst verweigert sich daher konsequent dem Begriff "Stil".
Zu den Highlights seiner Karriere (in der er es auf bisher rund 200 Bauten gebracht hat) zählen das Kultur- und Kongresszentrum, dass das pittoreske Luzern am Vierwaldstättersee 1998 in die architektonische Gegenwart beförderte, wie auch ...

Foto: swiss-image.ch
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... der famose Torre Agbar in Barcelona.
Nouvels Huldigung an den katalanischen Baumeister Antoni Gaudí wurde 2004 fertiggestellt. Der Turm erinnert ein wenig an Norman Forsters "Gurke" in London, schimmert und schillert aber - tags wie nachts - so prächtig wie ein Gebirgsstrom. Nicht ohne Grund - Nouvel entwarf den Bau im Auftrag der Wasserwerke von Barcelona.
Wesentlich glamouröser klingt der Name ...

Foto: REUTERS
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... des Bauherren dieses Nouvel-Werks von 1994.
Die Fondation Cartier in Paris ist eine Kunststiftung, die sich der Förderung der Gegenwartskunst verschrieben hat. Mit der spektakulären Glasfassade Nouvels täuscht sie allerdings darüber hinweg, dass die Ausstellungsflächen eher klein geraten sind.

Foto: Corbis
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Krise? Welche Krise?
Architektonisch wirkt ja vieles, was in den arabischen Wüstensand in Dubai und andernorts gesetzt wird, ein wenig so, als würde Ildikó von Kürthy, die Fließbandarbeiterin der literarischen Frauen-Wellness, plötzlich umsatteln - und alle halbe Jahre Thomas Manns "Buddenbrooks" umschreiben.
Anders gesagt: Man hat das alles schon mal gesehen, besser vor allem, und natürlich: nicht so fürchterlich verspielt und manieriert. Aber ...

Foto: Atlantis The Palm
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... sei's drum: Zur Eröffnung des Luxushotels "Atlantis The Palm" im November rauschte die globale Prominenz (Robert de Niro, Denzel Washington, Charlize Theron, Lindsay Lohan etc.) an. Na ja, und Sandy Meyer-Wölden war auch da.
Die Eröffnung soll rund 20 Millionen Dollar gekostet haben. Was wiederum bestens zu dem mit Superlativen protzenden Disneyland-Design in den Vereinigten Arabischen Emiraten passt. Sauteuer - und doch ein bisschen billig.

Foto: Getty Images
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Voll! Kunst!
Während Dubai und Abu Dhabi sich voller Hysterie dem architektonischen Höher-Schneller-Bunter-Spiel hingeben, geht man es im globalen Erdgaslager Katar nicht so flüchtig an.
Das am 1. Dezember 2008 offiziell eröffnete Museum für Islamische Kunst in Doha ist dafür der beste Beweis. Die kubisch gestufte Pyramide aus Kalkstein enthält eine Sammlung spektakulärer Stücke aus der reichen Kulturgeschichte des Islam - mit Plastiken, Malereien und Kunsthandwerk aus allen Epochen. Historie allein reicht den Machern allerdings nicht - zukünftig soll das Haus auch zeitgenössische Kunst und international kuratierte Ausstellungen beherbergen.
Erbaut hat das Museum ...

Foto: AP
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... der Altmeister der klassischen Moderne, Ieoh Ming Pei (hier bei der Einweihung eines Museums in Luxemburg, 2006).
Der mittlerweile 91-jährige US-Amerikaner chinesischer Abstammung handelte einen speziellen Deal aus, bevor er zustimmte, in Doha zu bauen: einige Jahre Zeit verlangte er, die er dem Studium der islamischen Architektur widmen wolle - sonst würde das nichts mit dem Bau.
Die Scheichs sagten ja - wie schön.

Foto: Getty Images
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Die Botschaft der Botschaft lautet: ...
... Draußen bleiben! Eigentlich ist ja die Zeit des Bunkerbauens in Berlin vorbei. Andererseits: In Zeiten des globalen Terrors (im Irak, auf den Finanzmärkten) kann man sich als Weltmacht ja nie so sicher sein, wer da so um die Ecke schleicht.
Und so entschieden sich die USA, diesen Festungsbau an den Pariser Platz zu klotzen. Den Berlinern haben sie damit keinen Gefallen getan, sich selbst vermutlich auch nicht. Denn schließlich stellt sich die Frage: Setzt die Führungsmacht der demokratischen Welt ...

