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Royals in Großbritannien Trauerfeier für Prinz Philip – Queen ordnet Zivilkleidung an

Wenige Tage vor der Beerdigung des Ehemanns von Königin Elizabeth II. werden Details der Zeremonie bekannt. Berichten zufolge traf die Queen eine Entscheidung, um Prinz Harry eine Peinlichkeit zu ersparen.
Queen Elizabeth II. (Ende März)

Queen Elizabeth II. (Ende März)

Foto: Steve Reigate, Daily Express / dpa

Die britische Königsfamilie bereitet sich auf die Trauerfeier von Prinz Philip am Samstag vor. Prinz Charles und seine Frau Herzogin Camilla besichtigten am Donnerstag Blumen und Beileidskarten, die – trotz der Bitte, davon abzusehen – noch immer von Menschen am Buckingham-Palast abgelegt werden.

Prinz Philip war am vergangenen Freitag im Alter von 99 Jahren gestorben. Die Royals werden bei der Trauerfeier auf dem Gelände von Schloss Windsor keine Militäruniformen tragen – Medienberichten zufolge unter anderem aus Rücksicht auf Prinz Harry. Die Queen wolle, dass die Männer der Familie zivile Kleidung tragen, schrieb die Zeitung »The Sun«  unter Berufung auf Insider-Quellen in einem Bericht, den auch der »Guardian«  zitierte.

Einer Stellungnahme des Buckingham-Palasts zur Kleiderordnung zufolge sollen die Männer einen sogenannten Morning Coat oder Cutaway tragen, das Gegenstück zum Frack, der nur für abendliche Anlässe vorgesehen ist. Neben dem engsten Familienkreis werden am Samstag auf Schloss Windsor auch Militärvertreter Teil der Zeremonie sein.

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Mehrere deutsche Verwandte eingeladen

Auf der vom Palast veröffentlichten Gästeliste, die wegen der Coronaregeln nur 30 Personen umfassen darf, sind drei Deutsche zu finden, mit denen Philip über seine Schwestern verwandt war: Bernhard Prinz von Baden, Heinrich Donatus Prinz von Hessen und Philipp Prinz zu Hohenlohe-Langenburg.

Der Mitteilung zufolge muss die königliche Familie bei der Trauerfeier Schutzmasken tragen und Abstand halten. Statt der Gäste selbst soll wegen der Corona-Ansteckungsgefahr nur ein kleiner Chor aus vier Personen bei der Zeremonie singen. Außerdem wird die musikalische Untermalung durch die Vertreter der Royal Navy und der Marine eine zentrale Rolle spielen.

Da Prinz Harry sich mit seiner Frau Meghan aus dem Königshaus zurückgezogen hat, musste er auch seine militärischen Titel abgeben. Laut Protokoll darf er daher auch nicht mehr in militärischer Uniform auftreten, sondern höchstens seine Medaillen auf einem Anzug tragen. Damit Harry, der zweimal in Afghanistan diente, nicht als einziges hochrangiges Familienmitglied ohne Uniform kommen muss, soll nun dem Bericht zufolge die gesamte Familie auf diese verzichten.

Der Kompromiss könnte ein erster Schritt für eine Annäherung zwischen Prinz Harry und seiner Familie sein. Die Gräben hatten sich seit seinem Abschied vertieft – vor allem nach dem Fernsehinterview von Harry und Meghan , in dem diese Rassismus und mangelnde Unterstützung im Königshaus kritisiert hatten. Die Brüder Prinz William und Prinz Harry werden nicht direkt nebeneinander, sondern getrennt durch ihren Cousin Peter Philips hinter dem Sarg ihres Großvaters laufen.

Ein weiterer Grund für den Verzicht auf Uniformen könnte den Berichten zufolge aber auch der Wunsch von Prinz Andrew gewesen sein, eine Admiralsuniform zu tragen. Die Beförderung zum Admiral hätte eigentlich zu seinem 60. Geburtstag angestanden, Andrew verzichtete allerdings wegen Vorwürfen gegen ihn im Epstein-Missbrauchsskandal.

Der zweitälteste Sohn der Queen war wegen seiner Freundschaft mit dem inzwischen gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein in Bedrängnis geraten. Er hatte sich Ende 2019 von seinen royalen Aufgaben vorerst zurückgezogen. Epstein soll jahrelang einen Missbrauchsring mit minderjährigen Opfern betrieben haben. Eine Frau behauptet, sie sei als 17-Jährige mehrmals zum Sex mit dem Herzog von York gedrängt worden. Andrew bestreitet das. Doch in einem als Befreiungsschlag gedachten BBC-Interview machte er keine gute Figur.

Nach Informationen der »Sun« hätte es in der Marine »ernsthaften Unmut« gegeben, hätte der 61-Jährige an seinen Plänen festgehalten. Dem »Daily Telegraph« und der »Sun« zufolge gab es wegen der Uniformfrage »heftige Diskussionen« innerhalb der Königsfamilie, bis die Queen »persönlich eingeschritten« sei.

Unterdessen laufen in England Proben und Sicherheitsoperationen, um einen reibungslosen Ablauf der Zeremonie am Samstag zu gewährleisten. Nach Angaben der Polizei von Donnerstag wurde am Dienstag ein Mann mit einer Axt in der Nähe des Buckingham-Palasts festgenommen. Der Hintergrund ist unklar. In Windsor, wo die Beerdigung stattfinden wird, durchkämmten Spezialeinheiten bereits Mülleimer, Briefkästen und Telefonzellen auf der Suche nach verdächtigen Gegenständen.

wit/dpa/AFP