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Irak Uno warnt vor übereilter Hinrichtung Saddams

Die Hinrichtung des irakischen Ex-Diktators Saddam Hussein steht offenbar kurz bevor: Dem US-Sender Fox News zufolge ist die irakische Regierung "bemüht, die Hinrichtung Saddams hinter sich zu bringen". Uno-Menschenrechtskommissarin Arbour warnte dagegen vor einer übereilten Vollstreckung.

Bagdad/ Zürich - Der Irak und die internationale Gemeinschaft hätten ein Interesse sicherzustellen, dass die Todesstrafe nach einem glaubwürdigen und unparteiischen Verfahren verhängt worden sei, erklärte Uno-Menschenrechtskommissarin Louise Arbour. "Das trifft besonders in einem so außergewöhnlichen Fall wie diesem zu", fügte sie hinzu.

Die umfangreiche und komplexe Bestätigung des Todesurteils durch das Berufungsgericht müsse genau erörtert und die Zweifel an der Fairness des Prozesses müssten ausgeräumt werden, forderte Arbour. Zudem habe Saddam nach internationalen Vereinbarungen, die der Irak anerkannt habe, das Recht auf ein Gnadengesuch.

Die US-Regierung stellt sich nach der Bestätigung des Todesurteils gegen Saddam offenbar auf eine Hinrichtung des irakischen Ex-Dikators vielleicht schon am morgigen Samstag ein. Entsprechendes verlautete gestern aus Regierungskreisen in Washington. Die Einschätzung basiere auf Informationen, die US-Vertreter in Bagdad von der irakischen Regierung erhielten, hieß es. "Ich habe gehört, dass es wahrscheinlich nur noch zwei weitere Tage sein werden", sagte ein hochrangiger Mitarbeiter von US-Präsident George W. Bush am Donnerstag.

Wie der US-Sender NBC berichtete, haben die irakischen Behörden bereits die Überstellung Saddams aus US-Gewahrsam beantragt. Der Rundfunksender Fox News berichtete, die irakische Regierung sei "bemüht, die Hinrichtung Saddams hinter sich zu bringen".

Die für den Heimatschutz zuständige Beraterin des US-Präsidenten, Frances Fragos Townsend, sagte in einem Interview mit dem US-Sender CNN, dass Saddam den irakischen Behörden auf Antrag überstellt würde. Ob ein solcher Antrag bereits gestellt sei, sagte sie jedoch nicht. Saddam befindet sich in Bagdad in Gewahrsam des US-Militärs.

Die irakische Regierung hat erklärt, sie wolle das Todesurteil möglichst rasch vollstrecken. Die Frist von 30 Tagen werde nicht voll ausgeschöpft, sagte ein Vertrauter von Ministerpräsident Nuri al-Maliki. Wegen eines Massakers an Schiiten in den achtziger Jahren wurde der frühere Machthaber am 5. November zum Tod durch den Strang verurteilt. Ein Berufungsgericht hatte am Dienstag das Todesurteil bestätigt, das im November gegen den ehemaligen Machthaber wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhängt worden war.

Angesichts seiner drohenden Hinrichtung hat sich Saddam Hussein nach Angaben eines seiner Anwälte nochmals mit Angehörigen getroffen und seiner Familie Botschaften übermittelt. Saddams Treffen mit seinen Halbbrüdern Sabawi und Watban Ibrahim Hassan al-Tikriti, die sich beide in US-Haft befinden, habe in seiner Zelle in einem Bagdader Gefängnis stattgefunden, teilte ein Anwalt Saddams mit. Wachmänner des Gefängnisses hätten ihm dies berichtet.

Demnach sei Saddam guter Dinge und bereit, als Märtyrer zu sterben. Obwohl er keine Einzelheiten wisse, spüre Saddam, dass etwas im Zusammenhang mit dem Urteil geschehe, sagte Anwalt Badie Aref.

hen/Reuters/AP/dpa

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