Foto: DPA
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... tatsächlich ein angemessenes Zeichen, wenn sie die neue Heimat des US-Botschafters am Pariser Platz wie eine Mischung aus Bunker reloaded und Bank aussehen lässt?
Schon allein das gewellte Vordach aus dem Setzbaukasten für Sparkassenfilialen wirkt ja in etwa so kosmopolitisch wie Sarah Palin. Der amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen sprach denn auch verächtlich von "irgendeinem Motel". Das Architektenteam Moore Ruble Yudell trägt daran allerdings nur bedingt Schuld: der erste, wesentlich offener gestaltete Entwurf wurde zusammengespart und sicherheitsoptimiert.

Foto: DPA
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Erbauer-Trauer
Im australischen Sydney schuf er mit dem Opernhaus das Wahrzeichen der Stadt, in seiner dänischen Heimat diente er dem Nachwuchs als Inspiration: Jörn Utzon. Der Architekt verstarb im Alter von 90 Jahren am 29. November 2008 in Kopenhagen.
Utzon entwarf auch das Schauspielhaus in Zürich, das im Golfkrieg schwer beschädigte Parlamentsgebäude in Kuwait und die Bagsvärd-Kirche in Kopenhagen.
Dennoch wird sich die Nachwelt ...

Foto: AFP
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... vor allem wegen seines futuristischen Entwurfs für die Dachkonstruktion des Opernhauses in Sydney erinnern. Dabei war Utzorn - der 1957 überraschend den Architektenwettbewerb gewonnen hatte - bereits 1966 aus dem Projekt ausgestiegen, vor allem, weil die Kosten des Neubaus explodierten. Der spektakuläre Klangkörper wurde trotzdem fertig - und 1973 eingeweiht.
2003 erhielt Utzorn für sein Lebenswerk den Pritzker-Preis, eine Art Nobelpreis für Architekten.

Foto: REUTERS
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Ein Fest für's Nest
Die Jungs können Stadien. Jacques Herzog und Pierre de Meuron dürften selbst der Baukunst eher wenig zugeneigten Fans des FC Bayern ein Begriff sein - denn von ihnen stammt die Münchner Allianz-Arena.
Zuvor bauten sie bereits den Basler St.-Jakob-Park, der dieses Jahr wegen der Fußball-EM genauso im Mittelpunkt der Sportöffentlichkeit stand wie dieser Bau: Das liebevoll als "Vogelnest" apostrophierte Nationalstadion in Peking. Der Bau ...

Foto: AFP
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... ist 330 Meter lang, 220 Meter breit und stolze 69,2 Meter hoch. Noch mehr Zahlen? Baubeginn war im Dezember 2003. Kurz danach ging's dann schon nicht mehr, wie das ja so üblich ist bei derlei Mammutprojekten: es lag am Geld. Rund 350 Millionen Euro (die Schätzungen variieren) später wurde es im April 2008 dann endlich ...

Foto: REUTERS
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... eröffnet.
Richtig rund ging's dann aber erst am 8. August während der Eröffnungsfeier für die Olympischen Spiele.
Bei aller Kritik an marketingfixierter Skulpturalarchitektur: ein wahrer Prachtbau.

Foto: Getty Images
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Volkshaus
Das norwegische Architektenteam von Snoehetta baut teure Prestigegebäude einfach und zugleich raffiniert, avantgardistisch, aber volksnah. Schönster Beweis: Oslos neues Opernhaus, das im April 2008 eröffnete.
Das Team überzeugte die Wettbewerbsjury 2000 mit einem urdemokratischen Konzept: Die Stadt sollte dem Hafengebiet entrissen und an die Bürger zurückgegeben werden, Kultur sollte sich breit machen.
Die Büros reihen sich rund um einen lichten Innenhof und ...

