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Vatikan Papst Franziskus schafft neue Finanzkontrollgremien

Papst Franziskus bastelt weiter an seinem Reformkurs. Mit einem "Motu Proprio" hat der Pontifex die Gründung eines Wirtschaftsrates verfügt. Das Ziel: Mehr Kontrolle über die Finanzen des Vatikans und eine gerechtere Verteilung des Geldes.
Papst Franziskus: "Unterstützung von Hilfsprogrammen vorantreiben"

Papst Franziskus: "Unterstützung von Hilfsprogrammen vorantreiben"

Foto: Fabio Frustaci/ dpa

Vatikanstadt - Die strukturellen Reformen unter Papst Franziskus gehen weiter. Wie italienische Medien berichten, soll der Pontifex beschlossen haben, zwei neue Abteilungen zu gründen. In einem Apostolischen Schreiben verfügte er die Schaffung zweier neuer Strukturen im Vatikan: eines Wirtschaftssekretariats und eines Wirtschaftsrats.

Beim Wirtschaftssekretariat handelt es sich um eine Art Finanzministerium. Ihm soll in Zukunft der australische Kardinal George Pell, 72, vorstehen, der derzeit Erzbischof von Sydney ist. Das Sekretariat soll die Finanzen und die Verwaltung des Vatikanstaates überwachen. Es wird verantwortlich sein für die Erstellung des Jahresetats für den Heiligen Stuhl und den Vatikanstaat, außerdem für Personalführung und Verpflegung. Das Gremium ist verpflichtet, eine detaillierte Bilanz des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaates vorzulegen.

Zudem wird es einen aus 15 Mitgliedern bestehenden Wirtschaftsrat geben. Acht Kardinäle und Bischöfe sowie sieben Laien sollen in ihm vertreten sein; Finanz- oder Wirtschaftsexperten aus verschiedenen Ländern. Wer genau berufen wird, ist noch unklar.

Laut Federico Lombardi soll der Rat "die Politik und die Anordnungen formulieren, die das Sekretariat umsetzt". Ziel der neuen Sturkuturen sei es, Ressourcen besser zu nutzen, und "die Unterstützung für verschiedene Hilfsprogramme voranzutreiben, vor allem für Arme und Ausgegrenzte". Franziskus will also offenbar nicht nur die Kontrolle über die Finanzen verschärfen, sondern auch die Gelder anders verteilen.

Ein "Super-Wirtschaftsministerium im Vatikan" sei entstanden, schreibt die "Repubblica". Ein noch einzusetzender Revisor werde das Recht haben, jede Form von Revision anzuordnen.

Was mit dem umstrittenen "Institut für die religiösen Werke", dem skandalreichen IOR, geschehen soll, scheint weiter unklar. "Hierzu gibt es noch keine Entscheidung", sagte Lombardi. Der frühere Vatikanbank-Chef Ettore Gotti Tedeschi hatte wegen verdächtiger Millionen-Transfers seinen Hut nehmen müssen. Wegen Geldwäscheverdachts froren italienische Ermittler zwischenzeitlich auch Gelder des Instituts ein, die sich auf Konten italienischer Banken befanden.

Die 1967 gegründete Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (APSA) sei von der Reform nicht betroffen, hieß es aus dem Vatikan. Die Behörde der römischen Kurie habe die Funktion einer "Zentralbank des Vatikans, mit allen Verbindlichkeiten und der Verantwortung vergleichbarer Institutionen weltweit". Das vatikaninterne Kontrollgremium A.I.F (Autorità di Informazione Finanziaria) werde sich weiter um die Prävention von Geldwäsche und anderen kriminellen Transaktionen kümmern.

Das Apostolische Schreiben des Papstes soll am Nachmittag auf der Webseite des "Osservatore Romano" publiziert werden. Die heutige Bekanntmachung kommt an dem Tag, an dem sich der Rat der 15 Kardinäle, die im Auftrag von Franziskus über eine Reform der Kurie beraten sollten, zum letzten Mal zusammenfindet. Der neue Wirtschaftsrat soll nun die Empfehlungen umsetzen.

ala