Zum Inhalt springen

PDAs im Test, Teil 1 Palm Vx - Verständnisvoller Schönling

Er ist klein, er ist hübsch, er ist schlau: Für stressgeplagte Menschen kann der Palm Vx schnell unersetzlich werden - solange das mobile Wunderwerk nicht abstürzt.
Von Alexander Stirn

Schick sieht er schon aus, das muss man ihm lassen. Mit seinen eleganten Rundungen, mit seinem matt glänzenden Gehäuse aus eloxiertem Aluminium scheint der Palm Vx wie gemacht für die Meetings dieser Welt, für die Schreibtische in den Führungsetagen und die Stehempfänge der High Society. Überall, wo er auffallend unauffällig aus der Sakkotasche gezogen wird.

Doch Schluss mit den Klischees: PDAs (persönliche digitale Assistenten) wie der nur 115 Gramm schwere Vx des Marktführers Palm sind schon lange nicht mehr allein Spielzeug einer gut verdienenden Technik-Elite. Egal ob Handelsvertreter mit vielen Kundenkontakten, ob termingeplagter Abteilungsleiter oder organisationsliebende Studentin - ein Organizer findet sich mittlerweile in vielen Jackentaschen.

Wobei sich der Palm Vx, das knapp 900 Mark teure deutsche Topmodell des Handheld-Pioniers, sicherlich an die Poweruser richtet: Extrem leicht, extrem dünn, extrem schön. Und das alles mit viel Leistung - so zumindest die Werbung.

Acht Megabyte sind in der Tat ausreichend Platz. 10.000 Adressen, Termine über fünf Jahre, 400 E-Mails und noch viel mehr sollen, so Palm, im Speicher Platz haben. Acht Megabyte sind allerdings nicht genug, um verschwenderisch damit umzugehen: Die U-Bahn-Pläne aus aller Welt, ein kleines Autorennspiel und ein Programm, das aktuelle Nachrichten aus dem Internet saugt - schon sind mehr als 1,5 Megabyte weg.

Der Vx ist kein Gerät, das man ohne Studium der Betriebsanleitung in die Hand nehmen sollte. Besonders die Eingabe von Texten mit dem kleinen Plastikstift erfordert Übung. Ansonsten wird aus einem simplen "Hello World!" leicht "Ollo Woizliti", und "SPIEGEL ONLINE" mutiert gar zu "SIYII GI LOIULIIUI".

Wer sich allerdings an die Malvorlagen hält, erzielt bei den Buchstaben erstaunlich exakte Ergebnisse. Trotzdem: Mehr als eine Adresse oder ein paar Stichworte können ohne Tastatur nicht ohne Mühe eingegeben werden.

So richtig sinnvoll werden die handlichen Organizer zudem erst, wenn mit ihnen auch von überall aufs Internet zugegriffen werden kann. Und da herrscht noch immer gehöriger Nachholbedarf. So ist auf dem Vx von Hause aus weder ein Online-Mailprogramm noch ein Webbrowser installiert. Der "Internet Kit" muss separat geordert werden - für rund 70 Mark. Das ist dreist. Noch frecher wird es allerdings, wenn das Palm-Management eine derartige Aktion auch noch als "Meilenstein" verkaufen will.

Besserung scheint erst nächstes Jahr in Sicht, wenn ein Modul zur Sprach- und Datenkommunikation auf den Markt kommen soll, das den Organizer zum üppigen Handy und das Handy somit überflüssig machen würde. Bis es soweit ist, müssen mobile PDA-Surfer ein tragbares Telefon im Gepäck haben, das in der Regel über eine Infrarot-Schnittstelle angesprochen wird - falls sich die beiden überhaupt verstehen.

Adressorganisation, Terminkalender, Memos, Aufgabenlisten - der Palm Vx erfüllt anstandslos das, was sich sein Papier-überdrüssige Besitzer von einem elektronischen Helfer erwartet. Hier beweist der Marktführer klar seine Stärken. Mensch und Maschine verstehen sich ohne Probleme.

Schwächen

Ärgerlicher sind da schon Kleinigkeiten, die das ansonsten fast makellose Bild trüben: So kann ein regelmäßiger Alarm nicht problemlos nur auf Werktage beschränkt werden. So hält sich das Mail-Programm nicht an Standards ("Antw:" statt "Re:"). So ist die Hilfe ("Alarme für ohne Zeitangabe Ereignisse sind Nicht hörbar") schlampig übersetzt.

Hinzu kommt, dass das Display bei dämmrigem Licht nur schwer lesbar ist. Die Hintergrundbeleuchtung hilft nicht. Im Gegenteil. Auch die serienmäßige Abdeckung des Display - im Prinzip nicht mehr als ein lederbespanntes Stück Karton - kann nicht überzeugen.

Ganz anders, die Zusammenarbeit mit dem heimischen PC: Sowohl der Anschluss des Geräts als auch der Abgleich der Daten funktioniert zumindest zu Beginn einwandfrei. Neue Programme, von denen es als Free- oder Shareware Unmengen gibt, lassen sich schnell und einfach installieren. Unverständlich dagegen, warum die Einstellungen zur Zusammenarbeit mit einem E-Mail-Programm wie dem Netscape Messenger nicht vorgegeben sind, sondern mühsam in der Hilfedatei gesucht werden müssen.

Mehr noch: Wenn von einem Tag auf den anderen die Synchronisation der E-Mails den PC zum Absturz bringt, erscheint ein Palm-Werbespruch in ganz neuem Licht: "Palm Connected Organizer passen sich Ihrer Arbeitsweise an", dichten die PR-Strategen. "Ganz besonders beim Arbeiten unter Windows", möchte der genervte User beim Rebooten hinzufügen.

Der Abgleich mit dem PC, so er denn anstandslos funktioniert, stellt gleichzeitig eine Sicherheitskopie dar: Denn wenn sich der Elektrobutler morgens statt mit den aktuellen Terminen mit einer - wie in unserem Test - "Fatal Exception" meldet, hilft oftmals nur noch der Resetknopf. Und dann sind sowohl die installierten Programme als auch Termine und Adressen weg. Das ist ärgerlich. Mehr noch: Wer sich zu sehr auf sein digitales Gedächtnis verlässt, kann ohne die gespeicherten Informationen ziemlich verlassen dastehen. Ein Organizer, das wird bei solch vermeintlichen Katastrophen deutlich, kann schnell abhängig machen.

Übersicht: Der Palm Vx auf einen Blick