Foto: DPA
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... die Balletttänzer üben mit weitem Blick in den Fjord. Die Oper hat kein Parkhaus. Wer von der Stadt hier hinwill, muss über eine provisorische Fußgängerbrücke - bis in wenigen Jahren die Stadtautobahn hier in einem Tunnel verschwinden und das Areal endgültig dem Fußvolk gehören wird.
Drei Materialien dominieren den Bau: 50.000 individuell geschnittene Marmorblöcke aus schneeweißem Carrara und Granit formen mal sanft geneigte, mal steile, aber immer begehbare Dächer.
Und mittendrin stakt ein gläserner Kubus heraus wie ein Eisberg. Das Dach über dem Zuschauerraum ist ein begehbarer, öffentlicher Platz.

Foto: DPA
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Der Zuschauerraum aus Eiche für 1300 Menschen wirkt nahezu intim. Billig war das neue ...

Foto: DPA
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... Schmuckkästchen für Opernfreunde aber nicht: Die stolze Summe von 42 Milliarden norwegischer Kronen (rund 500 Millionen Euro) hat das Norwegische Königreich in die Hand genommen.

Foto: DDP
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Wenn das Dornröschen wüsste!
Wie liftet man ein Märchenschloss aus dem 19. Jahrhundert? Sir Norman Foster, 73, glaubt, dafür ein Rezept gefunden zu haben. Im Juni 2004 schloss das 1899 erstmals eröffnete, zuletzt etwas abgewirtschaftete Grand Hotel Dolder in Zürich. Vier Jahre und geschätzte Baukosten von rund 275 Millionen Euro später befand sich der nun in Dolder Grand umgetaufte Bau in der "soft opening phase".
Erbaut wurde das alte, von Jacques Gros entworfene Grand Hotel im Schweizer Holzstil, einer urigen Bauweise, die üblicherweise tragende Elemente wie Holzbalken als Zierelemente interpretiert und einen - wenn auch bescheidenen - Hang zur Ornamentalik aufweist.
Prosaisch formuliert: Der historische Bau ähnelt einer Mixtur aus Märchenschloss und Chalet, vulgo: Almhütte.
Um dieses Holzschlösschen ...

Foto: Dolder-Archiv
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... gruppiert sich nun Fosters Arbeit, die aus einem Sockel samt neuem Untergeschoss, einem Ballsaal mit Kuppel und vor allem zwei Seitenflügeln besteht, die das alte Dolder schlangenhaft umwinden.
Im Bauch der Schlange: dieser phantastische Wellness-Bereich.
Ansonsten wirkt der Bau etwas lieblos, wie es Foster und seiner Architekturfabrik oft vorgeworfen wird: Ein schmuckloser Komplex aus Glas und in braunstichigem Anthrazit schimmernden Metall, mit einem wuchtigen Sockel aus Kalkstein, der, nähert man sich von der Stadt, wie eine Festungsmauer wirkt und das historische Schlösschen eher verschluckt als umschmeichelt.

Foto: Dolder-Archiv
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Grauer Riese
Kennt man ja: Glas, Stahl, Beton. Auch dieser im Juni 2008 eröffnete Bau stammt - wie der Umbau des Dolder Grand - aus der Foster-Fabrik.
Allerdings wagte Stararchitekt Sir Norman Foster dieses Mal ...

Foto: Foster + Partners/ Nigel Young
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... einen Abstecher aus der Welt der Büroklötze und Mega-Hangars. In die dänische Hauptstadt Kopenhagen hat er für rund 37,5 Millionen Euro einen prächtigen Kuppelbau gesetzt - und zwar nicht für Menschen, sondern für ...

Foto: Foster + Partners/ Nigel Young
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... Elefanten!
Das Ergebnis der Investition kann sich sehen lassen: Harmonisch eingebettet zwischen Zoogelände und dem historischen Park Frederiksberg Have erheben sich auf 3400 Quadratmetern zwei ausladende, sanft geschwungene Glaskuppeln über dem hochmodernen Neubau.
Das großzügige Außenareal bietet alles, was ein Elefant wohl so mag: Schlammbäder, Wasserbecken, Sandflächen. Und damit auch der empfindlichste Elefant im dänischen Winter keine kalten Füße bekommt, gibt es sogar: eine Fußbodenheizung.

