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Netzwelt-Ticker Angriff auf Botnet, Cracker vorgewarnt

Zwei osteuropäische Provider sagten dem Zeus-Botnet den Kampf an - doch offenbar waren die Cracker gewarnt. Außerdem: Google-CEO sieht Einigung mit China, Fernsehhersteller wollen 3-D-TV mit aller Gewalt, ORF Futurezone droht das Aus und heimliche iPad-Versuche von Google? Das und mehr im Überblick.

Jetzt geht es noch mehr Botnets an den Kragen: Indem sie mehreren verdächtigen Internetanbietern einfach den Saft abdrehten, konnten zwei osteuropäische Internetdienstleister - Ihome aus der Ukraine, Oversun Mercury aus Russland - dem Zeus-Botnet erheblichen Schaden zufügen . Mindestens ein Viertel der Zentralserver, der Kommunikationszentralen eines Botnets, gingen am Dienstag um 10:22 Greenwich-Zeit offline - und mit ihnen zahllose legitime Internetangebote, die auch von den verdächtigen Providern ins Netz gebracht wurden.

Damit bleiben die einzelnen Bots, die von dem Zeus-Trojaner befallenen Rechner, zwar nach wie vor infiziert, die Botnet-Kriminellen aber haben keinen Zugriff mehr auf sie, können keine Daten mehr abgreifen. Folgt keine Zweitinfektion, sind die Bots damit für den Botnet-Betreiber verloren. Doch eines verunsichert Sicherheitsexperten, die sich die Aktion gegen das Botnetz anschauten. Mary Landesman etwa machte zwei Tage vor der Abschaltung eine immense Aktivität im Zeus-Botnet aus - und interpretiert das als Zeichen dafür, dass die Botnetbetreiber eine Vorwarnung erhalten hatten und der drohenden Verödung mit gesteigerter viraler Aktivität entgegentreten wollten? "Das ist zweifellos ein seltsamer Zufall," sagte Landesman "The Register" . "Ich glaube, das ist ein Zeichen für eine Vorwarnung und der Versuch, neue Bots rauszuhauen."

Wie auch immer: Botnet-Betreiber sehen schweren Zeiten entgegen, seitdem sich international herumgesprochen hat, wie einfach man Botnetze fast schon ausknipsen kann - wenn man weiß, wo ihre Zentralserver stehen. Der Angriff auf Zeus folgt den erfolgreichen Aktionen gegen das Mariposa - und Waledac-Botnet (siehe Bilderstrecke unten).

Fotostrecke

Der Fall Waledac: Ende eines Botnets

Da das Zeus-Botnet in Wirklichkeit die Summe einer Vielzahl kleiner Botnets ist, die mithilfe des Zeus-Botnetbaukastens teils von Laien erstellt wurde, reicht es nicht, einzelne Kontrollserver abzuschalten. Es würden einfach nur sofort neue Botnetze entstehen und neue Rechner und Server befallen. Einen wirklichen Schutz bietet nur ein aktuelles, ständig auf dem neusten Stand gehaltenes Betriebssystem mit einer ebenso gewarteten Antivirus-Software - und reichlich Internettüchtigkeit, um nicht auf jede Link-Verlockung hereinzufallen.

Google-CEO Schmidt: Bald Einigung mit China

Google wolle schon bald mit den chinesischen Behörden zu einer Einigung über die Zukunft der Geschäfte des Internetunternehmen in China  kommen. Das sagte der Google-Geschäftsführer Eric Schmidt Reportern auf dem Abu Dhabi Media Summit in den Vereinigten Arabischen Emiraten. "Wir sind in Verhandlungen mit der chinesischen Regierung," sagte Schmidt. Man werde nicht zum Status der Verhandlungen Stellung nehmen, es werde aber "bald etwas passieren."

