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Fall Epstein Veteranen fordern Queen auf, Prinz Andrew seine militärischen Titel abzuerkennen

»Wir sind äußerst bestürzt und verärgert darüber, dass Prinz Andrew nach wie vor Mitglied der Streitkräfte ist«: Veteranen wollen, dass der 61-Jährige seine militärischen Titel verliert. Diesem droht ein Prozess.
Prinz Andrew (im September 2019): Legte seine öffentlichen Ämter im November desselben Jahres nieder

Prinz Andrew (im September 2019): Legte seine öffentlichen Ämter im November desselben Jahres nieder

Foto: JOHN THYS / AFP

Mehr als 150 Veteranen haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie die britische Königin Elizabeth II. auffordern, ihrem Sohn Prinz Andrew wegen Verbindungen zum Multimillionär Jeffrey Epstein und dessen mutmaßlichem Missbrauchsnetzwerk seine militärischen Titel abzuerkennen.

»Wir sind äußerst bestürzt und verärgert darüber, dass Prinz Andrew nach wie vor Mitglied der Streitkräfte ist und weiterhin militärische Titel, Positionen und Ränge innehat, darunter den des Vizeadmirals der Royal Navy«, heißt es in dem Schreiben. »Offiziere des britischen Militärs sind den höchsten Standards an Redlichkeit, Ehrlichkeit und ehrenhaftem Verhalten verpflichtet.« Prinz Andrew, dem wegen Missbrauchsvorwürfen in den USA ein Zivilprozess droht, habe diese Standards nicht erfüllt.

»Wäre dies irgendein anderer ranghoher Militäroffizier, wäre es unvorstellbar, dass er noch im Amt wäre«, hieß es weiter in dem Schreiben. Man fordere die Queen daher auf, ihrem zweitältesten Sohn alle verbleibenden militärischen Titel und Ränge zu entziehen. »Wir verstehen, dass er Ihr Sohn ist, aber wir schreiben Ihnen in Ihrer Rolle als Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaberin der Streitkräfte.« Diese Schritte hätten schon vor langer Zeit passieren können, sollten nun aber nicht länger aufgeschoben werden.

Ein Prozess gegen Prinz Andrew ist mit der Entscheidung eines Gerichts in New York am Mittwoch ein Stück näher gerückt: Der Richter lehnte die Einwände von Andrews Anwälten ab, die die Klage im Keim ersticken wollten. Die US-Amerikanerin Virgina Giuffre wirft dem Prinzen vor, sie vor rund 20 Jahren als 17-Jährige mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Demnach wurde sie vom mittlerweile gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein vermittelt. Andrew weist die Vorwürfe zurück.

Zuletzt war eine zuvor geheime Einigung Giuffres mit Epstein aus dem Jahr 2009 publik geworden. Darin hatten die beiden vereinbart, dass Giuffre niemanden aus Epsteins Umfeld beschuldigen dürfe, der als »potenzieller Angeklagter« gelten könnte. Prinz Andrews Anwälte hatten daraufhin argumentiert, die Abmachung bewahre ihren Mandanten vor einer Klage. Der zuständige Bezirksrichter entschied jedoch anders.

»Unabhängig vom Ausgang des Zivilprozesses von Virginia Giuffre gegen Prinz Andrew ist seine Position in den britischen Streitkräften jetzt unhaltbar«, heißt es dazu in dem Schreiben der Veteranen.

Seine öffentlichen Aufgaben als Mitglied der Royal Family hat der Sohn der Queen schon nach Bekanntwerden der Vorwürfe niedergelegt, die militärischen Titel aber bislang behalten.

bbr/dpa/Reuters