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Nachnamen-Psychologie Krüger oder Kaiser - Karriere geht immer

Nachnamen wie Kaiser und König helfen der Karriere, berichteten Forscher kürzlich. Bauer oder Meier hätten es schwerer auf dem Weg ins Management. Nun kassieren die Wissenschaftler das Ergebnis ein - aus gutem Grund.
Alles klar, Herr König? Edel klingende Nachnamen verbessern doch nicht die Karrierechancen

Alles klar, Herr König? Edel klingende Nachnamen verbessern doch nicht die Karrierechancen

Foto: Corbis

Es klang ja plausibel: Menschen mit edel klingendem Nachnamen wie Frau Fürst und Herr Baron finden eher ihren Weg in eine Führungsposition als Menschen mit gewöhnlicheren Nachnamen wie Frau Schuster oder Herr Fischer - das berichteten Forscher vor Kurzem im Fachblatt "Psychological Science". Raphael Silberzahn und Eric Luis Uhlmann hatten 223.000 Datensätze des Karriere-Netzwerks Xing ausgewertet, ihre Daten untermauerten anscheinend den Effekt. "Es zahlt sich aus, Herr Kaiser zu sein", titelten sie über ihrem Fachartikel. Auch SPIEGEL ONLINE berichtete über die Studie.

Nun haben die beiden Psychologen gemeinsam mit einem weiteren Kollegen, Uri Simonsohn, die Daten noch einmal überprüft und festgestellt : Der Namenseffekt existiert doch nicht.

Was lief schief? Silberzahn und Uhlmann hatten elf edel klingende Nachnamen sowie die hundert häufigsten deutschen Nachnamen in ihrer Analyse betrachtet. Über die Suchfunktion von Xing hatten sie ermittelt, wie viele Personen mit einem bestimmten Namen als Angestellte ohne Führungsposition beziehungsweise als Führungskraft arbeiten. Sie nutzten jedoch nicht die Daten aller Angestellter. Den öffentlichen Dienst klammerten sie aus, weil die Personalpolitik dort nicht mit der im Privatsektor vergleichbar sei, wie sie in der Originalarbeit in "Psychological Science" geschrieben hatten.

Seltene Namen mit häufigen verglichen

In diesem Schritt schlich sich der Fehler ein. Grob gesagt: Je seltener der Name, desto weniger Führungskräfte fielen aus der Ergebnisliste. Da Fürst, König und Ritter nun einmal seltener vorkommen als die 50 häufigsten deutschen Nachnamen, war das Ergebnis der gesamten Studie entsprechend verzerrt. (Wer es ganz genau wissen möchte, kann die Methode hier nachlesen .)

Zur Sicherheit haben Silberzahn, Uhlmann und Simonsohn nun die edel klingenden Nachnamen einzeln mit jeweils 50 ähnlich seltenen Nachnamen verglichen. Baron wurde so beispielsweise Färber und Gerner gegenübergestellt. Der angebliche Karriere-Effekt der Nobel-Namen verschwand bei der neuen Analyse komplett.

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Promi-Namen: Warum heißen die bloß so?

Foto: Eckehard Schulz/ AP

Meier, Müller und Schulze können also aufatmen: Es mag sein, dass Personaler sich noch immer zu stark von Bewerbungsfotos beeinflussen lassen oder Lehrer Vornamen wie Kevin hassen - aber ein schlichter Nachname ist mit Blick auf die Karriere wohl doch kein Nachteil.

wbr