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Nebenjobs im Bundestag Jeder zweite CSU-Abgeordnete verdient was dazu

Auffällig viele Unionspolitiker gehören zu den Top-Verdienern im Bundestag. Der Vergleich der Fraktionen zeigt: Besonders lukrative Nebenjobs haben Parlamentarier aus Bayern.
Die Unionsbank im Bundestag: Üppige Nebeneinnahmen in Reihen von CDU und CSU

Die Unionsbank im Bundestag: Üppige Nebeneinnahmen in Reihen von CDU und CSU

Foto: Kay Nietfeld/ dpa

631 Parlamentarier sitzen im Bundestag. Im Mittelpunkt der Tätigkeit eines Volksvertreters soll die Ausübung des Mandats stehen. Tätigkeiten neben dem Mandat sind erlaubt, müssen aber angezeigt werden. So wollen es das Abgeordnetengesetz und die Verhaltensregeln .

In der Praxis handhaben die Abgeordneten das Thema Nebenjobs aber recht unterschiedlich. 91 von ihnen konzentrieren sich auf ihre Arbeit in Bundestag und Wahlkreis, sie geben keine Nebentätigkeit an. 156 Parlamentarier haben nebenbei Aufgaben und lassen sich diese vergüten - hauptsächlich handelt es sich dabei um Juristen. Die Abgeordneten müssen jede einzelne Nebentätigkeit veröffentlichen, wenn sie mit mehr als 1000 Euro im Monat oder 10.000 Euro im Jahr vergütet ist.

In dieser Legislaturperiode haben die Bundestagsabgeordneten nach Berechnungen von abgeordnetenwatch.de  neben ihrem Mandat insgesamt rund 11,65 Millionen Euro kassiert. Unter den 16 Top-Verdienern, die Einkünfte von mehr als 150.000 Euro veröffentlicht haben, finden sich 13 Parlamentarier der Union. Dabei sind etwa der CSU-Innenexperte und Jurist Hans-Peter Uhl und der Ex-Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU), der nebenbei in unterschiedlichen Funktionen für Unternehmen tätig ist.

Wie viel genau die Parlamentarier kassieren, wird trotz der Regeln des Bundestags nicht bekannt. Die Abgeordneten müssen die Einkünfte nicht in Euro und Cent beziffern, sondern ordnen sie in ein Zehn-Stufen-System ein. (Lesen Sie hier mehr zu dem Zehn-Stufen-System und der Zehn-Millionen-Euro-Grauzone)

Details zur Auswertung

Die größten Nebeneinnahmen haben in der Union Bundestagsabgeordnete aus der Landwirtschaft:

  • In der CSU ist der Finanzpolitiker  Philipp Graf Lerchenfeld Spitzenreiter, er führt die Gesamtliste der Top-Verdiener im Bundestag mit mindestens 1,15 Millionen an.

  • Auf Platz zwei folgt der CDU-Mann Albert Stegemann, ebenfalls Landwirt. Er hat Einnahmen von mindestens 878.000 Euro in dieser Legislatur auf der Bundestagswebsite angegeben.

Auf Platz zwölf der Liste findet sich der erste SPD-Politiker: der ehemalige Kanzlerkandidat Peer Steinbrück: Er gibt mindestens 189.000 Euro an Nebeneinkünften als Redner, Autor und Berater an.

Bei der Opposition fallen die Einnahmen aus Nebenjobs geringer aus:

  • Bei der Linken führt Fraktionschef Gregor Gysi die Liste an. Der Anwalt nennt Einkünfte von mindestens 67.000 Euro.

  • Peter Meiwald verzeichnet bei den Grünen mit mindestens 30.000 Euro die höchsten Nebeneinnahmen. Der Sozialpädagoge ist Mitglied des Aufsichtsrats des Energieunternehmens EWE AG in Oldenburg.

Knapp jeder vierte Parlamentarier lässt sich in dieser Legislaturperiode einen Nebenjob bezahlen - bei der CSU sind es sogar 48 Prozent. Zum Vergleich: In der CDU sind es 28 Prozent, bei der SPD 20 Prozent, bei der Linken 14 Prozent und den Grünen 16 Prozent. Hier sehen Sie die Nebenjobs der Abgeordneten nach Fraktionen aufgeschlüsselt:

Interessant ist auch, wie sich die Höhe der Mindestnebeneinnahmen je Fraktion verteilt - die Großverdiener finden sich bei CDU und CSU. Fahren Sie mit der Maus über die Punkte, um die Namen und Mindesteinnahmen der Abgeordneten zu erfahren:

Diese Abgeordneten haben Einkünfte mit hohen Stufen


abgeordnetenwatch.de fordert, dass die Abgeordneten sämtliche Nebeneinkünfte auf Euro und Cent genau offenlegen. Das Politikportal hat eine Petition gestartet - Titel: "Verschleierung von Nebeneinkünften stoppen!".  Darin werden die Parlamentarier aufgefordert, ein striktes Transparenzgesetz zu beschließen.