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Grippewelle Wo Deutschland schnupft, schnieft und leidet

Die Grippewelle hat ihren Höhepunkt womöglich erreicht - trotzdem sind in Deutschland zuletzt noch Zehntausende erkrankt. Dabei gibt es von Region zu Region große Unterschiede.
Arztbesuche wegen akuten Atemwegserkrankungen vergangene Woche

Arztbesuche wegen akuten Atemwegserkrankungen vergangene Woche

Foto: RKI / AGI

Wer in Deutschland in Bussen und Bahnen unterwegs ist, bei einem Geschäftsessen Hände schüttelt oder sein Kind in der Kita abholt, sollte anschließend vor allem eins tun: sich gründlich die Hände waschen. Aktuell ist die Grippegefahr besonders hoch.

Allein in der vergangenen Woche wurden dem Robert Koch-Institut knapp 24.000 bestätigte Infektionen gemeldet. Seit Herbst ist die Zahl damit auf rund 85.000 gestiegen. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer, da längst nicht jeder Arzt Proben nimmt und im Labor auf Grippeviren prüfen lässt.

72 Menschen sind den Daten zufolge in der vergangenen Woche gestorben, nachdem sie sich mit Influenza infiziert hatten. Die Gesamtzahl liegt damit diesen Winter bislang bei 199 Todesfällen.

Trotzdem enthält der aktuelle Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI  auch eine positive Botschaft. Im Vergleich zur Vorwoche sei die Aktivität leicht zurückgegangen, heißt es dort. Möglicherweise wurde der Höhepunkt der Grippewelle demnach bereits erreicht oder sogar überschritten.

Derzeit deutet vieles darauf hin, dass die Grippewelle diesen Winter deutlich leichter ausfällen könnte als im vergangenen Jahr. Damals hatten Grippepatienten noch Mitte März Arztpraxen und Krankenhäuser lahmgelegt, der Höhepunkt der Grippewelle war erst gegen Ende März überwunden worden.

Die vollsten Praxen in Sachsen, die leersten in Thüringen

Bei der Verteilung der Grippefälle in Deutschland gab es vergangene Woche enorme regionale Unterschiede. Am vollsten waren die Arztpraxen in Sachsen. Dort lag der Praxisindex bei 242. Der Wert beschreibt, wie viele Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen im Vergleich zum Normalzustand zum Arzt gehen. Er wird anhand der Meldungen von mehr als 500 Arztpraxen ermittelt.

Ab einem Wert von 180 gilt der Praxisindex als stark erhöht, der Deutschlanddurchschnitt lag bei 181.

Ebenfalls erhöht war der Praxisindex in der vergangenen Woche in Bayern (196), Rheinland-Pfalz mit dem Saarland (192) sowie Mecklenburg-Vorpommern (189). Vergleichsweise leere Arztpraxen verzeichneten die Forscher hingegen in Thüringen (146), Niedersachsen mit Bremen (156) sowie Sachsen-Anhalt (158).

Nur Erkältung - oder die echte Grippe?

Viele sprechen von einer Grippe, wenn sie nur einen grippalen Infekt haben. Zwischen beiden gibt es aber einen großen Unterschied: Während ein grippaler Infekt in der Regel harmlos verläuft und von vielen verschiedenen Viren verursacht wird, stecken hinter einer echten Grippe allein Influenzaviren.Die Symptome einer Grippe sind deutlich stärker als bei einem grippalen Infekt. Bei älteren, sehr jungen und immungeschwächten Menschen kann eine Infektion lebensgefährlich werden. "Auch wenn beide oft miteinander verwechselt werden, ist die Grippe eine ganz andere Nummer als ein grippaler Infekt", sagt der Virologe Stephan Ludwig von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster."Wenn man eine richtige Grippe hat, dann weiß man das. Dann hat man nicht ein bisschen Schnupfen und Kopfdruck, dann hat man hohes Fieber und Schmerzen." Vor den Influenzaviren schützt die jährliche Grippeimpfung. Die harmlosen Erkältungen hingegen kann auch sie nicht abwehren.

Wie kann man sich vor einer Grippe schützen?

Der wichtigste Tipp ist der einfachste: häufig Hände waschen. Wasser und normale Seife reichen aus, es braucht weder spezielle antibakterielle Seife noch Desinfektionsmittel. Damit alle Krankheitserreger abgespült werden, sollten Handflächen und Fingerzwischenräume mindestens 20 Sekunden lang eingeseift werden.

Ebenfalls ratsam ist, die Hände vom Gesicht fernzuhalten. Hat man etwa in der U-Bahn eine Haltestange angefasst, an der Viren klebten, ebnet der anschließende Griff an Nase oder Mund den Krankheitserregern den Weg in den Körper. Falls möglich hilft es zudem, während der Grippewelle zu anderen Personen Abstand zu halten und wenig Hände zu schütteln.

Abgesehen von den Vorsichtsmaßnahmen existiert eine Impfung gegen Influenza, die jedes Jahr an die aktuell kursierenden Erreger angepasst wird. Das Immunsystem benötigt jedoch im Schnitt zehn bis 14 Tage, bis es den kompletten Impfschutz aufgebaut hat. Außerdem bietet die Impfung keinen hundertprozentigen Schutz, da sich die Influenza-Viren ständig verändern. Die Erkrankung verläuft bei geimpften Personen jedoch in der Regel leichter als bei Ungeimpften, das Risiko für Komplikationen sinkt.

irb