Vor zwei Monaten hatte Google angekündigt, die Suchmaschinen-Selbstzensur in China zu beenden und die China-Büros dicht zu machen, nachdem das Unternehmen den Ursprung massiver Hack-Attacken in China ausmachte. Wie so eine Google-Selbstzensur  aussieht, zeigt "Wired" auf einem Screenshot.

Hype oder nicht? 3-D-TV mit aller Gewalt

Die Fernsehhersteller Sony und Panasonic blasen zum Angriff in 3D: Panasonic verkauft ab sofort Plasma-Fernseher mit einem passenden Blu-ray-Player in der US-Kette "Best Buy" für zusammen 2900 Dollar. Sony wird im nächsten Finanzjahr die Produktion von TV-Geräten um 70 Prozent auf 25 Millionen Geräte vergrößern und dabei aggressiv auf 3D-Modelle setzen .

Allein: 3D-Filme, geschweige denn -Sendungen gibt es bislang kaum - erst im Juni soll in den USA der erste 3D-Fernsehkanal starten, möglicherweise mit einem Sportprogramm.

Softwarelabor: Sind das Googles iPad-Pläne?

In Google Softwarelabor "Google Labs" ist ein neues Experiment aufgetaucht: Google Reader Play . Diese Adaption des Google-Nachrichten-Aggregators "Google Reader"  zeigt Webgeschichten großformatig, luftig und leicht zu lesen im Querformat an. Gesteuert wird mit ein paar ganz harmlosen Mausklicks - die genau so gut Fingerwischer sein könnten . Denn Google Reader Play sieht so aus, wie man sich eine Nachrichten-Software für Apples Tablet iPad vorstellten könnte: Leicht zu bedienende Inhalte, kein Schnickschnack - fast kein Schnickschnack. Ohne eine rudimentäre "soziale" Anbindung kommt auch Reader Play nicht aus. Nachrichten oder Blogposts, die dem Leser gefallen, kann er mit einem Klick kennzeichnen: interessant auch für andere Internetnutzer. Die gleiche Funktion soll der Software auch beibringen, was einen selbst interessiert, und so auf den Leser zugeschnittene Vorschlagslisten möglich machen.

ORF-Finanzdirektor droht Futurezone

Um eine geplante Obergrenze für Onlinewerbung  loszuwerden, schreibt der "Standard", überlegt der Finanzdirektor des Österreichischen Rundfunk (ORF), Richard Grasl, das Online-Nachrichtenangebot Futurezone zu schließen . Der ORF könne sich im Internet künftig auf Bewegtbild konzentrieren und den Verlagen den Text überlassen. Auf das "Special Interest"-Angebot Futurezone könnte der ORF beispielsweise verzichten. Auf die hausinterne Drohung angesprochen, antwortet Karl Pachner, Geschäftsführer von ORF Online und Teletext, ausweichend: "Das wird noch lange nicht Realität." Aus ORF-Kreisen heißt es jedoch anonym und weniger optimistisch: "Futurezone ist ein Bauernopfer - als erfolgreiches, international angesehenes Onlineangebot war es den österreichischen Verlagen schon immer ein Dorn im Auge." Oder übersetz: In Österreich streiten sich wie in Deutschland die privaten und öffentlichen Medien mit aller Macht um Marktanteile im Netz.

Chatroulette mit Geotag

Wo sitzt der grüne Gemüsehai, wo wohnt die schweigende Mützendame? Zum Beispiel in Krempe, Schleswig-Holstein oder Bad Abbach, Bayern. Der Chatroulette-Zufallsgenerator bringt Chatroulette-Mitspieler aus aller Welt zueinander - die Chatroulette-Landkarte  bringt zumindest wieder geographische Ordnung ins Gewühl. Anhand der IP-Adressen, die Chatroulette-Spieler sich automatisch gegenseitig zuspielen, erstellt Chatroulettemap.com eine Landkarte mit Screenshots von gerade aktiven Chatroulette-Spielern. Unheimlich und faszinierend, wie ein vergessenes Gurkenglas an der Rückwand des Kühlschranks.

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