Foto: Foster + Partners/ Nigel Young
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Marc als Marke
Mit dem neuen Franz-Marc-Museum soll einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts in der oberbayerischen Provinz endlich so gewürdigt werden, wie er es verdient: In einem eigenen, modernen Museum in Kochel am See, wo Marc zeitweise lebte und gemeinsam mit seiner Frau begraben liegt.
Der Bau stammt von den jungen Schweizer Architekten Diethelm & Spillmann. Hinter der Natursteinfassade des kubusartigen Gebildes verbirgt sich ein hochkarätiger Kunstbetrieb, der auf 700 Quadratmeter Ausstellungsfläche die zwei wichtigsten Künstlervereinigungen des ausgehenden deutschen Expressionismus zusammenführt: die Dresdner "Brücke" um Ernst-Ludwig Kirchner und den oberbayerischen "Blauen Reiter", gegründet von Franz Marc und Wassily Kandinsky. Den Eindruck einer Trutzburg versuchten die Architekten durch den Einbau der Panoramafenster zu verhindern - was aber nur bedingt gelang.
Dennoch können sich die Museumsbetreiber rühmen, mit dem komplett privat finanzierten 6,5-Millionen-Bau ein bisschen weite Welt in die Provinz gebracht zu haben.

Foto: DPA
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Luftschlösser
Sieht scheußlich aus, nicht wahr?
Eigentlich sollen die Hudson Railyards in New York ja zu einem neuen Business-Distrikt umgewandelt werden, in dem sich Skyscraper an Skyscraper reiht; ein Vorhaben, das, wie der SPIEGEL schrieb, selbst "die abgehärteten New Yorker als 'Gigantismus' bezeichnen".
Doch während 2008 im fernen Asien das Geld der Investoren noch vergleichsweise locker saß, kam im Mai wegen der Kreditkrise das vorläufige Aus für das Megaprojekt in Manhattan. Der Immobilienkonzern Tishman Speyer zog sich zurück - und nahm den deutsch-amerikanischen Hochhausarchitekten Helmut Jahn mit.
Und jetzt? Abwarten.

Foto: AP
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Die Oooohhhhh-Bombe
Ein großes Hallo gab das, als der große Urbanist Rem Koolhaas im Januar 2008 seinen Entwurf für das neue Science Center in der Hamburger Hafencity vorstellte. Das Projekt des Niederländers gilt als einer der architektonischen "Leuchttürme" des neuen Stadtteils.
Diese Packung aus Aquarium, Wissenschaftstheater, Laboratorien und Büros soll nun also direkt an der Wasserkante der Elbe entstehen; mit 275.000 Quadratmetern Fläche das architektonische Herzstück des Überseequartiers.
Die ringförmig gestapelten Gebäudeteile ...

Foto: OMA
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... erinnern an Container und sollen dem Charakter der historisch gewachsenen Uferbebauung entsprechen: Hafen halt.
Ob das Science Center aber wirklich so gebaut wird? Immerhin ist dies bereits die zweite Projektskizze von Koolhaas - und obwohl sich die Politik sich erst einmal fasziniert im Glanz des strahlenden Entwurfes sonnte, muss das Ding ja mit Investorengeldern bezahlt werden - und in Zeiten der Finanzkrise dürfte sich die Suche danach noch schwieriger gestalten.

Foto: OMA
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Teuer-Gemäuer
Und noch ein Leuchtturm für die Hafencity. Die Elbphilharmonie der Schweizer Architektenstars Herzog & De Meuron befindet sich derzeit noch im Bau - und bescherte dem Hamburger Senat unter Ole von Beust (CDU) im Jahr 2008 so ungefähr Negativschlagzeilen im Monatstakt.
Das Prestigeprojekt wird den Steuerzahler rund 323 Millionen Euro kosten - dreimal so viel wie geplant (die nicht näher bezifferten Gesamtkosten liegen wesentlich höher, da auch private Investoren beteiligt sind). Außerdem soll der Spielbetrieb erst im Mai 2012 starten - und nicht wie ursprünglich vorgesehen im Herbst 2010.
Die parteilose Kultursenatorin Karin von Welck ficht das nicht an. "Nun haben wir die größtmögliche Kosten- und Terminsicherheit erreicht", sagte sie bei der Verkündung der gesammelten unfrohen Botschaften.
So kann man das natürlich auch sehen.

Foto: AFP
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Schau dich schlau
Architektur sei nur noch "das Resultat von Sicherheitscodes, effizientem Kapitalmanagement, Computerprogrammen und vorherrschendem Geschmack", sagt Aaron Betsky.
Der Architekt amtierte als Chefkurator der elften Architektur-Biennale in Venedig, die den programmatischen Titel hatte: "Out There: Architecture Beyond Building".
Betsky konzipierte eine Schau, bei der der Mensch im Mittelpunkt stehen und Architekten zeigen sollen, wie das "durch, mit oder vielleicht auch ohne Gebäude" funktionieren könnte.
Und so sah das dann auch aus. Wie etwa hier, im deutschen Pavillon, der ...

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... von den Kommissaren Friedrich von Borries und Matthias Böttger besorgt wurde und in dem sich unweigerlich die Frage stellte: Wo bitte geht's denn hier zum Bau?
Denn auf schicke Projektentwürfe verzichteten die beiden - und setzten stattdessen auf eine Vielzahl von Experimenten und Installationen (wie diese von Tom Matton). Von Borries räumte ein, dass vielleicht so etwas wie "starting points" der zukünftigen Nicht-Architektur à la Betsky seien.
Manche Kritiker fanden solche und ähnliche Gedankenspielereien auf der im September 2008 eröffneten Schau aber einfach auch nur: langweilig.

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Aus Alt mach Neu
War einmal - und wird wohl wieder.
Diese Aufnahme zeigt das historische Berliner Stadtschloss mit seiner Barockfassade und den Figuren Schinkels davor. Weil die ehemalige Residenz der preussischen Könige im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde, gab Walter Ulbricht, damals Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, 1950 die Anweisung, den Bau zu sprengen.
Auf dem Platz ...

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... entstand dann in den Siebzigern der DDR-Prestigebau Palast der Republik, im Volksmund auch als "Erichs Lampenladen" bekannt.
In dem 1976 eröffneten Gebäude tagte die Volkskammer der DDR, 1990 verließen die Abgeordneten das asbestverseuchte Haus, ...

Foto: DDP
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... das - frei nach dem Motto planiert statt saniert - mittlerweile komplett abgerissen ist. Raum genug also für eine der größten Architekturkontroversen des Landes, die auch nach weit mehr als einem Jahrzehnt noch immer nichts von ihrer Schärfe verloren hat.
Denn die Idee, das alte Stadtschloss (oder zumindest dessen Fassade) wiederherzustellen, stieß von Beginn an in der Fachwelt auf bisweilen fassungsloses Unverständnis.
Half aber alles nichts: Im November 2008 ...

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... kürte eine 15-köpfige Jury aus Architekten und Politikern diesen Entwurf des Italieners Francesco ("Franco") Stella zum Sieger des ausgelobten Wettbewerbs.
Inmitten der Hauptstadt soll nun das einstige Schloss der Hohenzollern mit drei historistischen Fassaden rekonstruiert werden. Der zuständige Bundesminister ...

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... Wolfgang Tiefensee (SPD) präsentierte den Entwurf voller Stolz gemeinsam mit dem Jury-Vorsitzenden Vittorio Lampugnani.
Die Architekturkritik zeigte sich hingegen weit weniger glücklich. Und auch Tiefensee dürfte das Lächeln vergangen sein: Wie der SPIEGEL kurz vor dem Jahresende aufdeckte, würde eine Umsetzung des Stella-Entwurfs nach Schätzungen des Bundesbauministeriums den vom Bundestag gesetzten Kostenrahmen von 480 Millionen Euro um 10 bis 15 Prozent überschreiten.
Jetzt soll mit dem Baumeister erst einmal über Einsparungen verhandelt werden.

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